Großstädter brauchen manchmal Abwechslung. Manche finden es bei einem Urlaub in einem Luxusresort, andere – in einem ruhigen und malerischen bulgarischen Dorf, wo der Mensch immer noch in Harmonie mit der Natur lebt. Solch ein Dorf ist Poljana – der perfekte Rückzugsort für diese, die mal gerne dem Alltag für entfliehen möchten. Manchmal kann aber ein kurzer Abstecher aufs Land nicht nur für Abwechslung sorgen, sondern das ganze Leben des Menschen verändern.
Martin Ganew heißt unser Gastgeber im Dorf Poljana (zu Deutsch „Wiese“). Er ist ein Mensch, für den Veränderung und Neues gleichbedeutend mit Lust und Luft ist. Er hat es für kurze Zeit fast bis zum Gipfel eines weltweit führenden Unternehmens geschafft. Und dann einfach gekündigt – um sich ein neues Heim am Fuße des Strandscha-Gebirges zu bauen und sich der Biolandwirtschaft zu widmen. Alles begann mit ein zufälliger Abstecher auf dem Weg nach der Schwarzmeerküste.
„Das Dorf Poljana entdeckte ich zufällig, obwohl ich an Zufälle nicht glaube", erzählt Martin Ganew. „Ein Jahr zuvor war ich in Toskana. Die Landschaft dieses italienischen Gebiets sieht dieser am Fuße des Strandscha-Gebirges sehr ähnlich aus – hügelig, voller Wälder und Ackerland. Der Unterschied ist, dass es in Toskana viele Schlösser und solide Steinhäuser gibt. Sowie auch Menschen, die wirklich glücklich sind, an diesem Ort zu leben. Sie genießen alles, was sie haben, und schätzen alles, was sie von der Natur bekommen. Die Farm in der Nähe des Dorfes Poljana ist ein Projekt, das ich am 8. Dezember 2009 begonnen habe, als ich ein Zelt und einen dicken Schlafsack mitten im Feld stellte. Ich sagte mir, dass ich eines Tages an diesem Ort ein Haus bauen werde und deshalb wollte ich es spüren. In diesem Moment fühlte ich eine ganz besondere Nahe zum Boden und am nächsten Morgen, obwohl ich fast kaum geschlafen hatte, war ich unglaublich frisch.“
Martins Traum ist bereits Tatsache. Er hat die Arbeit in der Farm einem 10-köpfigen Team anvertraut, das er aber in nur neun Jahren schon mehrmals umbilden musste, weil er mit der Einstellung des Personals unzufrieden war. Für Martin ist die Weiterentwickelung der Farm wichtig und daher braucht er Menschen, die eine Beziehung zur Natur haben. Laut ihm ist der Bauernhof ein lebender Organismus, in dem man nicht nur eine Kultur anbauen soll, weil das für die Natur nicht natürlich ist.
„Wir versuchen, die bestmögliche Nahrung zu kultivieren, und das ist bei einer Monokultur-Landwirtschaft nicht möglich. Aus diesem Grund werden verschiedene Getreidearten angebaut, darunter Kulturen wie Einkorn und Dinkel, die in den ägyptischen Pyramiden gefunden wurden. Neben ihnen haben wir Mandeln, Walnüsse, verschiedene Arten von Kräutern sowie Damaszener Rose. Wir haben auch Tiere, einschließlich Bienen, die für einen Bauernhof extrem wichtig sind, denn sie leben in Symbiose mit der Erde und den Pflanzen.“
Für die Bewässerung setzt der Unternehmer nur auf Solarpumpen, die mit Hilfe der unerschöpflichen Sonnenenergie Wasser von 70-80 Metern Tiefe liefern. Da die Region sehr trocken ist und die Hitze oft schon im April beginnt, sind Brände ebenfalls ein häufiges Problem. Daher ist die Verwendung von leichtentzündbaren Brennstoffen auf dem Bauernhof minimal.
Übersetzung und Redaktion: Mihail Dimitrov
Fotos: Privatarchiv
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