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Der heilige Nikolaus und seine Verehrung in Bulgarien

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Der heiligen Nikolaus von Myra, genannt der Wundertäter, wird zwei Mal im Jahr verehrt – am 6. Dezember und am 9. Mai (sog. „Sommer-Nikolaus“). Auch an jedem Donnerstag wird seiner gedacht und im Gottesdienst ein spezielles Troparion angestimmt, in dem er als „Stütze des Glaubens, Beispiel der Sanftmut und Lehrer der Enthaltsamkeit“ bezeichnet wird. Solch hoher Ehre kommt unter den Heiligen einzig noch Johannes dem Täufer zuteil.

Der 6. Dezember, an dem der heilige Nikolaus das Zeitliche gesegnet hat, gilt als eines der bedeutendsten Feste in der orthodoxen Kirche. Im Volksglauben der Bulgaren vereinigt dieser Heilige gleich mehrere Gestalten in sich – des Helden mit übernatürlichen Mut und Kräften sowie des Herren über das Meer, das Wasser und die Winde. Nikolaus ist ein vielgestaltiger Heiliger, der mal als junger Recke und mal als alter Greis mit einem langen weißen Bart erscheint. Den Legenden nach habe der Heilige mehrmals das Meer bei stürmischem Wetter beruhigt und das Leben gefährdeter Seeleute gerettet. Daher gilt er als Schutzpatron der Seeleute und Fischer, aber auch der Familie der Kinder sowie der Händler, aber auch der Gefangenen, denn wegen seines Glaubens an Jesus wurde der Wundertäter in einen Kerker eingesperrt und gefoltert. Unabhängig aller seiner Verwandlungen, haben sich unsere Vorfahren ihn mit großen goldenen Flügeln vorgestellt, mit denen er über Meere und Ozeane fliegt. Wenn er jedoch seinen Bart schüttle, würden daraus Schneeflocken fallen.

Viele Märchen und Legenden berichten über den Heiligen. Eine darunter erzählt über die zwei Ehrentage des heiligen Nikolaus und den Neid, den sie bei einem anderen Heiligen hervorgerufen haben. Dieser andere Heilige ist Johannes Cassian d. Römer, der am 29. Februar verehrt wird; in Nicht-Schaltjahren wird seine Messe am Tag zuvor gelesen. Unsere Vorfahren glaubten aber, dass seiner nur an Schaltjahren gedacht wird. Beschrieben wird er in der Überlieferung als ein reicher Mann mit einem pelzbesetzten Mantel, der eine lange Pfeife raucht. Es saß nun tagein tagaus auf einer gepolsterten Bank im Geschützten, wo ihm weder Wind noch Wetter etwas antun konnten, und grübelte nach, warum er wohl nur aller vier Jahre verehrt wird. Da fiel ihm der heilige Nikolaus ein, der gleich zwei Mal im Jahr gefeiert wird. Also machte er sich zum Herrgott auf, um sich bei Ihm darüber zu beschweren. Gott hörte sich die Beschwerde des heiligen Cassian an und ließ daraufhin den heiligen Nikolaus rufen.

Der Engel, der damit beauftragt wurde, musste lange nach ihm suchen und fand ihn, wie er in stürmischer See in Not geratenen Schiffen hilft und Menschen rettet. Der Engel sagte ihm, dass ihn Gott zu sprechen wünsche, woraufhin der heilige Nikolaus entgegnete, dass er erst nach einer Weile kommen könne. Als er endlich vor Gott erschien sagte er: „Entschuldige die Verspätung, Herrgott, aber ich musste einen Meeressturm bändigen, der Schiffe und Menschen verschlingen wollte. Ich würde nicht so durchnässt und schmutzig vor Dir erscheinen, wenn mir nicht der Engel gesagt hätte, dass es eilt.“ Gott wandte sich daraufhin an den heiligen Cassian und meinte: „Siehst du wie nass der heilige Nikolaus ist? Die Drangsal, die er erleidet und der Kampf gegen Wind und Stürme, um Schiffe und Menschen zu retten, haben ihm die zwei Festtage beschert, nicht ich! Für dich, der du im Geschützten sitzest und Pfeife rauchst, ist auch ein Ehrentag aller vier Jahre zu viel!“ Der heilige Cassian ging beschämt, während der heilige Nikolaus sich wieder in den Kampf gegen die Gewalten stürzte.

Der heilige Nikolaus gehört zu den beliebtesten Heiligen in Bulgarien. Ihn zu Ehren wird ein Familienfest veranstaltet. Zum Abendessen wird speziell Fisch zubereitet. Daneben werden auch andere Gerichte aufgetischt, die für die Fastenzeit typisch sind, wie Bohnensuppe oder mit Reis gefüllte Weinlaub-Rouladen. Früher glaubte man, dass man unbedingt Karpfen zubereiten müsse, weil nur dieser Fisch das Zeichen Gottes trägt – gemeint ist die kreuzartige Gräte am Kopf. Außerdem soll ein Karpfen dem Heiligen geholfen haben, in Not geratene Fischer zu retten. Am Nikolaustag wird heutzutage jede Sorte Fisch gegessen.

Der Tradition nach wird an diesem Tag keine Hausarbeit verrichtet. Der heilige Nikolaus sei nämlich nicht nur Schutzherr der Fischer und des Meeres, sondern auch des rituellen Festessens. Und so wird sein Fest bis heute gebührend begangen und ganz besonders, wenn jemand in der Familie den Namen dieses Heiligen trägt.








Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Archiv



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