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Der Designer Philipp Bojadschiew und die Rolle der Werte in unserer Gegenwart

Foto: Privatarchiv

Das jüngste Projekt des bulgarischen Designers Philipp Bojadschiew deckt die Gefahr einer Abwertung der bulgarischen Nationalhelden auf. „ConTemporary Tradition“ – so hat er seine seine Ausstellung benannt, die vom 26. bis 31. März in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Im Fokus dieser Ausstellung stehen die bulgarischen Nationalhelden und die Symbole, die mit unseren nationalen Traditionen und unserem Selbstbewusstsein verbunden sind. Philipp will das Publikum hauptsächlich dazu animieren, den Kontext von Begriffen wie „heimatlich“, „national“, „patriotisch“ zu überdenken. Wenn sie nämlich in unserem heutigen Alltag zu oft und unangemessen verwendet werden, können sie missverstanden werden und sogar für Spott, Überdruss oder Langeweile sorgen. Und das ist etwas, was wir nicht zulassen dürfen.


In einem der gemütlichen Zentren der bulgarischen Kultur in der deutschen Hauptstadt, „Kuker Berlin“, schauen die bulgarischen Freiheitskämpfer Christo Botew, Wassil Lewski und Georgi Rakowski still von den Wänden auf das Publikum herab. Dieser stille Blick wird sicherlich eine ganze Reihe von Fragen aufwerfen: Was wissen die Menschen tatsächlich über ihren Nachlass, ihren Kampf und die Werte, für die sie sich eingesetzt haben.

„Sie werden in den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten vermutlich unterschiedlich aufgefasst. Einer der Beweggründe für diese Ausstellung war mein Gefühl, dass diese Helden beginnen, „den Boden unter den Füßen zu verlieren“. Aufgrund der Übersättigung mit ihren Gestalten werden sie eher zu einem Objekt der Popkultur“, sagte Philipp Bojadschiew in einem Interview für „Radio Bulgarien“.

Grund für diese nicht nur bulgarische Devalvierung ist der Wunsch, Zuversicht aus den Taten und  Grundätzen unserer Nationalhelden zu schöpfen, damit wir unsere Gegenwart mit Hilfe unserer Vergangenheit verstehen können.

„Die bulgarischen Helden haben in der Zeit, in der sie gelebt haben, für unsere Freiheit gekämpft. Heute ist sie bereits eine Gegebenheit. Wir können ihre Handlungen nicht direkt in unsere Gegenwart übertragen und blind befolgen“, ist der Designer überzeugt. „Ich sehe die Vergangenheit als ein Sprungbrett, als solides Fundament, an das wir uns zweifellos erinnern müssen. Wir sollten jedoch nicht versuchen, die Vergangenheit in unserer Gegenwart anzusiedeln.“

Philipp sieht die Zukunft seiner Ausstellung als die einer Ausstellung auf Rädern und richtet sich in erster Linie an das bulgarische Publikum. Dessen ungeachtet ist er ohne zu zögern der Einladung der deutschen Gastgeber in der Gestalt von Diljana Welitschkowa gefolgt, denn er sieht darin ein großartiges Experiment mit den Wahrnehmungen des Publikums. Im Moment ist er überzeugt, dass es für einen Ausländer schwierig wäre, seine Botschaft zu verstehen. Gern würde er sich aber eines anderen belehren lassen.

Wer genau ist aber Philipp Bojadschiew und warum präsentieren wir Ihnen eine weitere seiner künstlerischen Herausforderungen?

Obwohl er jung ist, gehört er bereits zu den etablierten Namen in den künstlerischen Kreisen in Bulgarien. Schnell konnte er sich seinen eigenen Weg im riesigen Universum des Designs bahnen. Er widmete sich der Werbung und visuellen Identität von Produkten. Seinen Stil definiert er als minimalistisch. Trotzdem richtet er sich immer danach, was das Passendste für das entsprechende Projekt ist. Wir haben bereits in einem unserer Beiträge von einem dieser Projekte erzählt, in dem der Zweck und Geist der „Malko-Tarnowo-Straße“ in Sofia in einem neuen Licht gezeigt werden. Die Pandemie hat die vollständige Umsetzung vereitelt, für die viel Geld benötigt wird. Das hat aber nicht zu bedeuten, dass die Arbeit eingestellt wurde. Im Gegenteil: Derzeit wird eine spezielle Website erstellt, die Einblicke in die Geschichte einer der kürzesten, aber emblematischsten Straßen Sofias gewährt.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv, Facebook /Philipp Bojadschiew


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