Galina Durmuschlijska ist nicht nur als eine glänzende Sängerin der Volkslieder der Dobrudscha bekannt, ihre Interpretationen gelten schlechthin als ein Markenzeichen traditioneller bulgarischer Kultur. Kenner nennen sie die „Nachtigall der Dobrudscha“
Galina Durmuschlijska stammt aus der bulgarischen Region Dobrudscha im Nordosten des Landes. Sie kam im Dorf Wedrina in der Nähe der Stadt Dobritsch zur Welt. Wie viele Volksliedinterpreten auch, wurde sie in einer gesangsfreudigen Familie geboren – alle sangen und spielten verschiedene Volksmusikinstrumente. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ihr Gesangstalent früh entdeckt und gefördert wurde.
14 Jahre lang wirkte sie im Volkskunstensemble „Dobrudscha“ mit. Mit Dank erinnert sie sich an jene Jahre, in denen sie die Möglichkeit hatte, mit den verschiedensten angesehenen Volksmusikern zusammenzuarbeiten, von ihnen zu lernen und Erfahrungen anzuhäufen. Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sang sie zum ersten Mal die Lieder ihres Repertoires in Begleitung des Volksmusikorchesters des Bulgarischen Nationalen Rundfunks ein. Unser Musikarchiv besitzt nahezu 200 Aufnahmen, in denen sie als Solistin zu hören ist. Ferner werden Dutzende Lieder aufbewahrt, die sie zusammen mit dem Trio „Dobrudschanka“ singt. Die heute 93jährige Sängerin der Dobrudscha Werka Siderowa übergab ihr etliche alte Gesänge, die unaufgezeichnet geblieben waren mit den Worten: „Ich gebe sie dir, weil nur du sie singen kannst!“
Für Galina Durmuschlijska ist die Dobrudscha der Himmel auf Erden – das schönste Fleckchen Land Bulgariens. Es ist nicht nur reich an fruchtbaren Böden, sondern auch an Musiktraditionen. Anlässlich ihres 60. Geburtstages, den sie im Juni vergangenen Jahres beging, sagte sie: „Die Dobrudscha ist eine märchenhafte Region. Der Himmel wölbt sich über die flache fruchtbare Ebene, doch der Boden verlangt den Menschen harte Arbeit ab. Aus diesem Grund handeln die meisten ihrer Volkslieder von der Arbeit und ihrem schweren Alltag. Ich erinnere mich an früher, als sich die Bauern zur Arbeit einfanden und gemeinsam sangen. Arbeit und Gesang ergänzten sich auf wundersame Weise. Also begann auch ich zu singen, ohne zu ahnen, dass das später zu meinem Beruf werden sollte. In der Folklore ist die Weisheit eines Volkes verschlüsselt. Die Lieder erzählen vom Leben unserer Vorfahren, von Freud und Leid.“
Rund 10 Jahre hielt sich Galina Durmuschlijska in den Niederlanden auf, wo sie einen gemischten Chor leitete, der sich „Čubrica“ nennt. Benannt ist er nach dem unverwechselbaren bulgarischen Gewürz, das untrennbarer Bestandteil vieler bulgarischer Speisen ist. Im Ausland hat Galina Durmuschlijska gekonnt die bulgarische Folklore und speziell die Gesänge der Dobrudscha zu popularisieren gewusst:
„Mein Repertoire stammt aus der Süd- und der Norddobrudscha, von Bewohnern jenes Teils der Dobrudscha, der dank des Vertrags von Craiova von 1940 wieder Bulgarien angegliedert werden konnte. Ihre Lieder weisen Unterschiede auf. Jeder ist jedoch auf die Welt gekommen, um zu leben, zu singen und zu lieben. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bin ich durch die Ukraine gereist, um mich mit den dort lebenden Bulgaren zu treffen und ihre Lieder zu lernen. In Amsterdam gründete ich zusammen mit niederländischen Kollegen den Chor „Čubrica“, der weiterhin singt. In den Jahren in der Fremde war das für mich eine Art Therapie; ich brachte ihnen bulgarische Lieder bei und singend hatte ich das Gefühl, in meiner Heimat zu sein. Nun lebe ich wieder in Bulgarien, in einem Haus aus der Wiedergeburtszeit in Kotel und beschäftige mich mit Kulturtourismus. Ich fühle mich nützlicher, wenn ich andere Menschen in Gesang unterrichte. Ich reise aber auch oft, beispielsweise nach Zypern, wo ebenfalls Bulgaren leben. Den jungen Generationen möchte ich von einer anderen Zeit erzählen, in der die Volkslieder den Bulgaren halfen, ihr schweres Schicksal zu meistern. Über diese Erinnerungen und Lieder habe ich ein Buch geschrieben, das bald erscheinen soll. Darin geht es u.a. um die Frauen, die mir Lieder beigebracht haben. Es ist so etwas wie ein Archiv meines Lieder-Lebens. Gott hat mir eine Gesangsbegabung geschenkt, die mich stets stützt und mir Kraft gibt. Wenn man ein Lied anstimmt, wird's einem leichter ums Herz. Daher liebe ich es, mit einem Lied die Seelen der Zuhörer zu erreichen. Nach einem Folklorekonzert fühlen sich dann alle glücklich.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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