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Der Bulgarische Rundfunk ist in seiner Geschichte vier Mal umgezogen

Über die Geschichte des Bulgarischen Nationalen Rundfunks haben wir oft erzählt. Es gibt aber immer wieder interessante Dinge, auf die man beim Stöbern in den Archiven stößt. Der Rundfunk hat in den Jahrzehnten seines Bestehens etliche Wandlungen durchmachen müssen, wie ja auch das Land selbst.

Als Geburtsstunde des Rundfunks in Bulgarien wird der Bau eines 50 W starken Sendeapparats angesehen, was 1929 von Ing. Georgi Walkow bewerkstelligt wurde. Der Wunsch einer Hand voll Enthusiasten des gegründeten „Heimatfunks“, ein Radioprogramm zu gestalten, fand eine Unterstützung vom Staat, der es ihnen gestattete, ein kleines Nebengebäude im Zentrum Sofias zu nutzen, das sich an der Ecke der Straßen „Moskowska“ und „Benkowski“ befand. Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass die eingesetzte Technik nicht ausreicht, um eine breitere Hörerschaft zu erreichen. Wieder machten sich einige bulgarische Ingenieure an die Arbeit und bastelten an einem leistungsstärkeren Sender. Als ein Problem erwiesen sich die Arbeitsbedingungen, da sich das Team, das mit dem Programm beschäftigt war, ständig erweiterte, so dass sich das Gebäude als zu eng erwies. Mit Billigung des Staates zog der Sender in das schöne Gebäude an der Moskowska Straße Nr. 19 (auf dem Foto unten, das hohe Gebäude rechts) ein, in dem es ein ganzes Stockwerk für sich beanspruchte.

Nachdem die Rundfunkausstrahlung im Jahre 1935 mit Erlass von König Boris III. in ein staatliches Monopol verwandelt wurde, ging es mit dem bulgarischen Rundfunk rasant aufwärts. Man begann nicht nur auf Bulgarisch auszustrahlen, sondern sendete ab 1936 auch in Fremdsprachen – zuerst in Esperanto, dann auch auf Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch. Der Auslandsfunk ist heute unter dem Namen „Radio Bulgarien“ bekannt.

In den Jahren 1938 bis 1941 bekamen die Rundfunkmitarbeiter nicht nur neue Technik – erbaut wurde ein großes schönes Gebäude mit Adresse Boulevard Dragan Zankow Nr. 4 (auf dem Foto unten), das der Rundfunk bis heute nutzt. Darin sind neben den Aufnahmestudios auch ein großer Konzertsaal (bekannt als Studio 1) verschiedene Büros etc. untergebracht.

Zur Zeit seiner Erbauung stand das Rundfunkgebäude am Rande der Stadt, wo eines der Vorstadtviertel mit Einfamilienhäusern begann. Während der Bombenangriffe auf Sofia in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, wurde auch das neue Rundfunkgebäude schwer getroffen, nach Kriegsende aber schnell wieder instand gesetzt. Und da verspürte man wieder das leidige Problem mit dem Platzmangel. Die 2.300 Quadratmeter reichten nicht mehr aus. Ende der 60er Jahre wurde die Lage unerträglich und der damalige Intendant Todor Stojanow suchte krampfhaft nach einer Lösung des Problems. Er wandte sich an seinen Freund, Architekt Georgi Stoilow, der zu jener Zeit Oberbürgermeister Sofias geworden war. In seinen Erinnerungen hielt Stoilow fest:

Es kam mein Freund Todor Stojanow und sagte mir: „Bitte verschaff mir zusätzliche Räumlichkeiten, weil Radio Sofia aus den Nähten platzt. Unsere Journalisten arbeiten zu dritt oder sogar zu viert an einem Schreibtisch.“ Ich sagte ihm, dass da nichts zu machen sei, da alle vordem errichteten Verwaltungsgebäude voll besetzt waren. Als ich ihn am Rundfunk besuchte, fiel mir auf, dass zwischen dem Rundfunkgebäude und der benachbarten Agronomischen Fakultät genügend Raum für ein neues Gebäude ist. Ich sagte ihm, dass er am besten dort bauen sollte. Da bat er mich um ein passendes Projekt, denn dann könnte es in den Bebauungsplan aufgenommen und der Bau schnell eingeleitet werden. Also fertigte ich ein Projekt an, er brachte es in die Planungskommission ein, die den Bau bewilligte.“

Das neue Rundfunkgebäude (auf dem Foto unten) sieht wie eine auf den Kopf gestellte Stufenpyramide aus und stellt eine Leichtkonstruktion dar. Damit steht es im krassen Gegensatz zum nebenstehenden alten Rundfunkhaus, das im Stil des Funktionalismus einen eher wuchtigen Eindruck hinterlässt. Die Idee für die überstehenden Etagen beim neuen Haus kamen Architekt Stoilow bei der Betrachtung der alten Bürgerhäuser aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt des 18. und 19. Jahrhunderts, deren Erker ein markantes Merkmal sind.

Die Bauarbeiten begannen am 17. August 1970. In einer Ansprache des Rundfunkintendanten Todor Stojanow, die in unserem Tonarchiv erhalten ist, stufte er diesen Tag als historisch für die weitere Entwicklung der Anstalt ein:

Alle, die mit der Arbeit des Rundfunks aus nächster Nähe vertraut sind, wissen, was der erste Spatenstich zur Errichtung des neuen Gebäudes bedeutet. Es wird also nicht übertrieben klingen, wenn ich sage, dass wir am heutigen Montag, den 17. August des Jahres 1970 den Anfang eines Bauvorhabens setzen, das neue Bedingungen und technische Voraussetzungen für eine effektivere Entwicklung des Radios schaffen wird, das tief im Alltag der Nation verankert ist.“

Das neue Rundfunkhaus wurde in einer extrem kurzen Baufrist fertig gestellt und die Rundfunkmitarbeiter zogen bereits Ende 1972 ein. In der Zwischenzeit bot der Rundfunk bereits drei Inlandsprogramme an, die landesweit empfangen werden konnten – „Horizont“, „Christo Botew“ und „Orpheus“.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Archiv BNR



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