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Der Ignatius-Tag – ein junger Tag, ein neues Jahr, ein Neuanfang...

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Der Ignatius-Tag am 20. Dezember gilt als ein Kirchen-, aber auch ein Volksfest. An diesem Tag ehrt die Kirche den Märtyrer Ignatius (genant „der Gottesträger“), der im 1. Jahrhundert wirkte und Bischof von Antiochien war.

Eine Legende weiß zu berichten, dass Ignatius jenes Kind gewesen sei, dass Christus in die Hände genommen habe, als er sich zu seinen Jüngern wandte: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“

Überlieferungen behaupten, dass Petrus selbst Ignatius zum Bischof geweiht habe. Er sei ein Schüler der Apostel Petrus und Johannes gewesen, weshalb man ihn zu den apostolischen Vätern zählt. Wie die meisten Heiligen in heidnischer Zeit starb auch er den Märtyrertod: Ignatius wurde in der Regierungszeit des römischen Kaisers Trajan verhaftet, nach Rom gebracht und im Circus Maximus von Löwen zerrissen. Man geht davon aus, dass das zu Beginn des 2. Jahrhunderts geschehen ist.

Laut den christlichen Traditionen sollen am Ignatius-Tag die Wehen der Gottesmutter eingesetzt haben. Diesem Thema ist eine Reihe von Volksliedern gewidmet, die in der Vorweihnachtszeit gesungen werden.

Für unsere Vorfahren begann am Ignatius-Tag das neue Jahr, was nicht abwegig ist, da in diese Zeit auch die Wintersonnenwende fällt. Daher nannte man das Fest „junger“ oder „neuer Tag“, bzw. gleich „Neujahr“. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts hielt der Ethnograph Dimitar Marinow fest, in Ostbulgarien sei die Überlieferung wach, dass der Tag früher „Idinak“ geheißen habe. Draus sei in den Jahrhunderten „Ignat“ – „Ignatius-Tag“ geworden. Als Idinak (oder Edinak), abgeleitet von „edin“ – zu Deutsch „Einer“, bezeichnete man früher nicht nur den Jahresbeginn, sondern auch Haustiere, wie Pferde, Kälber etc., die gerade ein Jahr alt geworden sind.

Der Ignatius-Tag wird von den Bulgaren bis heute recht festlich begangen. Früher wollte man damit für das kommende Jahr eine Fruchtbarkeit für Haus und Hof heraufbeschwören. Etliche Rituale sollten vor Krankheiten und verschiedenen Schädlichen, einschließlich bösen Geistern, schützen. In Ostbulgarien ist das Festmahl zum Ignatius-Tag das erste, das beweihräuchert wird. Da der Tag in die Fastenzeit fällt, wurden ausschließlich Fastenspeisen aufgetischt. Neben Ritualbroten wurden auf den Tisch aber auch roher Weizen, ganze Walnüsse, Zwiebeln und sauer Eingemachtes gestellt.

Eine zentrale Stelle nahm am Ignatius-Tag der sogenannte „Polasnik“ ein. So nannte man den ersten Gast, der an diesem Tag ins Haus kam. Ihm kam die Ehre zu, das Ritualbrot in Stücke zu brechen. Er kostete von allen Speisen und wünschte der Familie Gesundheit, Fruchtbarkeit und Wohlergehen. Am ersten Gast am Ignatius-Tag deutete man auch das kommende Jahr. War er reich, so sollten die Gastgeber keine Geldsorgen haben. War er glücklich, sollten auch sie glücklich sein. Daher passte man sehr genau auf, wer als erster kam. Häufig lud man sich von vornherein bestimmte Personen ein, um dem Schicksal etwas nachzuhelfen. Doch das war auch nicht so einfach, weil es am Ignatius-Tag Brauch war, nicht aus dem Haus zu gehen. Und wenn das doch notwendig werden sollte, so durfte mein keinesfalls mit leeren Händen zurückkehren. Es war untersagt, etwas aus dem Haus zu tragen, Geld zu verborgen, oder Dinge zu verteilen. Wie so häufig an wichtigen Festtagen, durften auch zum Ignatius-Tag die Frauen und Mädchen keine Hausarbeiten verrichten. Daher wurden das Mahl und die Ritualbrote bereits am Vortag zubereitet. Am Ignatius-Tag begannen wiederum die Vorbereitungen der Weihnachtssänger.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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