Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Museumsausstellung neuer Generation stellt Traditionen im Dorf Tschawdar nach

Die Folklore ist das wertvollste immaterielle Erbe unseres Volkes. Sie zeichnet sich mit einer großen Mannigfaltigkeit und regionalen Spezifik. Jeder Bulgare sollte die Möglichkeit haben, sie näher kennenzulernen. Die Nachstellungen der Volksbräuche und Volksfeste sollten nicht allein als Attraktion für die Touristen dienen, sondern zunehmend mehr Bulgaren erreichen. Mit dieser Idee wurde im Dorf Tschwdar unweit von Sofia das erste interaktive Zentrum für authentische Folklore geschaffen. Darin werden mit Hilfe von modernen Visualisierungsmittteln, interaktiven Installationen und Computerspielen Szenen aus dem Dorfleben dargestellt.

Das Zentrum besteht aus einem alten restaurierten Bauernhaus und einem Anbau mit zwei Ausstellungsräumen. Beide Gebäude ergänzen sich gegenseitig und harmonieren miteinander. Experten zufolge soll dieses innovative Kulturobjekt die Zuschauer aktiv in das Geschehen und Erleben der Folklore einbeziehen.

Die Vorbereitungen auf das Projekt „Folklorezentrum im Dorf Tschawdar“ dauerten ganze drei Jahre. Die Initiative für das Zentrum stammt vom Volkskulturhaus „Nadeschda“ und vom Bürgermeister der Gemeinde Pentscho Gerow. Das Ziel des Unterfangens: Man will zum einen die örtliche Folklore fördern und zum anderen viele Touristen in das Dorf anlocken. Die Gemeinde Tschawdar ist die kleinste im Raum Sofia, reiht sich aber unter die ersten zehn ein, was die Entwicklung des Tourismus angeht.

Das, was mich als Ethnologin und Folkloristin am meisten beeindruckt und motiviert hat, waren der Enthusiasmus der örtlichen Bevölkerung und die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen der Gemeindeverwaltung, dem Volkskulturhaus, den Laienensembles und allen Dorfbewohnern“, sagte Dr. Wanja Mateewa und weiter:

Die Gemeindeverwaltung konnte die zahlreichen Hindernisse meistern und dieses Folklorezentrum Realität werden lassen. Ich möchte an dieser Stelle den Beitrag der Einwohner von Tschawdar bei der Umsetzung des Projekts hervorheben, die sehr initiativreich und organisiert sind. Diesen Charaktereigenschaften ist es zu verdanken, dass das immaterielle Erbe dieser Region erhalten werden konnte. Ungeachtet des modernen Lebenswandels sind die Traditionen hier sehr lebendig und haben tiefe Wurzeln. Die Menschen investieren viel Fleiß und Mittel, um sie zu pflegen. Selbst die Rentner, die in unserem Land ziemlich kärglich leben, spenden Geld, damit Events organisiert werden können, die zur Erhaltung der Traditionen beitragen“, so Dr. Wanja Mateewa.

Die erste Phase des Projekts zielte darauf ab, dass das bereits bestehende Gebäude einen Anbau in dem für die Region Sredna Gora typischen Architekturstil erhält. Wir haben einen Ausstellungssaal entworfen, ohne zu wissen, was genau darin passieren soll“, erinnert sich die Architektin Kristina Stefanowa.

Für uns war es eine Herausforderung, ein neues Tourismusprodukt für Bulgarien zu erschaffen. Das Einmalige dabei war, dass wir uns am ganzen Prozess beteiligen konnten – von der Abänderung der Raumplanung über die Restaurierung des alten Bauwerks bis hin zur Schaffung einer neuen interaktiven Exposition. Es ist uns gelungen, eines der Zimmer in seiner authentischen Form zu erhalten und wir haben auch den alten Brunnen im Hof restauriert. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir hier das erste energieeffiziente öffentliche Gebäude in Bulgarien gebaut haben. Die Konstruktion stellt ein Gerüst aus Stahlbeton mit unterschiedlichen Isolationsschichten dar, es ist vollkommen mit einer „Schale“ aus Blech verkleidet, die das ganze Gebäude umgibt. Wir unterhalten warme freundschaftliche Beziehungen mit allen Dorfbewohnern und den Freiwilligen, die bei dem Bau und der Einrichtung des Zentrums mitgeholfen haben. Das Wichtigste dabei war: Es ging uns nicht nur darum, ein neues Tourismusobjekt zu schaffen, sondern wir wollten, dass die Bewohner es als Teil ihres Dorfes fühlen, es mögen und pflegen, denn es beherbergt ihr geistiges Erbe“.

Das Gebäude im Dorf Tschawdar, das vom Team von Arch. Kristina Stefanowa entworfen wurde, hat beim Architekturwettbewerb WhaTA Awards 2018 den Publikumspreis erhalten.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: folklorecenter.bg



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Die Niederländerin Esther Willems begeistert ihre Landsleute für bulgarische Volkstänze

Die Niederländerin Esther Willems zieht weiterhin Menschen aus verschiedenen Städten und Nationalitäten in ihren Klub für bulgarische Volkstänze an, der in Den Haag gegründet wurde und „Sora“ heißt. Bereits bei seiner Gründung im Jahr 2017..

veröffentlicht am 18.08.24 um 08:55

Dutzende Dudelsackspieler finden sich zum Fest im Dorf Gela ein

Ein fünfzehnstündiges Programm mit authentischer Rhodopenmusik erwartet von heute bis Sonntag die Gäste im Dorf Gela. Eine Handwerksstraße und der Wettbewerb um das längste Spielen von Dudelsackspielern werden voraussichtlich Tausende von..

veröffentlicht am 02.08.24 um 08:30

Festival der Stickerei im Dorf Wardim bei Swistoff

Das dreitägige Festival der Stickerei für die Einwohner und Gäste des Dorfes Wardim bei Swistoff geht weiter. Es findet auf dem Platz neben dem Gemeindezentrum „Trudoliubie -1907“ statt, teilten die Organisatoren mit.  Das Festival hat sich auf die..

veröffentlicht am 27.07.24 um 11:00