Unabhängig von Form und Anzahl – das Kinderspielzeug ist für die Kleinen, aber auch für die längst Erwachsenen etwas Besonderes. Es ist sicher schon jedem einmal passiert, dass er beim Kramen in der Besenkammer oder auf dem Dachboden auf eine Schachtel gestoßen ist, die voller Kindheitserinnerungen ist. Die Spielsachen stehen dabei wie nicht anders zu erwarten im Mittelpunkt, denn oft, sei es bewusst oder unbewusst hat man ihnen seine Gedanken und Gefühle mitgeteilt.
Ein einfaches Spiel kann sich somit in eine Therapie verwandeln, für die keine zweite Person notwendig ist – man braucht nur Vertrauen und eine Spürnase, um mit Hilfe des für uns wertvollen Gegenstandes, dem im Spiel eine Schlüsselbedeutung zukommt, den richtig Weg zu finden.
Unbemerkt kann sich das Spiel in eine Theateraufführung und das Spielzeug in Gestalten verwandeln, die die Form von Puppen besitzen. In diesem Sinn ist es bis heute ein Geheimnis geblieben, wo und wann das erste Puppentheater entstanden ist. Heutzutage scheint das Puppentheater aber etwas an Popularität und Anziehungskraft eingebüßt zu haben; das Publikum für Puppenschauspiele nimmt seinerseits kontinuierlich ab. Die Ursachen hierfür liegen in der mangelhaften Werbung und des Bezuges zum Puppenschauspiel, besonders was die jungen Menschen angeht.
„Ich habe den Eindruck, dass die Eltern ihre Kinder immer seltener ins Puppentheater führen und das Puppenschauspiel langsam abstirbt“, sagte uns die Puppenschauspielerin Julia Kolarowa. Obwohl sie meist in Aufführungen für Kinder mitwirkt, arbeitet sie auch an Puppenvorstellungen für Erwachsene: „Mittels der Puppen versuche ich zu zeigen, wie die Menschen das Kindliche in sich wiederentdecken können. Die Puppe hilft uns, Dinge zum Ausdruck zu bringen, die in uns verborgen sind, die wir jedoch nicht zeigen können.“
Sicher werden einige Besucher solcher Puppenschauspiele häufig in eine für sie prekäre Lage geraten, denn „wenn die Puppen zu sprechen beginnen, können sie Dinge sagen, die man nicht unbedingt hören möchte“, warnt Julia.
Zweifellos aber bleibt das Puppentheater für die Kinder wichtig, denn sie lernen Werte im Leben kennen und werden sich bewusst, inwieweit sie in der Lage sind, sich an diese zu halten.
„Für die Puppenschauspieler sind insbesondere die Werte wichtig, weil sie für die Kinder charakterbildend sind. Sie lernen den Umgang mit anderen Menschen und beginnen, die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Momentan herrscht weltweit eine gewisse Panik, die mit den Technologien und dem Leben auf Hochtouren in Zusammenhang gebracht werden kann. Die Kinder brauchen mehr Ruhe und eine etwas langsamere Entwicklung, weil ihnen diese Hast sehr schadet. Das Puppentheater trennt sie für eine Zeit vom Bildschirm; sie betreten den Zuschauerraum und tauchen in eine märchenhafte Welt ein, die ganz lebendig ist und sich hier und jetzt ereignet.“
Das Design und die Anfertigung der Puppen überlässt Julia Kolarowa einem Bühnenbildner, dem sie die einzelnen Charaktere und Besonderheiten ihrer Bühnenhelden erläutert. Manchmal klappt alles auf Anhieb, ein anderes Mal braucht es viel Geduld, bis die Puppe die gewünschte Gestalt annimmt.
Die Puppen können ein gutes Hilfsmittel sein, um beispielsweise den Regierenden oder der Opposition ihre Fehler vor Augen zu führen und das ganz unabhängig vom Land, in dem man lebt. Um jedoch in der politischen Satire Spitze zu sein, muss man die aktuellen Themen kennen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden und genau verfolgen, welche Transformationen sie durchmacht. Da jedoch Julia nicht ein Analyst dieser Art ist, sind für sie andere Themen wichtig:
„Ich widme mich mehr den Dingen, die meinem Wesen als Frau nahe kommen. Die Mädchen interessieren sich Frauensachen und können nur schwer für politische Satire begeistert werden. Sie interessieren sich eher für die Tiefe von Emotionen und Gefühlen, die nicht so klar umrissen werden können und denen die Männer eher indifferent gegenüberstehen, was ganz normal ist. Die Wahrheit ist die, dass die Menschen der Politik aus dem Wege gehen. Dieses Thema ist auch für mich recht weit entfernt. Dennoch würde ich mich freuen, wenn es Kollegen gibt, die sich gerade mit politischer Satire befassen und diese die Menschen erreicht und ihr Interesse weckt.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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