Das neue Jahr ist erst knapp eine Woche alt. Das alte Jahr 2020 und die Folgen der Covid-Krise, die es kennzeichneten, werden langfristige Auswirkungen auf das geistige, emotionale und insbesondere finanzielle Wohlergehen sowohl der Bulgaren als auch aller anderen Nationen in der Welt haben. Das Coronavirus ist immer noch unter uns und trotz der begonnenen Impfung unvorhersehbar und gefährlich.
Das andere Ereignis, das einen Einfluss auf alles, was uns 2021 begleitet, haben wird, ist die offizielle Loslösung Großbritanniens von der EU.
Der Ex-Finanzminister Simeon Djankow prognostiziert, dass das Jahr 2021 durch Unsicherheit gekennzeichnet sein wird. „Das vergangene Jahr war für zahlreiche Unternehmen und Wirtschaftsbereiche schwer und die Menschen haben es satt, dass es so ist, doch auch für die kommenden Monate ist keine Änderung zu erwarten“, sagte Djankow und fügte hinzu, dass es Schwierigkeiten bei der Verteilung des Covid-Impfstoffs geben wird, die Investitionen um rund 60% geschrumpft sind und kaum Puffer in der Wirtschaft vorhanden sind.
„Bisher konnten Dank ihnen und der erfolgreicheren Politik der Bulgarischen Nationalbank in Bezug auf die Ressourcen im Bankensystem die meisten Insolvenzen vermieden werden. Es stehen aber schwere Monate für alle Wirtschaftsbereiche bevor, weil unsere großen Wirtschaftspartner in Deutschland und Großbritannien erneut einer nach dem anderen schließen“, sagte der Finanzminister im ersten Kabinett von Premierminister Bojko Borissow und hielt sein Lob für die Tatsache nicht zurück, dass Bulgarien das Land mit dem niedrigsten Defizit in Europa ist, sowie für die umgesetzten Maßnahmen, die in einigen Wirtschaftszweigen Arbeitsplätze erhalten haben. Simeon Djankow empfahl, die Maßnahmen fortzusetzen, da die Situation der bulgarischen Unternehmen bis zum Herbst schwierig sein wird.
Der ehemalige Finanzminister ist fest davon überzeugt, dass die nächste Regierung den Staatshaushalt voraussichtlich im April oder Mai aktualisieren muss, insbesondere in den einzelnen Wirtschaftsbereichen, obwohl die staatlichen Unterstützungsmechanismen bereits greifen. Bezüglich der Steuern ist Djankow sicher, dass eine ernsthafte Steuerreform und Änderungen bevorstehen:
„In dem Moment, in dem sich die Rentenpolitik ändert, ist eine Änderung der Steuerpolitik unvermeidlich. Ich glaube nicht, dass sich die nächste Regierung einer so schwierigen Aufgabe annehmen wird, aber in den nächsten zwei Jahren erwarte ich eine ernsthafte Änderung in Bezug auf mehr und höhere Steuern. Es ist möglich, dass sich auch die Mehrwertsteuer ändert und um 2%-3% steigt", vermutet Simeon Djankow und hält das für ein durchaus reales Szenario, da die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer zwischen 60% und 65% aller Steuereinnahmen ausmachen.
Auch der Brexit wird sich auf die Situation im Land auswirken. Rund 300.000 Bulgaren leben und arbeiten in Großbritannien. Der Ex-Finanzminister Simeon Djankov vermutet, dass einige unserer Landsleute nach Bulgarien zurückkehren werden, was zu Beginn sowohl im Haushalt als auch bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen zu Schwierigkeiten führen wird. Er ist jedoch fest davon überzeugt, dass die Rückkehrer mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten die Wirtschaft unterstützen werden, was sehr bald auch spürbar sein wird.
Das Interview von Snezhana Iwanowa für das BNR-Programm „Horizont“ fasste Joan Kolev zusammen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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