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„Nachfolger der Volksaufklärer“ – angesehener Preis für einen außerordentlichen Beitrag

Die meisten Volkskulturhäuser in Bulgarien haben ihr 100jähriges Bestehen schon längst hinter sich. Sie sind in einer für Bulgarien schweren Zeit mit dem Ziel entstanden, das ewige Bestreben der Bulgaren nach Wissen und Bildung zufriedenzustellen, ihren „Hunger“ nach geistiger Nahrung zu stillen, um sich so über den schweren Alltag zu erheben.

Das bulgarische Volkskulturhaus (Bulgarisch: "Tschitalischte", was so gut wie "Leseraum" bedeutet) unterscheidet sich von den Kulturhäusern, so wie sie im übrigen Europa bekannt sind. Es ist nicht nur eine Bibliothek, sondern ein Treffpunkt für das gesamte Kulturleben einer kleinen Gemeinschaft. Noch bevor es in Bulgarien die Institutionen Regierung und Parlament gab, haben wohlhabende, heimatliebende Bulgaren Volkskulturhäuser gegründet. Die geistigen Führer des Volkes werden als Volksaufklärer gefeiert. Ihnen wurde im Volkskalender ein Tag gewidmet, der jedes Jahr begangen wird.

Jedes bulgarische Volkskulturhaus versucht, eine eigenständige kulturelle Tätigkeit zu entwickeln, die sich durch Originalität auszeichnet und ist auf ihre modernen Volksaufklärer stolz. Eine Anerkennung für ihre aktive Arbeit ist die Auszeichnung „Nachfolger der Volksaufklärer“. Der Preis wurde vom Verband der Volkskulturhäuser gestiftet und wird seit 12 Jahren an Persönlichkeiten mit einem Beitrag für die moderne Wissenschaft, Kultur, Bildung und Religion vergeben. Dieses Jahr fand die Zeremonie in der Volksbibliothek „Heilige Kiril und Methodi“ statt, die zu Recht als das größte Volkskulturhaus bezeichnet wird.

Zu den Preisträgern gehören seine Heiligkeit der Patriarch Neofit, die Direktorin des klassischen Gymnasiums in Sofia Gergana Tontschewa. In diesem Jahr wurde der angesehene Preis an den Rektor der Sofioter Universität Prof. Ognjan Gerdschikow verliehen. Die weiteren Preisträger sind der lebende Klassiker der bulgarischen Literatur Anton Dontschew, die Schlagersängerin Margarita Hranowa, der Komponist Stefan Diomow und der Banker Lewon Hamparzumjan. Preise erhielten auch die Direktorin der Volksbibliothek Krassimira Alexandrowa und Galja Hristowa vom Volkskulturhaus „Entwicklung 1870“ in Sewliewo.

Die Bibliotheken der Volkskulturhäuser sind 2.800 an der Zahl. Somit verfügt Bulgarien europaweit über das größte Netz von Bibliotheken. 

„Die Rolle der bulgarischen Kulturstätten, die in der globalisierten Welt zum Zusammenhalt beitragen, ist, uns zu helfen nicht zu vergessen, dass bevor wir Europäer vor allem Bulgaren sind“, unterstrich Prof. Georgi Markow (auf dem Foto unten links) bei der Preisverleihung, für den „das Geistige über dem Materiellen steht, weil die materielle Welt vergänglich ist.“

Oft würden es die Menschen nicht verstehen, weil wir in einer materiellen Welt leben, sagt er und vermerkt, dass für seine jüngeren Historikerkollegen die Höhe des Honorars oft an erster Stelle steht. Dafür freut er sich umso mehr, dass jetzt wieder die alte Tradition, die Volksaufklärer zu feiern, wiederbelebt wird.

„Dank der Volksaufklärer existieren wir als Volk. Ohne sie hätte es uns nicht gegeben, weil wir Bulgaren uns leicht von fremden Einflüssen beeinflussen lassen und dem Fremden frönen. Dank der Volksaufklärer rufen wir uns in Erinnerung, dass wir ein Volk mit einer Jahrhunderte alten Geschichte sind und ein Anrecht auf eine bessere Zukunft haben. Ich freue mich, dass wir die Nachfolger unserer Vorfahren sind, die in einer sehr schweren Zeit historische Optimisten waren. Wenn wir heute sagen, dass wir es schwer haben, müssen wir uns an ihre Zeit erinnern, in der sie für die Erhaltung der kulturellen Werte des bulgarischen Volkes gearbeitet haben.“

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: BTA



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