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Simon Leunbach und seine Liebe zur bulgarischen Volksmusik

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Foto: Privatarchiv

„Ich fühle mich, als wäre ich auf einer langen, wunderschönen Reise, die nie zu Ende gehen möge“. Das sind Worte des Dänen Simon Leunbach im Angedenken an seinen bulgarischen Musiklehrer, den bekanntes Hirtenflötenspieler Stojan Welitschkow. Eine zufällige Schallplattenaufnahme des begnadeten Musikers eroberte das Herz von Simon Leunbach, der inzwischen Bulgarien als seine zweite Heimat ansieht.

Die bulgarische Hirtenflöte ist für ihn ständige Inspirationsquelle und Leitstern geworden. In einem Interview für Radio Bulgarien sagte er auf Bulgarisch:

Ich befasse mich seit vielen Jahren mit der bulgarischen Sprache, Kultur und Musik. Alles begann 1982, während einem Sommerseminar für bulgarische Philologie in Weliko Tarnowo. Damals hatte ich ein Faible für die Folklore lateinamerikanischer Völker. Während des Seminars in Weliko Tarnowo bekamen wir im Unterricht für traditionelle Kultur und Musik eine langsame Hirtenflötenmelodie zu hören. Ich war ganz aus dem Häuschen vor Begeisterung. Für mich stand fest: Ich möchte auf diesem klangvollen Instrument spielen, dem man solch wundervolle Töne entlocken kann. Ich ging in einen Laden und kaufte mir eine Hirtenflöte. Allerdings war sie von keiner besonders guten Qualität. Ich kannte damals die klassische Flöte, die südamerikanischen Flöten, wusste aber nicht, wie man auf der Hirtenflöte spielt. Zwei Jahre später wurde mir das Glück hold. Ich lernte in Sofia Stojan Welitschkow kennen, den besten Hirtenflötenspieler aller Zeiten. Er spornte mich an, weiterzumachen. Wir starteten mit der traumhaften Melodie „Es liebte Safeta“, die ich auf der Schallplatte gehört und in die ich mich verliebt hatte. Zwei Jahre später haben wir im Laufe von zwei Monaten sehr intensiv daran gearbeitet und das bildete mein Fundament als Hirtenflötenspieler. Ich bin im Besitz der Hirtenflöten von Stojan Welitschkow. Das ein wahrer Schatz für mich.

Stojan Welitschkow spielt „Die Linke“ – Aufnahme von Simon Leunbach

1992 knüpfte ich Kontakte zu der dänischen Gruppe „Balkantransit“. Ich konnte sie dafür begeistern, bulgarische Volksmusik zu spielen. Sie mutet uns Dänen etwas fremd an, wir können uns schwer in die hineinversetzen, weil wir sie nicht im Blut haben. Aber wir haben begonnen, Melodien im ungleichmäßigen Takt zu verfassen. Soeben habe ich einige Melodien zum Lied „Es sitzt Donka“ zu Ende geschrieben, das im 7+7+11-Takt ist. Dieser Takt ist wirklich kompliziert, dafür aber wunderschön. Meine Tochter mag ebenfalls die bulgarische Musik. Ich hatte die Ehre, mit den Volksliedsängern Manol Michajlow und Janka Rupkina zu arbeiten. 2006 haben wir eine CD mit Liedern von ihnen herausgebracht. Darin ist ein langsames Lied von Janka enthalten. Es heißt „Ich leitete die Herde um“. Der Text stammt von Pejo Jaworow. Da Janka nicht immer mit uns in Dänemark singen kann, singt meine Tochter Laura Leunbach (die sich im Prinzip mit ganz anderer Musik befasst) dieses Lied während unserer Konzerte und das Publikum ist immer fasziniert davon. Ich habe mich sofort in Bulgarien, die Bulgaren und ihre Musik verliebt. Das ist eine Sprache, die mich bereichert, die für Emotionen bei mir sorgt und Teil meines Lebens ist. Wenn ich nach Bulgarien komme, fühle ich mich hier, als wäre ich zu Hause.“

Laura Leunbach singt „Ich leitete die Herde um“

Simon Leunbach berichtet auch über seinen Beruf und seine Tätigkeit als Botschafter der bulgarischen Kunst und Kultur in Dänemark.

Ich gebe jetzt Dänisch-Unterricht für Ausländer, die in Dänemark leben und studieren. Meine Schüler kommen aus aller Herren Länder und ich freue mich, dass unter ihnen zuweilen auch Bulgaren sind. Sie sind verblüfft, dass ihr Lehrer auch Bulgarisch spricht. Außerdem bin ich Vorsitzender des Kulturvereins „Dänemark-Bulgarien“. Wir organisieren unterschiedliche Feste und Kulturevents, zeigen Filme über Bulgarien. Unlängst hatten wir in Aarhus ein Treffen mit dem Schriftsteller Georgi Gospodinow und konnten uns mit ihm austauschen. Interessanterweise gibt es in Aarhus drei Lokalitäten mit bulgarischen Namen: Einen großen Pavillon, der vom Meer aus zu sehen ist und „Warna“ heißt. Unweit davon befindet sich der Klub „Silistra“. Es gab auch einen Klub mit dem Namen „Mariza“. All das haben wir einem Dänen zu verdanken, der sich in den Reihen der russischen Armee 1877-78 am Russisch-türkischen Befreiungskrieg beteiligt hat und ganz vernarrt in Bulgarien war. Als er Teile von Aarhus kaufte, entschied er sich für diese Namen“, sagt abschließend Simon Leunbach.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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