Vassilena Serafimova gehört zu den aktiv konzertierenden Perkussionistinnen. Sie ist dem Publikum mit ihren vielfältigen Musikprojekten bekannt, die stets an den Grenzen zwischen den einzelnen Genres angesiedelt sind. Die Künstlerin lebt seit Jahren in Frankreich, wo sie auch ihre Musikausbildung absolviert hat. Eine Fachausbildung erhielt sie an der „Juilliard School“ und unterrichtet selbst in Paris am „Maurice Ravel Konservatorium“. Seit 2019 lehrt sie Perkussionsinstrumente auch in der Schweiz und zwar an der „Haute École de Musique de Lausanne“.
Vassilena Serafimova ist ferner sehr aktiv, wenn es darum geht, das Internationale Musikfestival für Marimba und Schlaginstrumente zu organisieren. Seine jüngste Ausgabe sollte in diesem Sommer stattfinden, fällt aber wegen der Corona-Seuche aus.
„Bis es ging haben wir abgewartet, um keine falsche Information an die gemeldeten Teilnehmer und die Musikliebhaber, die es seit Jahren mit Interesse verfolgen, weiterzugeben. Doch nun haben wir uns entschlossen, es in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Das Festival selbst haben wir 2009 in der nordbulgarischen Stadt Plewen gegründet. Die Idee dazu gaben meine Eltern Avgustina und Simeon Serafimov. Mein Vater wirkt seit vielen Jahren als Pädagoge für Perkussionsinstrumente an der Nationalen Kunstschule „Panajot Pipkow“ in Plewen. Ich habe diese Schule bei ihm absolviert. 2003/2004 reisten viele meiner Mitschüler und ich auch ins Ausland, um dort zu studieren. Mein Vater bestand darauf, dass wir die Verbindung zur Heimat nicht verlieren. Es gelang uns, etliche Kommilitonen für das Festival zu gewinnen, das wir nach unserem Studium einrichteten. Seine Durchführung wird von der Gemeinde Plewen tatkräftig und mit viel Liebe unterstützt. Die Lage in diesem Jahr hat uns dazu veranlasst, es auf 2021 zu verschieben. Es teilt dieses Schicksal mit vielen anderen Veranstaltungen dieser Art. Wir denken über eine alternative Durchführungsform nach, so dass sich jetzt schon eine buntere und ansprechendere Ausgabe abzeichnet.“
Nachdem klar wurde, dass man in Frankreich den Notstand ausrufen werde, sagte Vassilena Serafimova alle ihre Engagements ab und fuhr nach Bulgarien zurück.
„Diese Entscheidung lag auf der Hand. Bereits eine Woche vor meiner Rückreise begann man in Frankreich über die Ausrufung des Notstands zu sprechen und schon waren alle Flugtickets nach Bulgarien ausverkauft. Ich beschloss, bei meinen Eltern zu sein, obwohl ich sie noch nicht gesehen habe, da ich mich für 14 Tage isoliert habe, um sie nicht anzustecken, falls ich mich infiziert haben sollte. In der Isolation beschäftige ich mich mit Dingen, für die ich bislang keine Zeit hatte, als ich aktiv konzertierte. Ich habe begonnen Spanisch zu lernen. Meine Marimba ist natürlich griffbereit und ich übe regelmäßig, um in Form zu bleiben. Außerdem studiere ich neue Werke ein, für die keine Zeit geblieben war. Anfang Juni werde ich mit dem PianistenThomas Enhco eine CD aufnehmen. Es wird unser zweites Album sein, das wir mit einem bekanntenTonträgerunternehmen realisieren werden. Es ist ein sehr anspruchsvolles Projekt.
Ich habe seit mehr als einem Monat meine französischen Freunde nicht gesehen und sie fehlen mir sehr. Mir fiel etwas ein, um sie bei guter Laube zu halten und nun gebe ich ihnen und anderen Interessierten Online-Unterricht in bulgarischer Sprache. Am Anfang waren es 25 Schüler und 150 machen ab und zu mit. Ich meinerseits setze hartnäckig diese Arbeit fort. Auf elektronischem Wege unterrichte ich auch Perkussionsinstrumente für Schüler in Frankreich und der Schweiz. Der persönliche Kontakt mit den Schülern kann jedoch durch nichts ersetzt werden. Ich weiß, dass die jetzige Lage allen Menschen zu schaffen macht, doch die Musiker leiden am meisten darunter. Wir sind den direkten Kontakt mit den Menschen – dem Publikum, gewohnt und er ist für die Interpretation sehr wichtig. Ich hatte bislang viele Engagements – jeden zweiten Tag ein Konzert und daher musste ich ständig reisen... Langsam werden wir die Isolation überwinden, doch die großen Konzertsäle werden wohl kaum so schnell ihre Tore öffnen. Ich muss ehrlich sein: es gibt Augenblicke, da spüre ich eine große Leere und denke nach, wie es wohl weitergehen wird. Die Welt wird eine andere sein. Ich stelle mir die Frage, was wir für Projekte unter den neuen Bedingungen realisieren können, um gleichzeitig das zu tun, was wir lieben und uns weiterzuentwickeln...“
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