Der Tag des Heldenmutes, der in Bulgarien am 6. Mai – dem Georgstag, begangen wird, ist für das Nationale militärhistorische Museum in Sofia ein Tag der offenen Tür. Die Besucher haben nicht nur die Möglichkeit, alle Expositionen kostenlos zu besichtigen, sondern sich auch einmal in die Pilotenkabine eines Mehrzweck- und Transporthubschraubers Mi-8 und in die Kommandokabine eines taktischen Raketenkomplexes 2K 52 FROG Luna zu setzen oder sich ans Pult eines Höhenfinders PRW-11 „Side Net“ zu stellen.
Auf die Liebhaber der bulgarischen Geschichte wird die neueste Ausstellung „An Bord der Flottengeschichte“ eine besondere Anziehungskraft ausüben. Die Exposition ist dem 140. Jahrestag der Gründung der bulgarischen Seestreitkräfte gewidmet. Vorgestellt werden kaum bekannte Exponate, Dokumente und Karten aus dem Archiv des Nationalen militärhistorischen Museums und seiner Zweigstelle in Warna, dem dortigen Marinemuseum.
Darunter sind die fürstliche Yacht „Alexander I.“, die speziell für die Donauflotte und die Seestreitkräfte gebaut worden ist, die Auszeichnungen von Gustav Karlsson – dem ersten professionellen Taucher der Donauflotte sowie Gegenstände des Torpedoschiffes „Draski“, mit dem Bulgarien seine erste Seeschlacht gewann.
„Die Geschichte der Sammlung beginnt in Russe mit den ersten Wasserfahrzeugen zu militärischen Zwecken, die uns das Russische Reich nach der Befreiung des Landes hinterlassen hat“, erzählt die Direktorin des Nationalen militärhistorischen Museums Dr. Sonja Penkowa. „Die Erweiterung der Flotte Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Einrichtung von Seestreitkräften in Warna war ein wichtiger Schritt in der Etablierung Bulgariens als ein Land, das auch zu Wasser kampffähig ist.“
„Die bulgarische Flotte verteidigte zusammen mit der Küstenartillerie erfolgreich die Küsten Bulgariens in den Kriegen um nationale Befreiung und Vereinigung. Dank ihrer Einsätze wurden die großen Häfen Bulgariens nicht in Mitleidenschaft gezogen und die Zahl der Opfer der Angriffe seitens der Geschwader der türkischen und russischen Marine auf ein Minimum gehalten“, so die Museumsdirektorin.
Von den Militärhandlungen entlang der bulgarischen Küsten während des Ersten Weltkrieges geben die Wrackteile des gegnerischen russischen Schiffes „Leutnant Puschkin“, das 1916 auf eine bulgarische Seemine auflief, sowie die 2010 in der Bucht von Warna entdeckten Flugbootbombe und Schiffssirene Auskunft.
Aus der Zeit des zweiten Weltkrieges stammen die Flagge des Minenräumbootes „Mesta“, das der bulgarischen Ägäis-Flotte angehörte und ein Fotoapparat des See-Mehrzweckflugzeuges „Arado Ar 196“. Die ausgestellten Uniformen aus der Zeit des kalten Krieges bis in unsere Tage, wie auch das Steuerrad der Kommandobrücke des U-Bootes „Nadeschda“ verdeutlichen die Entwicklung der Seestreitkräfte nach der Wende in Bulgarien von 1989.
„Auch heute kommt der Marine eine ausgesprochen wichtige Bedeutung zu“, versichert Konteradmiral Mitko Petew, der die bulgarische Marine befehligt. „Sie ist einerseits Teil des Verteidigungssystems des Staates und garantiert die Souveränität des Landes zu Wasser sowie die Nutzung des staatlichen Meeresabschnittes, der einem Drittel unseres Landesterritoriums entspricht und andererseits besitzen die Seestreitkräfte eine rein wirtschaftliche Dimension, da sie die freie Beförderung von Menschen und Waren zu Wasser absichern. Parallel dazu haben wir ein funktionierendes System für eine gefahrlose Handelsschifffahrt und den Schutz des menschlichen Lebens auf See aufgebaut. Die bulgarische Marine ist eine Institution, die die internationalen Verpflichtungen Bulgariens umsetzt.“
Laut Konteradmiral Petew bildeten die bulgarische Marine und das bulgarische Volk stets eine Einheit, sowohl in Kriegs-, als auch in Friedenszeiten. Offiziere, Flottenangehörige und Absolventen der Marineschule nehmen Schlüsselpositionen in Wissenschaft und Bildung, in der Leitung des Staates und in internationalen Institutionen ein. Mit aus diesem Grund ist das Interesse der jungen Menschen an einer beruflichen Laufbahn in der bulgarischen Marine recht groß:
„Mehr noch! Wir verfügen momentan über moderne Marineluftstreitkräfte und Mittel zur Beobachtung des Meeresraums“, sagt weiter Konteradmiral Mitko Petew. „Demnächst werden neue Schiffe angeschafft. All das garantiert eine Verwirklichung der jungen Menschen, die ihre Zukunft in der Flotte sehen.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Darina Grigorowa, BGNES und militarymuseum.bg
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