Nicht zufällig entstanden die ersten Darstellungen der heiligen Brüder Kyrill und Method, die von der Orthodoxen Kirche am 11. Mai geehrt werden, im Herzen Europas. In Rom setzten sie sich vor Papst Hadrian II. erfolgreich für die slawische Liturgie ein und so wurde neben dem Griechischen und Lateinischen das Altbulgarische zur dritten Kirchensprache in Europa. Ihre Namen sind mit der Christianisierung der slawischen Stämme aufs engste verbunden. Als Missionare des Christentums übersetzen sie die Bibel und verschiedene liturgische Texte in der in ihrer Heimatstadt Thessaloniki gesprochenen slawischen Sprache, die wir heute als Altbulgarisch bezeichnen. Damit wurde der Grundstein nicht nur der bulgarischen, sondern auch der slawischen Schriftsprache allgemein gelegt. Kyrill und Method schufen überdies auch originelle Werke, die die christliche Kultur bereicherten. Auf den Ikonen werden sie daher stets mit Schriftrolle und Kreuz dargestellt.
Wenn man vor einer der Ikonen Kyrill und Methods steht und ein Gebet an die heiligen Brüder richtet, wird man sich kaum all der Symbole bewusst, die der Ikonenmaler eingeflochten hat. Die Welt der christlich-orthodoxen Ikonen ist schier unendlich groß; in ihr ist aber nichts zufällig und jedes Detail bereichert die Erzählung über den dargestellten Heiligen oder ein biblisches Ereignis.
„Die Ikone tauchte in den ersten Jahrhunderten auf, als der Wunsch sehr groß war, die Gesichtszüge eines Heiligen oder Mitstreiters der neuen Religion festzuhalten“, erzählt uns Dr. Slatina Karawaltschewa vom Zentrum für Bildungsinitiativen „Dveri“. „Die Menschen haben Hunderte von Kilometern zurückgelegt, um sich mit der betreffenden Persönlichkeit zu treffen. Sie wollten sie im Gedächtnis behalten und haben ein Bild von ihr mit nach Hause genommen – so entstanden die ersten Ikonen. Mit der Zeit geriet der Erinnerungsteil in den Hindergrund, während sich die Ikone in eine theologische Erzählung verwandelte. Obwohl sich die Ikonenmaler an die Überlieferungen hielten, haben sie auch etwas von sich aus hinzugefügt.“
Die Blicke ziehen vor allem die Augen der Heiligen auf sich. Doch die Darstellung wirkt auch mit ihrer Botschaft. Der Gläubige wird unbewusst in seinem Gebet beeinflusst.
„Die Ikone zügelt die religiöse Phantasie, die laut orthodoxer Lehre einer Reinigung bedarf, damit der Mensch nicht in extreme mystische Zustände verfällt“, setzt Dr. Karawaltschewa fort. „Der Ikone kommt nicht nur im Gottesdienst eine klar definierte Rolle zu; sie soll nicht nur über die verschiedenen biblischen Ereignisse „berichten“, sondern auch im Gebet erzieherisch wirken. D.h. sie entrückt das Bewusstsein des Gläubigen und verhilft ihm, ein konzentriertes „Gespräch“ mit Gott zu führen.“
Welche ist jedoch die Sprache, die sich hinter den sichtbaren Formen verbirgt und die einmal erlernt, der Ikone Leben einhaucht und sie zu sprechen beginnt?
„Jeder Heilige, wie auch Christus und die Gottesmutter, werden frontal dargestellt“, antwortet die Expertin für byzantinische Kunstgeschichte. „Wenn wir vor einer Ikone des Erlösers stehen, muss sie uns seine Persönlichkeit offenbaren und das göttliche Abbild in ihm offenlegen. Der Heiligenschein ist seinerseits ein Zeichen für den Segen Gottes, der sich als Licht, Frieden und Freude darüber zeigt, dass diese heiligen Menschen, dargestellt auf den Ikonen, an Christus teilhaftig geworden sind. Und das ist nur durch Sein Segen möglich.“
Der offene Raum ist ein weiteres Element aus der Sprache der Ikonen. Alle biblischen Ereignisse werden im Freien dargestellt, womit ihr öffentlicher Charakter unterstrichen wird. Alle sollen am Ereignis teilhaben. Falls eine der Szenen doch in einem Raum angesiedelt ist, wird das mit einem kleinen Vorhang im Hintergrund verdeutlicht. Die Darstellungen weisen keine Schatten auf, womit zum Ausdruck gebacht werden soll, dass die dargestellte heilige Person die Quelle des Lichts ist.
In den klassischen Ikonen trägt Christus ein rotes Gewandt; die Farbe Rot symbolisiert Seine göttliche Natur. Sein Umhang ist hingegen blau. Damit wird die menschliche Natur gekennzeichnet. Christus ist den Menschen in Allem gleich mit Ausnahme der Sünde. Die Gottesmutter trägt entsprechend ein blaues Gewandt und einen roten Umhang. Sie ist ein Mensch wie alle anderen, jedoch ausgesprochen rein und gleichzeitig von Gott gesegnet.
„In Gold glänzt nicht nur der Nimbus, sondern nicht selten auch der Hintergrund“, fügt Dr. Karawaltschewa hinzu. „Die goldene Farbe ist ein Zeichen für das Königreich der Seligkeit, das langsam geboren wird – zuerst in den Heiligen, und dann schrittweise in allen, bis es die ganze Menschheit eingenommen hat. Gottes Segen ist für jeden von uns zugänglich, man braucht sich nur an Ihn zu wenden. Und nur dann, wenn sich unsere menschliche Natur das Gewandt des göttlichen Segens angelegt hat, werden wir unsere wahre Kraft, unser wahres Potential erkennen.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: dobrichmuseum.bg, bg-patriarshia.bg, pravoslavieto.com, dveri.bg,
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