Menschen, die in diesem Jahr ihr Dach über dem Kopf verloren haben, werden ihr erstes Weihnachten auf der Straße verbringen, genau wie die anderen Überlebensveteranen in ganz Bulgarien. Genau wie letzten, vorletzten und viele andere Winter davor werden sie in ihren Nachtlagern aus Kartons versuchen, etwas Wärme zu finden. Nur den wenigsten wird das Glück zuteil, die eine oder andere Nacht in einer Notunterkunft übernachten zu dürfen. Denn auch diesen Winter werden die Betten in den Notschlafstellen nicht ausreichen. Und zudem muss man dort seinen Personalausweis vorzeigen, den die meisten Obdachlosen nicht besitzen, weil sie einfach keinen ständigen Wohnsitz haben.
Mit ihrer Kampagne „Wärme stricken“ versucht die Stiftung „Es gibt einen Weg“ das siebente Jahr in Folge, obdachlosen Menschen zu helfen und ihnen etwas Wärme zu schenken, indem sie handgestrickte Sachen unter sie verteilt. Das Festival „Bunt Gestricktes“, mit dem die Organisation Mittel für obdachlose Menschen sammelt, findet in diesem Jahr am 3. und 4. November im Sofioter Mall „Serdika Center“ statt.
„Unser Hauptanliegen ist es, Menschen in Not etwas Wärme zu geben. Wir möchten mehr Leuten das Stricken beibringen, um den Obdachlosen mehr warme Schals, Mützen, Handschuhe und Socken für die kalten Wintertage schenken zu können. Und wir wollen, dass mehr Menschen von unserer Initiative erfahren“, erklärt die Vorsitzende der Stiftung Margarita Sokolowa. „Während der zwei Festivaltage werden Meister der Strickkunst unterschiedliche Techniken vorführen, es werden schöne Handarbeiten ausgestellt und eine Strick-Modenschau organisiert.“
Die Stiftung „Es gibt einen Weg“ wurde vor sieben Jahren ins Leben gerufen, um Obdachlosen zu helfen und ihnen etwas Hoffnung zu schenken. Seitdem will sie auch den Staat dazu bringen, diesen Menschen die Hand zu reichen, damit sie wieder einen Job und ein ständiges Dach über dem Kopf haben. Waisenkinder sollen mit Erreichung der Volljährigkeit eine Chance auf Beschäftigung erhalten; es sollen mehr soziale Altenheime eingerichtet werden; in den Bankverträgen sollten Schutzklauseln im Fall von Arbeitslosigkeit eingeführt werden; der Staat sollte das Existenzminimum eines jeden Bürgers sichern und durch Vorbeugung dafür sorgen, dass man nicht auf der Straße landet, fordert die Stiftung. „Was die Haltung des Staates den Obdachlosen gegenüber angeht, sind meiner Ansicht nach keine Fortschritte zu verzeichnen“, kommentiert Margarita Sokolowa. Es liege in der Hand des Sozialministeriums, deren Existenzminimum zu gewährleisten. „Dieses Problem steht aber nicht im Fokus der Regierungspolitik“, resümiert sie. Aus diesem Grund werden ca. 3.000 obdachlose Menschen in Bulgarien beten, dass dieser Winter mild ist und ihre Mitmenschen ihnen etwas Barmherzigkeit entgegenbringen.
„Die Zahl dieser Menschen steigt vor allem wegen der schlechteren sozialen Lage, die wiederum den Zustand unseres Staates spiegelt“, sagt Margarita Sokolowa. „Immer mehr Menschen haben keinen Broterwerb und können es sich nicht mehr leisten, ein Dach über dem Kopf zu haben und Miete dafür zu zahlen. Ich rede hier nicht vom Besitzen einer Wohnung, sondern von der Möglichkeit, ein einziges Zimmer zu bewohnen. Bedauerlicherweise haben zunehmend mehr Menschen nicht einmal diese Möglichkeit mehr.“
Hinzu kommt, dass sie kaum eine Chance haben, Arbeit zu finden.
„Es gibt Unternehmer, die niedrigqualifizierte Arbeiter suchen, die im Freien, in Parks, Gartenanlagen etc. arbeiten sollen“ erklärt Margarita Sokolowa. „Die Arbeitnehmer sind nicht bereit, obdachlose Menschen in ihre Büros zuzulassen. Deshalb bieten sie ihnen Schwerarbeit an, die große körperliche Anstrengungen erfordert. Der Großteil der Obdachlosen ist aber in keiner guten körperlichen Verfassung wegen der vielen Prüfungen, die sie tagtäglich bestehen müssen.“
Wir alle, die wir unseres Glückes nicht so richtig gewahr sind, sollten nicht auf Weihnachten warten, um etwas Nächstenliebe walten zu lassen.
„Das Wertvollste für die obdachlosen Menschen ist die Aufmerksamkeit, die man ihnen zuteil kommen lässt, denn sie fühlen sich von der Gesellschaft verstoßen. Deshalb ist jede, selbst noch so kleine Geste, sehr wichtig für sie – eine warme Suppe, ein warmes Essen, ein paar liebe Worte, Socken, Handschuhe. Jeder kann helfen, womit er kann. Wir sollten nicht achtlos an diesen Menschen vorbeigehen, denn sie sind menschliche Wesen, genau wie wir auch.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: imanachin.bg
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