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Experten prognostizieren immer häufigere Hitzewellen in Bulgarien

Die Dürre könnte sich als die nächste „Pandemie“ für unser Land erweisen

Foto: Archiv

Bulgarien wird seit ein paar Tagen von einer heftigen Hitzewelle heimgesucht. Stellenweise werden bereits in den Morgenstunden Temperaturen über 30 Grad gemessen. Tagsüber klettert die Quecksilbersäule mancherorts auf 38 bis 40 °C. Die Hitzewelle wird laut Wettervorhersagen auch Anfang Juli hinziehen.


Das Klima ändert sich und diese Klimaänderungen sind für Bulgarien ungünstig, erklärte die Klimaforscherin Antoaneta Jotowa in einem Interview für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk. In ihrem jüngsten Bericht zum Klimawandel warnt die UN davor, dass Bulgarien in Zukunft eines der am stärksten von der Dürre betroffenen Länder sein wird. Die Dürre könnte zur neuen Pandemie für unser Land ausarten, gegen die es keinen Impfstoff gibt.
Sind die Wetterkapriolen inzwischen etwas Normales für uns geworden, beispielsweise der Wechsel von starken Regenfällen zu sengender Hitze?
„In Bulgarien haben die extremen Wetterereignisse in den letzten Jahren um etwa 30 Prozent zugenommen. Bis 2050 werden sie sich voraussichtlich verdoppeln“, kommentierte Dr. Sorniza Spassowa, Chefassistentin am Nationalen Zentrum für öffentliche Gesundheit und wissenschaftliche Sekretärin der Vereinigung für medizinische Geographie, gegenüber dem BNR. Es hat sich herausgestellt, dass sich die gesundheitsgefährdenden Hitzeperioden verdoppeln, wenn die Durchschnittstemperaturen im Sommer um ca. 2-3 Grad steigen. Sie gehen mit erhöhter Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher, gefährden aber auch Menschen mit Atemwegserkrankungen, Asthma, Diabetes und psychischen Erkrankungen. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die gefährlichen Auswirkungen des heißen Wetters nicht sofort einstellen, sondern erst, nachdem man länger als drei Tage hohen Temperaturen ausgesetzt war. Laut Dr. Spassowa genießen die Bulgaren sorglos das warme und wolkenlose Wetter und unterschätzen dabei die Risiken:


Wir sind derzeit mitten in einer Hitzewelle. Sie ist die erste der Saison. Das ist bewiesenermaßen die tödlichste Hitzewelle, weil sie nach einer kühleren Wetterperiode eingetreten ist. Wir haben uns und unser Verhalten noch nicht an die hohen Temperaturen angepasst. Wir gehen weiter aus, obwohl es so heiß ist und wir trinken nicht genug Wasser. Genau während der ersten Hitzewelle sterben Menschen, um deren Gesundheit es nicht gut bestellt ist. Das ist eine extrem gefährliche Hitzewelle, die noch einige Tage andauern wird.“


Überhitzung und Sonnenstich drohen allen, die sich nicht an die Regeln halten, wenn sie sich der Sonne aussetzen. Wenn die Leute draußen arbeiten, ist das Risiko besonders groß. „Verzichten Sie bei dieser Hitze auf Sportaktivitäten im Freien, mit Ausnahme des Wassersports. Wenn Sie sich in kälterem Wasser abkühlen möchten, achten Sie darauf, dass dies nicht zu abrupt passiert, damit Sie keinen Kälteschock erleiden“, rät Dr. Spassowa.

Die Hitzewellen nehmen weltweit seit 1985 zu. Sie sind mit dem Anstieg der durchschnittlichen globalen Lufttemperatur verbunden. Die Zahl der Menschen, die extremer Hitze ausgesetzt sind, wächst exponentiell. Weltweit hat sich die hitzebedingte Sterblichkeit bei Menschen über 45 in den letzten 20 Jahren verdoppelt und in Europa um 30 Prozent erhöht.


Südosteuropa, wo Bulgarien liegt, ist laut der WHO eine der am stärksten von Hitzewellen in Europa betroffenen Regionen.

„Die bulgarische Bevölkerung ist anfälliger, weil sie sich schwerer anpassen kann. So können sich zum Beispiel weniger Menschen Klimaanlagen in ihren Häusern leisten und der Gesundheitszustand der Bulgaren lässt im Prinzip einiges zu wünschen übrig. In Bulgarien haben wir einerseits mehr Hitzewellen und andererseits eine alternde Bevölkerung, was unser Land ziemlich anfällig macht“, mahnte Dr. Sorniza Spassowa abschließend.

Redaktion: Elena Karkalanowa (auf der Grundlage von Interwiews von Diana Dontschewa vom Inlandsprogramm „Horizont“ des BNR)

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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