Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Wassilen Wassewski – der Künstler des Lichts

Ein Künstler unternimmt eine spirituelle Reise zurück in die Heimat durch Erfahrungen und Erinnerungen, die er auf der Leinwand festhält. Aber die Zeit hat die Stürme geschlichtet und die Bilder sind in eine illusorische Welt gewichen, die schwer greifbar ist – und wie im Wasserspiegel zerschmilzt.

Zu seinem 50. Jubiläum hat uns Wassilen Wassewski seine „kreativen Früchte“ mitgebracht, die während seiner Emigration herangereift sind, um uns seine lange Reise zum eigenen Ich und zur spirituellen Erweckung zu offenbaren. Der seit fast 20 Jahren in Chicago lebende Künstler hat 2019 in seiner Heimatstadt Sliwen und in Sofia zwei retrospektive Ausstellungen präsentiert.

Wassilen Wassewski hat Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Sofia studiert. 1997 hat er sein Studium absolviert und sich zwei Jahre später in die USA aufgemacht. Heute unterrichtet er Zeichnen, Design und Farbwissenschaft am Illinois Institute of Art und am Harold Washington College in Chicago und nimmt an zahlreichen Ausstellungen in Europa und Amerika teil. Er bezeichnet seinen Stil als „metaphysische Romantik“. Kritiker sagen, dass seine Bilder den Eindruck erwecken, als würde Licht aus ihnen überfluten.

Das Metaphysische ist ein Versuch, über das unser direktes Umfeld hinweg und weiter zu schauen, im Streben die inneren Gesetze der Welt zu entschlüsseln“, sagt der Künstler. „Und das Romantische ist ein lyrische Auffassung der Welt - es spiegelt sich am stärksten in meiner Suche vor allem im Frauenporträt wider sowie in der helleren Farbpalette, die ich in letzter Zeit verwende. Das Romantische ist bei den meisten Menschen als innerer Impuls vorhanden und ich versuche, ihm in meinen Gemälden Form und Ausdruck zu verleihen. Indem ich mit helleren Farben arbeite, versuche ich zugleich, ein Gefühl von eingefangenem Licht zu vermitteln. Die metaphysische Bedeutung dieses Moments ist das Streben nach einem besseren zwischenmenschlichen Umgang. Deshalb hoffe ich, dass sich die Menschen besser fühlen, wenn sie sich meine Gemälde ansehen und sich bewusst werden, dass Schönheit und Licht uns von allen Seiten umgeben. Aber das ist ja die Rolle der Kunst – uns dazu zu animieren, in abgelegene Winkel unserer Seele zu schauen, die wir manchmal nicht wahrhaben wollen.

Dem Schöpfer zufolge wohnt der Kunst auch die schicksalsträchtige Mission inne, die Menschen zu bilden und zum Besseren zu kehren. Aber kann uns die zeitgenössische Kunst in der Welt, in der wir leben, auch erheben?

Kunst wird immer erheben und uns nach dem Schönen und Harmonischen Ausschau halten lassen“ antwortet Wassilen Wassewski. „In der Tat scheint die zeitgenössische Kunst eine Krise zu durchlaufen, aber das ist etwas Natürliches, nach Zeiten des Niedergangs folgt immer eine Renaissance. Und hier möchte ich Parallelen zu Bulgarien schlagen, weil wir Emigranten manche Dinge aus der Ferne besser sehen können. Es wird viel darüber geredet, dass sich unser Land in einer permanenten Krise befindet und die Dinge so schlecht stehen, dass man den Staat am besten auflösen sollte. Ich aber bin der Ansicht, dass das jetzt die letzten Jahre vor einer neuen Wiedergeburt sind.

Der Künstler setzt seine Hoffnungen auf die jungen Bulgaren, die derzeit im Westen ausgebildet werden und mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung wieder nach Bulgarien zurückkehren können, aber nur unter zwei Bedingungen.

Die Obrigkeit des Gesetzes ist das Wichtigste. Sie vermittelt den Menschen das Gefühl, sicher und vom Staat geschützt zu sein“, meint der Künstler. „Finanziell gesehen werden sie in Bulgarien natürlich nicht das vorfinden, was sie im Ausland erreicht haben, aber sie werden wieder die unersetzliche spirituelle Verbindung zur Heimat knüpfen. Die zwei wichtigsten Faktoren, die die Auslandbulgaren motivieren können, massenweise wieder nach Bulgarien zurückzukehren, sind an erster Stelle die Rechtsstaatlichkeit und dann eine normale wirtschaftliche Existenz.“

Eben das Thema der (un-)möglichen Rückkehr, das seinen beiden Ausstellungen in Bulgarien gemeinsam ist, steht auch im Fokus der kreativen Suche des Künstlers. Mittlerweile bereitet Wassilen Wassewski seine Bilder für die Teilnahme an einer Ausstellung in Deutschland sowie für die Frühjahrsausstellung der Gruppe der bulgarischen Künstler in Chicago vor. Er verspricht auch, dass es ein interessantes Event in der Heimat geben wird.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv

mehr aus dieser Rubrik…

Festival in Paris präsentiert junges bulgarisches Kino

Vom 10. bis 13. September findet in der französischen Hauptstadt das Festival des bulgarischen Films statt, dessen sechste Ausgabe unter dem Motto „Stronger Together“ steht. „Wir wollen in diesem Jahr internationale Koproduktionen mit..

veröffentlicht am 10.09.24 um 13:20

Sofia in den 1970er Jahren in einzigartigen Archivaufnahmen

Wie sah Sofia in den 1970er Jahren aus? Diese Frage beantwortet die Fotoausstellung „Station Sofia '70 “ mit Archivaufnahmen des berühmten bulgarischen Fotografen Panajot Barnew. Die Ausstellung wird am 3. September in der Galerie „Dot Sofia“..

veröffentlicht am 01.09.24 um 08:40
Foto: Facebook /Apolonia Arts Festival

„Apollonia“ feiert 40-jähriges Bestehen

Nur wenige Jahre vor   dem Fall der Berliner Mauer und dem damit einhergehenden euphorischen Gefühl von Freiheit traten auf den Bühnen des Kunstfestivals „Apollonia“ in Sosopol zum ersten Mal Musiker, Künstler, Schriftsteller und..

veröffentlicht am 28.08.24 um 10:20