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Das Garde-Blasorchester – Tradition und Gegenwart

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Foto: Wjara Jowewa

Der erste Herrscher Bulgariens nach der Neungründung des Staates 1878, Fürst Alexander I., hatte per Erlass vom 9. Januar 1880 den Kriegerheiligen Georg zum Schutzpatron der bulgarischen Streitkräfte ausgerufen und seinen Festtag zum Ehrentag der Armee erklärt. In den Jahren des Kommunismus wurde diese Tradition unterbrochen und erst nach der Wende zur Demokratie wiederhergestellt. Der Georgstag ist insbesondere für die Musiker des Garde-Blasorchesters von Bedeutung. Es ist der Nationalgarde unterstellt und wird von Major Radi Radew geleitet. Das Orchester spielt zu allen feierlichen Anlässen des Staates. Sein traditionelles Konzert zum Georgstag wird live von allen Programmen des Bulgarischen Nationalen Fernsehens ausgestrahlt.

Die Geschichte unseres Orchesters ist sehr interessant; sie ist voller Wandlungen“, erzählt Major Radew. „Aufgebaut wurde es auf der Grundlage des ersten Blasorchesters in Bulgarien, in dem vornämlich tschechische Musiker spielten. Sie wurden unmittelbar nach der Neugründung des Landes 1878 nach Bulgarien eingeladen. Ihr erstes Konzert gaben sie in der alten Reichshauptstadt Tarnowo und erst 1892 wurde das Orchester in die neue Hauptstadt Sofia verlegt und der Leibgarde unterstellt. Sein erster Dirigent war ein Tscheche. In den Anfangsjahren war es zur Tradition geworden, tschechische Musiker als Orchesterleiter zu engagieren. Der erste Bulgare, der die Leitung das Orchesters übernahm, war Georgi Atanassow, von dem auch die erste Symphonie stammt, die in Bulgarien komponiert worden ist. Die meisten bulgarischen Musiker, die nach und nach in das Orchester aufgenommen wurden, hatten in Deutschland, Österreich oder Tschechien studiert. In jenen Jahren war es nicht einzig ein Blas-, sondern auch ein Symphonieorchester. Erst 1936 wurde der Entschluss gefasst, beide Klangkörper zu trennen. Und so entstand 1937 die Bulgarische Philharmonie. Es gab bereits auch eine Reihe weiterer Blasorchester im Land, die hohes Ansehen genossen. Es ist kein Geheimnis, dass bei der Gründung des Bulgarischen Komponistenverbandes seine Mitglieder vor allem aus Blasorchesterdirigenten bestanden.“

1944 wurde mit dem Machtantritt der Kommunisten das Gardeorchester aufgelöst“, erzählt Major Radew weiter. „1951 wurde dann das „Zentrale Blasorchester“ der damaligen Bulgarischen Volksarmee geschaffen. Lange Jahre trugen die Musiker normale und keine Gardeuniformen. 2001, das war bereits nach der Wende zur Demokratie, erhielt das Orchester seine frühere Stellung und seinen alten Namen zurück. Unabhängig all der Veränderungen hat das Blasorchester stets die gleichen Funktionen erfüllt, nämlich zu verschiednen staatlichen Zeremonien zu spielen. Und immer war das Orchester ein Aushängeschild der Armee und der Musikkultur Bulgariens überhaupt. In den letzten Jahren haben wir etliche Konzerttourneen realisier. Wir sind häufig in Deutschland zu Gast, wo wir uns der Achtung und des Ansehens des dortigen Publikums erfreuen. 2009 hatte man uns nach Sankt Petersburg eingeladen; wir waren auch auf Einladung der bulgarischen Juden in Israel.

Welche Werke werden bevorzugt am Georgstag gespielt, fragen wir weiter den Leiter des Garde-Blasorchesters, Major Radew.

Es gibt ein streng festgelegtes Repertoire, das am 6. Mai vorgetragen wird“, erzählt der Dirigent. „All die Märsche stehen in Verbindung mit der bulgarischen Geschichte, die vom Blut der gefallenen bulgarischen Soldaten getränkt ist. Einige der Märsche entstanden in den Balkankriegen und dem Ersten Weltkrieg. Es sind Marschlieder, die auch heute im Militäralltag gespielt werden, deren Entstehungsgeschichte aber auch sehr interessant ist. Nehmen wir zum Beispiel den sogenannten Trojaner-Marsch, komponiert von Kamen Lukow, der zu den produktivsten bulgarischen Komponisten von Blasmusik gehörte. Diesen Marsch schrieb er 1917 zwischen den Gefechten von Dojran. Als der Marsch zum ersten Mal gespielt wurde, stellten die Gegner das Gefecht plötzlich ein. Dasselbe geschah auch am Tag darauf, woraufhin von englischer und französischer Seite Verhandlungsführer gesandt wurden, mit der Bitte, ihnen die Noten für diesen Marsch zu geben. Das ist wirklich eine hohe Anerkennung für die bulgarische Komponistenschule.

Das Garde-Blasorchester, das ich nun leite“, setzt Major Radi Radew fort, „interpretiert Werke verschiedenster Genres – Klassik, Jazz und Rock. In den vergangenen Jahren hatten wir etliche gemeinsame Projekte, darunter mit dem Radiokinderchor und verschiedenen Pop-Interpreten. Anlässlich des heutigen Georgsfestes möchte ich alle Militärangehörigen, wie auch unsere Kollegen, die Militärmusiker des ganzen Landes, beglückwünschen. Ich wünsche allen viel Gesundheit und mögen sie weiterhin das hohe Ansehen der Bulgarischen Armee aufrechterhalten.









Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv und armymedia.bg



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