In Bulgarien spricht man seit langer Zeit über den Übergang zum Euro, doch konkret hat sich bis heute nichts getan. Die bulgarischen Spitzenpolitiker scheinen sich in dieser Beziehung voll und ganz an das lateinische Sprichwort „Festina lente“ (Deutsch: Eile mit Weile) zu halten. Es könnte auch nicht anders sein, denn in Bulgarien amtiert ein Währungsrat und der heimische Währung (Lew) ist an den Euro gekoppelt. Dessen Schwankungen gehen automatisch auf den Lew über. Obwohl der Lew die offizielle Landeswährung ist, werden dennoch einige Großkäufe, wie beispielsweise bei Immobiliengeschäften, in Euro abgewickelt. Bulgarien ist aber kein Mitglied des Eurogebiets und hat entsprechend keine Verpflichtungen, aber auch keine Vorteile. Es ist aber besser als gar nichts! Wirtschaftlich haben wir es mit einem 4prozentigen Wirtschaftswachstum bewiesen.
Alles ist aber nur eine vorübergehende Lösung – das Endziel ist der Beitritt zum Eurogebiet. In dieser Beziehung kamen in der letzten Zeit gute Nachrichten in Sofia an. Der Vizepräsident der Europäischen Kommission Valdis Dombrovskis, der für die gemeinsame europäische Währung und den sozialen Dialog verantwortlich ist, äußerte, dass Bulgarien bereit sei, dem Wechselkursmechanismus II beizutreten. Für gewöhnlich wird nach 2 bis 3 Jahren des „Aufenthalts“ in diesem als „Euro-Warteraum“ bekannten Mechanismus zum Euro übergegangen. Dombrovskis sagte gleichzeitig auch technische, Konsultations- und Finanz-Hilfe der Europäischen Kommission zu. Die Geschäftsführerin der Weltbank-Institute IBRD und IDA Kristalina Georgiewa sagte bei ihrem jüngsten Aufenthalt in ihrer Heimat klar und deutlich, dass Bulgarien im kommenden Jahr dem Wechselkursmechanismus II betreten werde. Der EU-Kommissar für Haushalt und Personal Günther Oettinger meinte seinerseits, dass Bulgarien und Kroatien die nächsten Länder seien, die in das Eurogebiet integriert werden. Der Präsident der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker hatte vordem zu verstehen gegeben, dass die Tore des Eurogebiets Bulgarien offenstehen.
All das klingt sehr gut in den Ohren der bulgarischen Machthaber, doch die gewöhnlichen Bürger denken etwas anders, zumindest die Hälfte von ihnen, die mit der Einführung des Euro eine Preiserhöhung erwarten. Das dem so ist, wissen wir von allen anderen Ländern, die den Euro eingeführt haben. In Bulgarien ist die Angst davor groß, bedenkt man die extrem niedrigen Einkommen; ein Drittel der Bulgaren leben unter der Armutsgrenze und müssen umgerechnet mit 150 Euro pro Monat auskommen. Diese Tatsache ist wiederum ein großes Hindernis vor der Einführung des Euro, meinen Experten. Die Zusage Brüssels sei eher als ein politisches „Ja“ zu verstehen. Doch bereits bei der Aufnahme Bulgariens in die EU hatten die politischen Argumente ein größeres Gewicht, als die wirtschaftlichen. Angesicht der derzeitigen guten Wirtschaftsentwicklung Europas sind alle optimistisch gestimmt und unterstützen entsprechend den Übergang Bulgariens zum Euro. „Wir haben die Chance, unsere Kollegen in Brüssel davon zu überzeugen, dass wir keine Probleme bescheren“, hatte der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow auf einem Forum der Weltbank in Sofia geäußert, schließlich seien die makrowirtschaftlichen Kennziffern Bulgariens ausgezeichnet…
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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