Das Essen verbindet Menschen auf der ganzen Welt. Das Ziel der kulinarischen Enzyklopädie „TasteAtlas“ ist es, beliebte oder vergessene Gerichte aus aller Welt zu präsentieren. Auch Bulgarien hat in kulinarischer Hinsicht viel zu bieten. Doch das, was das Land am besten präsentiert, ist die bulgarische Banitsa.
„Die Banitsa kann viel über das jeweilige Territorium aussagen“, behauptet Dessislawa Dimitrowa in einem Interview für Radio Widin. Sie muss es wissen, denn sie erforscht die ethnografischen Gebiete professionell.„Genau wie das bulgarische bunte Salz, so ist auch die bulgarische Banitsa im TasteAtlas aufgeführt. In Bulgarien hat jede Region ihr eigenes Rezept für Backwaren, die der Banitsa ähneln“, sagt Dessislawa Dimitrowa.
„Für die Region Iwajlowgrad zum Beispiel ist die Banitsa mit Sesam und Tahini typisch, für die Gebirgsregionen hingegen mit einer Füllung aus Eiern und Käse. Ich behaupte, dass es sich um ein regionales und nicht um ein nationales Gericht handelt“, sagt die Ethnologin, will sich aber nicht mit einer historischen Zeitangabe engagieren, wann die Banitsa entstanden ist. Sie vermutet aber, dass das Gericht in der Zeit zu datieren ist, in der die Menschen angefangen haben, Weizenmehl zu verwenden.
„Damit die Teigblätter sehr fein ausgerollt werden konnten, musste das Weizenmehl einen ziemlich hohen Glutengehalt haben. Daraus schließe ich, dass die Banitsa historisch gesehen ein relativ neues Gericht ist“, sagt Dessislawa Dimitrowa und fügt hinzu, dass die Banitsa nur bei uns so genannt wird, jedoch nicht behauptet werden könne, dass es ein rein bulgarisches Gericht ist. Es soll in Bulgarien seinen Anfang genommen haben, doch populär ist es in allen Balkanländern, wo es ebenfalls meisterhaft zubereitet wird.
„Die Technologie für das Ausrollen von Teigblättern und eine Füllung dazwischen, existiert im Nahen Osten bis hin zum Balkangebirge in Richtung West“, stellt die Ethno-Expertin fest und fügt hinzu, dass die bulgarische Banitsa zum Synonym für Familie und Gemütlichkeit geworden ist, zu einer Erinnerung an Omas Küche und die Kindheit.
„Die Banitsa ist das einzige Gericht der Bulgaren, für das es obligatorisch ist, Gesellschaft zu haben. Sie wird in einem großen Blech zubereitet und es ist gut, sie noch warm zu essen. Deshalb wird der Blätterteigkuchen normalerweise zu Feiertagen zubereitet, zu denen sich die Familie versammelt und er gemeinsam gegessen wird“, erklärt Dessislawa Dimitrowa, die den Duft von Banitsa sehr stark mit ihrer Kindheit und die Erinnerung an ihre Großmütter verbindet.
„Meine Oma mütterlicherseits, bei der ich als Kind in Montana aufgewachsen bin, war eine große Meisterin im Backen von Banitsa. Sie stammte aus einem der Gebirgsdörfer im Balkangebirge und verwendete für die Füllung der Banitsa gern verschiedenes Grünzeug wie Ampfer oder Melden. Für meine andere Oma hingegen, die aus der fruchtbaren Donauebene stammte, hatte die Füllung der Banitsa obligatorisch aus Eiern und Käse zu bestehen. Das ist ein Beweis dafür, dass jede Region eine andere Auffassung von Banitsa hat und deshalb betrachten wir sie auch als ein Statussymbol. Die in der Ebene lebenden Bulgaren konnten es sich leisten, die Banitsa reichlich mit Eiern und Käse zu füllen im Gegensatz zu den im Gebirge lebenden Menschen. Das Leben in diesen Gegenden war mühsam und für sie war es deshalb üblich, für die Füllung auch verschiedenes Grünzeug zu verwenden, das was halt gerade gab.“
Redaktion: Gergana Mantschewa nach einem Interview von Wiktoria Topalska von BNR-Widin
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: BGNES, Facebook/TasteAtlas, ArchivSeit mehr als 20 Jahren ist es in der nordwestbulgarischen Stadt Montana Tradition, am 6. Januar in den Park „Montanensium“ zu gehen. Dort gibt es einen künstlichen See, der für das orthodoxe Ritual „Rettung des Heiligen Kreuzes“ am Tag der..
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