Dass ein Dorf nicht immer verschlafen sein muss, beweist Dolna Malina bei Sofia. Pro aktive Handelnde sind die Jüngeren im Dorf und an der Spitze der junge Bürgermeister Jonko Dimitrow, der überall selbst Hand anlegt, sei es bei der Bühnenbeleuchtung im Kulturhaus oder anderen Aufbau- oder Reparaturarbeiten.
Das Dolna Malina Open Fest wird seit drei Jahren organisiert. Zunächst als Sportfest gedacht, hat es sich inzwischen weiterentwickelt und bietet Raum für Talente, die ihr Können bei Tournieren, Wettkämpfen, in Workshops, Ausstellungen und Konzerten unter Beweis präsentieren.
Auf Initiative der Jugendlichen im Dorf wurde ein Spielfeld für Strandvolleyball gebaut und ein Tournier organisiert, an dem Volleyballer aus dem ganzen Land teilgenommen haben, erinnert sich Jonko Dimitrow. Er selbst fand es zunächst merkwürdig und fragte sich warum diese Leute ausgerechnet in das winzige Dorf Dolna Malina kommen. Die Antwort erwies sich als simpel – weil es in Bulgarien nur wenige Spielplätze für Strandvolleyball gibt.
Da der Bürgermeister von Beruf Schauspieler ist, kam er auf die Idee, das Sportfest durch einen künstlerischen Teil mit Theater, Musik und Film aufzuwerten. So wurde das Dolna Malina Open Fest geboren, das an vier Wochenenden stattfindet, jedes von ihnen mit einem anderen Akzent. Dieses Wochenende ist der Folklore und dem Kunstgewerbe gewidmet.
1000 Teilnehmer haben sich in diesem Jahr allein für das Folklorefest angemeldet, insgesamt werden 3 000 Teilnehmer erwartet und doppelt so viele Gäste, erzählt der Bürgermeister voller Stolz. Es wird eine Trachtenausstellung und einen Basar für Bioprodukte geben.
Dolna Malina hat saubere Luft und eine wunderschöne Natur und alle Gäste sind herzlich willkommen. Ein Anliegen der Organisatoren des Dolna Malina Open Fest ist, in der jüngeren Generation das Gefühl für Heimat, Traditionen und Zusammengehörigkeit zu wecken. „Sie sollen lernen, was Bulgarien ausmacht“, sagt der Bürgermeister.
Für Jonko Dimitrow war es zunächst ein Abenteuer, Bürgermeister des 350 Seelen Dorfs zu werden. Auf die Idee brachte ihn ein Freund.
Jonko Dimitrow ist Regisseur und Produzent, der ganz Europa bereist hat und auf der Karriereleiter schon ein Stück vorangekommen ist. Zurück nach Bulgarien führte ihn die Not seiner Familie, seine Hilfe war gefordert. Er glaubte zunächst nicht, dass er gewählt werden würde, startete aber dennoch seine Wahlkampagne und sprach vor der Bevölkerung wie er sich das Dorfleben vorstellt.
Ich habe 25 Jahre im Zentrum von Sofia gelebt. Durch meine Reisen habe ich erlebt, dass die Großstädte sich immer weiter zur Peripherie hin entwickeln. Dolna Malina ist nur 28 km von Sofia entfernt. Es ist kein Problem, in die Stadt zu fahren. Von Dolna Malina bis zum Zentrum von Sofia braucht man genauso lange wie für die Durchquerung der Stadt selbst.
Jonko ist seit zweiandhalb Jahren Bürgermeister von Dolna Malina. Eine der großen Schwierigkeiten ist die Entzweiung der Bevölkerung, die es zu überwinden gilt. Die Vereinigung ist unsere größte Chance, nur so können wir etwas aufbauen und erschaffen, sagt der junge Mann. Durch die Eigeninitiative der Dorfbevölkerung wurde das Spielfeld für den Standvolleyball, die Sitzgelegenheiten und vieles andere gebaut. Ohne die Mithilfe der Bevölkerung wäre so etwas nicht möglich gewesen“, bestätigt der Bürgermeister, „denn Geld ist keines da. Genauso ist es auch mit dem Festival.
Die Idee ist, das Festival im nächsten Jahr international zu machen. Dolna Malina soll ein Jugend Art Festivalzentrum werden mit Sommerlagern, Workshops, Ausstellungen, Theateraufführungen und vieles andere mehr.
Übersetzung: Georgetta JanewaFoto: Privatarchiv
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