Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit sind zwei Themen, die die Gewerkschaften in Bulgarien seit langem beschäftigen. Die KNSB, eine der größten Gewerkschaftsvereinigungen im Land, stellte kürzlich ihr Jahresprojekt zur Bekämpfung der Schattenwirtschaft in ganz konkreten Bereichen vor: Handel und Reparatur von Gebrauchtwagen sowie Fahrausbildung, ferner Leichtindustrie, Bauwesen und Landwirtschaft. Die meisten Schäden verursachen Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit vor allem im Bereich von Autoreparatur und Handel sowie der Fahrausbildung.
„Es ist höchste Zeit, ein allgemein gültiges Regelwerk zu verabschieden, das für die gesamte Branche gilt und für jeden von Nutzen ist – sowohl für die kleinen, als auch für die Großhändler von Fahrzeugen und Ersatzteilen in Bulgarien“, sagte Emil Germanow, Vorsitzender des Verbandes der Autowerkstätten Bulgariens. „In Bulgarien gibt es keine einheitlichen Vorschriften zur Ausübung von Autoservice, was der nichtreglementierten Einfuhr von Autoersatzteilen Tür und Tor öffnet und in den Werkstätten massenweise Schwarzarbeit geleistet wird. Auch werden oft die Hinweise der Hersteller zur technischen Bedienung missachtet und keinerlei Garantien für die Reparaturarbeiten gewährt. Die Monteure selbst arbeiten unter gefährlichen und gesundheitsschädigenden Bedingungen. Im neuen Gesetzesentwurf, der die Autowerkstätten betrifft, ist die Einrichtung eines öffentlichen Registers für jede durchgeführte Reparaturarbeit vorgesehen. Das Gesetz soll ferner von jedem Anbieter von Servicedienstleistungen eine ganz konkrete Verantwortung für die geleistete Arbeit verlangen. Als Vertreter der Autowerkstätten stehen wir hinter den kleinen und mittleren Unternehmen dieser Branche und nicht hinter denjenigen, die Fahrzeuge einführen. Für uns, wie für sie ist aber die Schattenwirtschaft schädlich, weil sie die private Konkurrenz behindert.“
Laut Angaben der Organisation der Autowerkstattbetreiber sind die Fahrzeuge in Bulgarien total veraltet. Offiziell gemeldet sind etwas mehr als 4,2 Millionen Fahrzeuge, von denen 3,5 Millionen älter als 10 Jahre sind; über anderthalb Millionen Fahrzeuge seien sogar älter als 20 Jahre. Jährlich werden zwischen 300 und 310 Tausend Fahrzeuge registriert. Davon sind lediglich 10 Prozent Neuwagen. Emil Germanow betonte, dass Bulgarien in der Sterberate bei Verkehrsunfällen führend sei, was mit auf die alten und schlecht unterhaltenen Fahrzeuge zurückgeführt werden könne. Nunmehr werde eine weitere Welle von Gebrauchtwagen erwartet, nämlich Dieselfahrzeuge aus Westeuropa. Der deutsche Export von gebrauchten Dieselautos habe allein in einem Jahr um 20 Prozent zugenommen und die Zahl von 239.541 Wagen erreicht, weist eine Analyse der „European Business Organisation“ aus. Das Gros der Fahrzeuge geht in die Ukraine, nach Kroatien und an dritter Stelle nach Bulgarien (27,7%).
„In etlichen deutschen Städten gilt Dieselfahrverbot und nach Bulgarien werden nun auch Fahrzeuge kommen, die für bulgarische Verhältnisse sehr neu sind – sie erfüllen die Abgasnorm Euro 6 und sind im Alter von 3 oder 4 Jahren“, sagt weiter Emil Germanow. „Es steht nun die Frage, inwieweit sich die Kunden in Bulgarien solche Fahrzeuge leisten können, denn die bisher eingeführten Gebrauchtwagen waren 7 bis 10 Jahre alt und dementsprechend billig zu haben. Der Markt an Dieselfahrzeugen in Deutschland wird nun enger. Ein verhältnismäßig neuer Gebrauchtwagen kostet zwischen 28 und 30 Tausend Euro, bei einem Neupreis von 60 bis 70.000 Euro. Die bulgarischen Importeure werden sicher abwarten, bis ihr Preis auf rund 20.000 Euro absinkt und sie erst dann einführen. Das wird sich gut für Bulgarien auswirken, weil die Abgasnorm Euro 6 ein sehr hoher Standard ist und die Umwelt schont. Es kann überhaupt kein Vergleich angestellt werden zwischen 3jährigen und 20jährigen Fahrzeugen, die massenweise auf den bulgarischen Straßen fahren.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv
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