Die Ausstellung „Rauch. Geschichten über den Tabak“ erzählt die 150jährige Geschichte der Tabakindustrie in Bulgarien von den Anfängen während des Osmanischen Imperiums bis hin zu den Kunstgestalten in den zeitgenössischen Werken.
„Die von den griechischen Geschäftsleuten entsandten Karawanen mit der Romantik längst vergangener Zeiten kamen schon längst nicht mehr. Ersetzt wurden sie von den Lastkraftwagen der „Nikotiana“ GmbH… So beschreibt der Schriftsteller Dimiter Dimow in seinem Roman „Tabak“ ein Detail aus dem großen sozialen Bild, in dem der Tabak zum Triebwerk des wirtschaftlichen Aufschwungs des jungen bulgarischen Staates wurde.
Nach der Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft 1878 kamen Scharen von Bauern in die Städte, um in den Tabakfabriken zu arbeiten, gemeinsam mit den vielen Heimatvertriebenen aus Südthrakien. Der Tabak spielte eine Rolle im öffentlichen Leben, bei der Emanzipation der Frauen, im Stadtleben überhaupt. Tabakrauch stieg aus den Schützengräben während der Kriege, hüllte die intellektuellen Gesprächen in den Caféhäusern in eine Wolke und wurde sogar im Film zu einem sehr wichtigen Detail.
Die Ausstellung „Rauch. Geschichten über den Tabak“, untergebracht in vier Sälen in der Tabakstadt in Plowdiw, zeigt in chronologischer Reihenfolge die Epoche der Bulgarischen Wiedergeburt, die erste Handelsausstellung in Plowdiw 1892, die Kämpfe um die Befreiung der mazedonischen Gebiete, die im osmanischen Imperium verblieben waren, die späteren Arbeiterstreiks, die Kriege, die umstrittenen Versuche zwischen 1984 und 1989 die Namen der bulgarischen Türken zwangsweise zu verändern, um sie „bulgarisieren“ zu können, die nachfolgenden politischen Beben, die das sozialistische System zu Fall brachten.
Die Besucher hören die Worte von Arbeiterinnen, Vertretern von Temperenzvereinen, sehen Ausschnitte aus Dokumentarfilmen über den Balkankrieg, eine Brandschutzübung in einer der Tabakfabriken, die Verkostung von Tabaksorten vor ausländischen Kunden.
„Die Geschichten beginnen mit der Entdeckung des Tabaks und der Zeit, in der die Tabakpflanze nach Europa gebracht wurde, und reichen bis in unsere Tage. Sie handeln von der Darstellung des Tabaks in der Kunst“, erzählt Swetlana Kujumdschiewa, Art-Direktorin von „Plowdiw – Europäische Kulturhauptstadt 2019“.
Es sind Geschichten, die wie ein Puzzle das Gesamtbild über den Beitrag der Tabakindustrie für die Modernisierung von Plowdiw ergeben. In der Ausstellung sind Archivaufnahmen, Ansichtskarten, Reklamematerialien, Gegenstände aus den Tabakfabriken, Porträts und Erinnerungen von Beteiligten, aber auch Videos über populäre bulgarische Spielfilme zu sehen.
Nicht zufällig wurde die Ausstellung in einem der emblematischen Gebäude der Tabakstadt untergebracht. Die vor einem Jahrhundert errichteten einstigen Lagergebäude stehen heute leer oder sind zum Teil völlig zerstört. Das soll sich nun mit dem Projekt “Tabakstadt” ändern. Der große Wunsch ist, dass diese Ecke der Stadt zum neuen Leben erweckt wird, in der Kunst und Kultur eine wichtige Rolle spielen.
Vier der Gebäude, davon die besonders wertvollen Lagerhallen des Unternehmers Dimiter Kudoglu, sind vor einigen Jahren dem Brand zum Opfer gefallen. Das hat die Kulturmacher jedoch nicht entmutigt. Ganz im Gegenteil. Gerade deshalb haben sie beschlossen, den Großteil der mit “Plowdiw – Europäische Kulturhauptstadt 2019” zusammenhängenden Kulturveranstaltungen dort stattfinden zu lassen, um zu beweisen, dass die Gebäude wertvoll sind, dass sie selbst als Privatbesitz durch Kunst und Kultur Dividende bringen können.
“Natürlich ist es gut, über ihre wertvolle Vergangenheit zu sprechen, doch es sollte nicht vergessen werden, dass ihre Zukunft von den zuständigen Institutionen und ihren Besitzern abhängt”, unterstreicht Swetlana Kujumdschiewa in der Hoffnung, dass wenn die Tabakstadt einmal im Scheinwerferlicht steht, in einem für die Stadt Plowdiw so bedeutenden Jahr, ihr Schicksal deutlichere Züge annehmen wird, dass sie für eine längere Zeit unter Schutz stehen und zur Entwicklung des Stadtviertels beitragen wird.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: tobacco-city.plovdiv2019.eu
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