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Das Schaffen junger bulgarischer Illustratoren kennt keine Grenzen

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Jeder von uns hatte in seiner Kindheit ein Lieblingsbuch mit Märchen, aus dem ihm seine Eltern vor dem Schlafengehen vorgelesen haben. Und nicht zuletzt lag das an den wunderschönen bunten Bildern, die die Märchenhelden lebendig werden lassen und die Neugierde und Phantasie der Kinder anregen. Mehrere Generationen Bulgaren sind beispielsweise mit den Märchenhelden groß geworden, die von Ljuben Sidarow oder Stojan Anastassow gemalt wurden. Oft bleiben die Illustratoren im Schatten des Autors und seiner Helden, doch sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur ästhetischen Erziehung der jungen Leser. Gute Illustrationen und ein gelungenes Buchdesign sind das erste, was die Aufmerksamkeit der Leser auf ein Buch lenkt.

СнимкаDerzeit wächst eine neue, beherzte und hochbegabte Generation bulgarischer Nachwuchsillustratoren heran. Ihre Kreativität kennt keine Grenzen. Sie scheuen sich nicht, zu modernen Maltechniken zu greifen und klassischen Literaturhelden einen modernen, einmaligen Look zu geben. Das wurde auch während einer thematischen Diskussion im Rahmen der internationalen Buchmesse vom 12. bis zum 17. Dezember im Kulturpalast in Sofia bestätigt. Von den Teilnehmern an dieser Diskussion konnte das Publikum erfahren, wie präzise und wichtig die Arbeit eines Buchillustrators ist und wie sie von bulgarischen Verlegern häufig unterschätzt wird.

Die Begriffe Illustration und Buchgestaltung werden zuweilen verwechselt. Aber es gibt einen Riesenunterschied zwischen beiden. Ich als Verleger kann aus Erfahrung sagen, dass gute Buchgestalter eine Seltenheit sind“, sagt Manol Pejkow vom renommierten bulgarischen Verlag „Jeannette-45“ und weiter:

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Die Illustratoren der jetzigen Generation wurden Ende der 1980er Jahre geboren. Ljuben Sidarow ist der Doyen, er ist 95 Jahre alt. Nach ihm fehlen ganze zwei Generationen von bulgarischen Illustratoren. Es ist keine mittlere Generation da, die als Vorbild und ästhetischer Standard dienen könnte. Das liegt daran, dass die Vertreter dieser Generation, die jetzt 50 bis 60 Jahre alt sind, eine ganz andere Richtung eingeschlagen haben. In den 1990er Jahren haben sich die Illustratoren und Künstler der Malkunst, der monumentalen Skulptur oder dem graphischen Design zugewendet, weil man daraus besseres Geld verdient. Sie haben das Verlagswesen verlassen, die Kontakte wurden unterbrochen. Für uns ist das eine verlorene Generation. Wir versuchen nun, alles von vorn zu beginnen und stützen uns dabei auf die Vorbilder von Illustratoren, die in den 1960er und 1970er Jahren gearbeitet haben.

Milena Radewa gehört zu den jüngsten Vertretern der bulgarischen Illustrationskunst. Sie hat viele Kinder- und Lehrbücher gestaltet und pflegt Kontakte zu Autoren und Herausgebern aus den USA, Kanada, Australien, Norwegen, Großbritannien, Singapur u.a. Milena Radewa hat ihren individuellen Stil und Technik durchgesetzt und hat bereits über 80 Bücher aus aller Welt illustriert. In diesem Jahr hat sie erfolgreich ihre Doktorarbeit zum Thema „Die bulgarische künstlerische Illustration von Anfang der 40er bis Ende der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts“ verteidigt. Während der Recherchen musste sie feststellen, dass es in den Archiven kaum Informationen über die Arbeit der bulgarischen Illustratoren des 20. Jahrhunderts gibt.

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Derzeit geht die junge Generation nur ihren eigenen Weg, weil sie im Unterschied zu den Vorgängergenerationen aus der Vergangenheit keine Rahmen hat. Die ideologischen Rahmen, die von Seiten des Künstlerverbands, der Verlagshäuser, der Kritik und der Propaganda gesetzt wurden und die politische Dogmatik – das gibt es bei uns nicht“, meint sie. „Jetzt kann jeder nach Lust und Laune kreieren, sich einen Verleger suchen, eine Ausstellung organisieren – und das alles ohne Referenzen oder Beziehungen. Das Internet ist kostenlos und steht allen offen. Man braucht nur den Wunsch haben, etwas zu machen und sollte nicht tatenlos zu Hause hocken und warten, dass jemand an der Haustür klingelt. Meine Doktorarbeit ist den Doyens der bulgarischen Illustrationskunst gewidmet. Ich habe festgestellt, dass anfangs alles im Aufschwung war und nach 1990 jäh zusammengestürzt ist. So kam ich auf die Idee, die Internetseite „Bulgarische Illustrationskunst“ einzurichten, um beobachten zu können, was heute mit den bulgarischen Künstlern passiert. Ich möchte die fehlenden Informationen ergänzen, weil sie in letzter Zeit sehr leicht verloren gehen. Alles, was Online erscheint, kann nicht in die Archive der Nationalbibliothek oder des Staatsarchivs gelangen. Und das sind die zwei Institutionen, die die Aufgabe haben, die Erinnerungen und Dokumente über die Geschehnisse zu erhalten. Im Internet kann ich keine Informationen über eine Ausstellung finden, die beispielsweise 1964 stattgefunden hat“, sagte abschließend die Nachwuchsillustratorin Milena Radewa.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv



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