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Wird die niedrige Arbeitslosigkeit in Bulgarien einen Anstieg des Mindestgehalts nach sich ziehen?

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Foto: knsb-bg.org

Bei 10 Milliarden Euro Gewinn der Nichtfinanzunternehmen allein für 2016 – Tendenz steigend, sei es absolut möglich, das jetzige Durchschnittsgehalt in Bulgarien von 564 Euro auf 974 Euro zu erhöhen. Das zumindest glaubt der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes KNSB Plamen Dimitrow – allerdings nur bei einer besseren Verteilung der Einnahmen aus der Produktion.

Angaben der KNSB zufolge haben sich die Einkommen im vergangenen Jahr um 15% erhöht. Im staatlichen Sektor ist eine 11%ige Erhöhung zu verzeichnen. Die Gewerkschaften werten diese gute Nachricht als ein Zeichen der Veränderung, die zu einer Annäherung der Gehälter an den europäischen Durchschnitt führen werde.

Die andere positive Nachricht, die die KNSB vermerkt, ist die besonders niedrige Arbeitslosenrate, die unter 5% beträgt.

Die niedrige Arbeitslosigkeit ist auf den Arbeitskräftemangel zurückzuführen. Es wird praktisch jeder genommen, unabhängig davon, ob er für die jeweilige Stelle geeignet ist oder nicht“, erläutert Plamen Dimitrow und spricht von einer dramatischen Vertiefung dieser Tendenz. Während 2016 rund 40% der Firmen angegeben haben, dass das Kaderproblem für sie ein erstrangiges Problem ist, war das Personalproblem ein Jahr später bei 75% der Unternehmen die Ursache für ihre Stagnation.

Alles, was an Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt frei war, wurde eingestellt und das führte zu einer schnellen Senkung der Arbeitslosenrate“, erklärt Dimitrow und prognostiziert, dass die Arbeitslosenrate sogar auf 2-3% fallen werde. Für die Statistik bedeute das, dass es praktisch keine Arbeitslosigkeit gibt.

Der akute Arbeitskräftemangel führe dazu, dass Kader aus dem Ausland rekrutiert werden müssen. Doch Plamen Dimitrow plädiert dafür, dass die bulgarische Diaspora in der Ukraine und Moldau, sowie die in den Grenzregionen zu Serbien lebenden Bulgaren animiert werden sollten, sich in Bulgarien niederzulassen. Nicht zuletzt sollte auch an diejenigen gedacht werden, die Bulgarien nach der Wende 1989 auf Grund der niedrigen Einkommen verlassen haben.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der KNSB seien die meisten Arbeitgeber in Bulgarien korrekt und das fördere die Wirtschaft. Zu den nicht korrekten Arbeitgebern sollte das Gesetz jedoch strenger sein, findet der Gewerkschafter. „Der Staat steht bei den Bürgern in der Pflicht. Er muss Willen zeigen, den Umsatz aus der Schattenwirtschaft ein für alle Mal transparent zu machen“, unterstreicht Plamen Dimitrow.

Die jüngst veröffentlichten Angaben des Nationalen Statistikamts, dass der Haushalt jährlich rund 3 Milliarden Euro an Einnahmen aus nicht deklarierten Einkommen verliere, untermauern seine Worte. Bei einem Durchschnittsgehalt von 543 Euro werden beim Nationalen Versicherungsinstitut offiziell nur 421 Euro angegeben. Einer Untersuchung zufolge beträgt die Differenz zwischen dem offiziell deklarierten Gehalt und das real auf die Hand erhaltene rund 500 Euro.

In der Welt der Unternehmer gibt es immer noch eine Schicht, die im Dunkeln arbeitet und die ist gar nicht mal so klein, weil der Anteil der Schattenwirtschaft rund 30% vom BIP ausmacht“, unterstreicht Plamen Dimitrow. „Es ist eine gigantische Summe von 15 Milliarden Euro, die dem Haushalt jährlich entgeht, denn es sind Umsätze, die nicht besteuert werden, für die auch keine Sozialabgaben entrichtet werden. Es sind Gehälter, die nach Gutdünken des Unternehmers auf die Hand gezahlt werden“, empört sich Dimitrow.

Es dürfen nicht alle Unternehmen über einen Kamm geschert und als nicht korrekt dargestellt und der Steuerhinterziehung beschuldigt werden, warnt der Vorsitzende der KNSB und behauptet, dass von den Maßnahmen, die der Staat gegen die nicht korrekten Unternehmen ergreifen werde, letztendlich alle einen Nutzen haben werden. Die Bedingungen für illoyale Konkurrenz werden abgeschafft und die normale Bewegung der Gehälter nach oben möglich gemacht werden. Die Wirtschaft werde von rein marktwirtschaftlichen Mechanismen vorangetrieben werden. Der Arbeitskräftemangel werde letztendlich die Schattenwirtschaft zwingen, ins Licht zu rücken, glaubt Plamen Dimitrow.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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