Eine gemeinsame bulgarisch-serbische Ausstellung unter dem Titel „Sofia und Belgrad – archäologische Perlen“ wird das Interesse von Einwohnern und Gästen beider Balkan-Hauptstädte bis Ende Juli auf sich lenken. In der Sofioter Freiluftgalerie „Kristall“ wurde die Exposition am Montag dieser Woche eröffnet; die Eröffnung in Belgrad – in der Galerie der Serbischen Akademie der Wissenschaften – ist für diesen Freitag geplant. Mit der Ausstellung werden der 140. Jahrestag seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bulgarien und Serbien und der 15. Jahrestag seit dem Beginn einer archäologischen Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftsakademien beider Länder vermerkt.
„Die Ausstellung wird im Rahmen des grenzüberschreitenden bulgarisch-serbischen Projekts zur Erforschung und Popularisierung archäologischen Erbes auf dem Territorium beider Länder organisiert“, erzählte uns Sneschana Gorjanowa, Kuratorin der Exposition von bulgarischer Seite. „Unsere Idee war, die Ausstellung jenseits des musealen Umfelds zu zeigen, d.h. uns an die Bürger und nicht nur an das aktive Publikum zu wenden. Wir wollen, dass die Einwohner beider Hauptstädte, die sich immer häufiger gegenseitig besuchen, mehr über die Vergangenheit der anderen Stadt und der Balkanregion überhaupt erfahren, die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede aufweist.“
Die archäologischen Entdeckungen beider Hauptstädte werden auf Idee des Nationalen archäologischen Instituts und Museums der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften sowie der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste die Bürger erreichen. Welche Entdeckungen der serbischen Archäologen sind von Interesse?
„Belgrad der späten Epoche unterschiedet sich sehr von Sofia“, erklärt Sneschana Gorjanowa und präzisiert: „Unter „später Epoche“ habe ich die Zeit des Mittelalters und der Osmanischen Herrschaft im Sinn. Das Schicksal Belgrads spielte sich an der Grenze zwischen der osmanischen und der europäischen Welt ab und die Herrschaft wechselte dort oft. Die Stadt entwickelte sich in jener Zeit sehr aktiv und zwar zwischen beiden Welten, wobei sowohl die eine, als auch die andere Seite das Bauwesen und die Befestigung der Stadt jeweils vorangetrieben hat. Belgrad kann außerdem wichtige Objekte aus der Urgeschichte und der Antike, als die Stadt in römischer Zeit Singidunum hieß, vorweisen. Wir erhalten also ein umfassendes Bild von der Entwicklung Belgrads von der Urgeschichte bis heute. Ein solches Bild wird man sich auch über Sofia machen können. Die Blütezeiten beider Städte fallen zwar nicht zusammen, man hat jedoch die Möglichkeit, einen guten Vergleich anzustellen. Die Verbindung beider Städte stellt die alte Straße zwischen Westeuropa und Konstantinopel dar, die in römischer Zeit „Via Diagonalis“ genannt wurde und auf der Belgrad und Sofia wichtige Stationen waren und sind.“
Im Zentrum der serbischen Hauptstadt läuft ein umfangreiches Entwicklungsprojekt, das sich „Belgrad am Wasser“ nennt. Haben die serbischen Archäologen etwas Neues entdecken können?
„Die Arbeiten stehen noch am Anfang und es bleibt zu hoffen, dass sie fündig werden. Im vergangenen Jahr wurden bei Ausgrabungsarbeiten am Hauptplatz von Belgrad unmittelbar vor dem Nationalmuseum, die Überreste des sogenannten „Württembergtores“ und älterer, höchstwahrscheinlich aus der Antike stammendender Torbauten freigelegt.“
Was die wissenschaftlichen Kontakte zwischen den Archäologen beider Länder anbelangt, erzählte uns Sneschana Gorjanowa:
„Wir unterhalten wirklich sehr gute Kontakte – insbesondere seit den vergangenen 15 Jahren. Die Kollegen kennen sich gut und tauschen ihre Forschungsergebnisse aus. Während einer Konferenz der Archäologischen Gesellschaft im serbischen Pirot wurde eine Besichtigung Sofias organisiert, das sich in einer Entfernung von 80 Kilometern befindet. Die Teilnehmer waren von der Archäologie stark beeindruckt, die unsere Stadt zu bieten hat.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES
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