Das Urbild von „Radio Bulgarien“ erblickte am 16. Februar des Jahres 1936 die Welt – keine 13 Monate nachdem die Rundfunkausstrahlung in Bulgarien in Staatseigentum überging; das bulgarische Radio, damals „Radio Sofia“, nahm offiziell seine Arbeit auf. Das geschah an einem Sonntag. Mit Hilfe der Kurzwellen war zum ersten Mal das bulgarische Vormittagsprogramm in Europa, Nordafrika und Nordamerika zu hören.
Die Archive erzählen
Aus den Dokumenten erfährt man, dass vor 84 Jahren die Auslandssendungen des nationalen Radios zuerst in Esperanto waren; ab dem 1. Mai 1937 brachte man daraufhin regelmäßig fünf Mal in der Woche Programme auf Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch. 1938 wurde dann eine neue Form geschaffen, die sich „Sondersendungen für bestimmte europäische Länder“ nannte. Das Besondere an ihnen war, dass sie vordem angekündigt wurden, was über die Landes- und Wirtschaftsvertretungen im Ausland sowie mit Hilfe ausländischer Rundfunkstationen und Zeitungen geschah.
In der Anfangszeit wurden die Beiträge fürs Ausland von freien Mitarbeitern geschrieben und auch vorgelesen. So z.B. gestaltete Georges Milchev von der Zeitung „La parole bulgare“ wöchentliche Sendungen auf Französisch; Petar Uwaliew, der an der Presseredaktion wirkte, bereitete seinerseits die Programme auf Italienisch vor.
Auslandsfunk überlebt Regimewechsel
Interessant ist eine weitere Tatsache aus der Geschichte von Radio Bulgarien: Nach dem Regimewechsel in Bulgarien am 9. September 1944 wurden die Sendungen in bulgarischer Sprache fürs Ausland eingestellt. Erst Ende der 50er Jahre erklangen sie erneut im Äther. Nunmehr waren sie vor allem für die bulgarische Emigration in Nord- und Südamerika gedacht, die das sozialistisch Regime als „Wirtschaftsemigration“ einstufte.
Von 1945 bis 1950 strahlte das nationale Programm von Radio Sofia zehnminütige Nachrichtensendungen auf Rumänisch, Serbokroatisch, Griechisch und Türkisch aus; später auch fürs Ausland auf Türkisch, Serbokroatisch, Griechisch, Albanisch, Spanisch, Portugiesisch, Arabisch, Spanisch, Russisch... Die genannten Angaben aus der Geschichte des Rundfunks wurden von Boschidar Metodiew, Journalist und Museumsmitarbeiter, eingehend erforscht und beschrieben.
Ab 1992 wurde das Auslandsprogramm in „Radio Bulgarien“ umbenannt. Im Mai 2004 nahm auch eine mehrsprachige Internetseite des Bulgarischen Nationalen Rundfunks mit Text, Bild und Ton in 11 Sprachen ihre Arbeit auf.
Schwere Zeiten
Neben den positiven Veränderungen, sah sich Radio Bulgarien zu Beginn des neuen Jahrtausends aber auch vor großen Herausforderungen gestellt – am 31. Januar 2012 wurden die Kurz- und Mittelwellensendungen eingestellt. Das veranlasste viele Hörer zu einer Reaktion. Einige, wie Paul Frank, sandten uns sogar selbstgestaltete Hörbeiträge, gerichtet an die Redaktion, als auch an die Hörerschaft:
Die Kürzungen, die nach der Wende in Bulgarien von 1989 in etlichen staatlichen Institutionen vorgenommen wurden, gingen an Radio Bulgarien leider nicht vorbei: 1997 fielen die Italienische und die Arabische Redaktion dem Rotstift zum Opfer. Nach einer zeitweiligen Wiederbelebung der Arabischen Redaktion wurde sie 2016 endgültig geschlossen. Im Jahr darauf wurden auch die 24stündigen Onlinesendungen auf Bulgarisch, Englisch, Spanisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Serbisch, Griechisch, Türkisch und Albanisch von unserer Internetseite gestrichen. Der darauffolgende Vorschlag zur „Umstrukturierung“ von Radio Bulgarien und die Reduzierung auf 3 Sprachredaktionen stieß auf heftigen Widerstand seitens Journalisten und Medienpartnern, internationale Organisationen, staatliche Institutionen, diplomatische Vertretungen, Europaabgeordnete, bulgarische Medien im Ausland...
Radio Bulgarien hat den Wirren der Geschichte getrotzt und verfolgt bis heute seine Mission, täglich zuverlässig und präzise aus und über Bulgarien zu informieren und damit zum Image des Landes im Ausland beizutragen, die bulgarische Diaspora und jene Bürger Bulgariens mit sachkundiger Information zu unterstützen, deren Muttersprache kein Bulgarisch ist.
Zukunftsvisionen
Das Team von Radio Bulgarien hat sich auch ehrgeizige Ziele gestellt, darunter die in den Jahren aufgebauten Beziehungen zu unseren Landsleuten in den verschiedenen Teilen der Welt zu vertiefen, ihnen eine Verbindung zur heimischen Kultur und Sprache anzubieten und Vertreter der Auslandsbulgaren als Mitarbeiter zu gewinnen. Anvisiert werden ferner etliche neue Formen der Informationsübermittlung; wir hoffen, diese verwirklichen und recht bald vorstellen zu können.
Vielen Dank, dass es Sie gibt und Sie uns gewählt haben!
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv
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