Gefüllte Paprika, Mussaka, Bohnen im Tontopf und das Gemüseallerlei Gjuwetsch werden üblicherweise als bulgarische Nationalgerichte bezeichnet. Doch nur wenige denken daran, dass die Produkte für diese Gerichte erst im 19. Jahrhundert aus Amerika eingeführt wurden.
Die Kulturwissenschaftlerin Petja Kruschewa hat versucht, die Geheimnisse der mittelalterlichen bulgarischen Küche zu ergründen und nicht nur danach geforscht, was gegessen wurde, sondern auch wie der damalige Mensch die Welt verstanden hat.
Die Hauptnahrungsquelle für die Menschen in unseren Gebieten war die Umwelt. Im Winter gönnten sich die Menschen Fleisch, doch sobald der Frühling da war, setzten sie auf Grünzeug. Bedauerlicherweise liegen aus dieser Zeit keine kulinarischen Rezeptbücher vor, so dass versucht wird, aus bruchstückhaften Informationen über die Lebensweise, Kirchenbüchern und Zeugnissen von Rittern und Reisenden auf die mittelalterliche Küche der Bulgaren zu schließen.
„Es gibt nur einzelne erhaltene Seiten von drei Handschriften, eine Südslawische, eine aus Prisren und eine mazedonische Handschrift aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts“, erzählt die Kulturwissenschaftlerin. „Sie enthalten Regeln für die Ernährung während der 12 Monate des Jahres. Diese für das Mittelalter typischen „Ernährungskalender“ wurden verfasst, um größere gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Obwohl es den Begriff „gesunde Ernährung“ noch nicht gab, wurde der Nahrung damals Bedeutung beigemessen“, sagt Petja Kruschewa und behauptet, dass bei den Speisen des mittelalterlichen Bulgaren nichts zufällig war. Jede Mahlzeit begann und endete mit einem Dankgebet an Gott. Was der einzelne Mensch aß, hing nicht nur von seiner sozialen Stellung ab, sondern auch von den Gaben der entsprechenden Jahreszeit und den religiösen Normen. Wer neben wem sitzen sollte sowie die Art und Vielfalt der Speisen ergänzte das eigenwillige Ritual, das die Haltung und den Respekt gegenüber dem Gast symbolisierte.
"Brot nahm einen zentralen Platz in der mittelalterlichen Kulinarik ein. Es war nicht nur ein symbolhaftes Nahrungsmittel, sondern auch ein Heilmittel, denn es wurde als der Leib Christi angesehen, ein Teilchen des Göttlichen“, erzählt Petja Kruschewa weiter. „Auf diese Weise war das Brot mit dem ganzen Leben des Menschen verbunden, mit dem Fortbestand der Familie, mit Reichtum und natürlich mit der Göttlichkeit. Es konnte nicht einfach weggeworfen werfen, sondern wurde mit Sorgfalt in ein spezielles Tuch gewickelt, das Messal genannt wurde. Das gewebte Tuch war in den Farben der Sonne und der Spiritualität - weiß, blau, rot oder gelb.“
Auch die einzelnen Nahrungsmittel hatten symbolischen Wert. Wurde beispielsweise Fisch gereicht, galt es als eine großzügige Geste, die mit Jesus Christus und die von ihm vollbrachten Wunder in Verbindung gebracht wurde. Äpfel hingegen waren ein Zeichen des Flirts oder der Zwietracht, da die Frucht mit der Erbsünde in Verbindung gebracht wurde.
„Das Unbekannte wurde schon immer mit dem Bösen in Verbindung gebracht", sagt Petja Kruschewa über das Misstrauen, mit dem der mittelalterliche Mensch allem Fremden gegenüberstand, einschließlich den Nahrungsmitteln aus fernen Ländern“ und erklärt, dass das vielleicht darauf zurückzuführen ist, weil Bulgarien an einem Kreuzweg liegt, an dem viele Völker vorbeigezogen sind, die in den meisten Fällen feindlich gesinnt waren. Deshalb habe sich im Mittelalter die Vorstellung entwickelt, dass der Fremde grundsätzlich ein Feind ist, der das Böse verkörpert, erklärt Petja Kruschewa und fügt hinzu, dass selbst wenn der Fremde friedfertig war, geglaubt wurde, dass nach ihm Omen und Krankheiten kommen werden, die der Familie, dem Stamm und dem Dorf Unglück bringen. Um das zu vereiteln, mischten die Frauen, wenn sie ahnten, dass solche Gäste im Anmarsch sind, hastig Mehl und Wasser zusammen und buken ein einfaches Brot, das noch warm serviert wurde, weil sie glaubten, dass das die Neuankömmlinge beruhigen würde. „So entstand wahrscheinlich unsere berühmte Gastfreundschaft, nicht so sehr aus dem Wunsch heraus, die müden Reisenden zu ernähren, sondern um uns selbst zu schützen.“
Egal wie sich die Geschmäcker, die Vielfalt der Produkte und die Art ihrer Zubereitung im Laufe der Jahrhunderte bereichert haben, egal welche Bedeutung, Absicht und Aberglaube ihnen beigemessen wurde, das Essen verbindet und verführt uns auch heute noch.
„Wir sollten nicht vergessen, dass jeder Krieg mit einem Friedensvertrag endete, der an einem Tisch geschlossen wurde", erinnert die Kulturwissenschaftlerin Petja Kruschewa.
Redaktion: Diana Zankowa nach einem Interview von Ljudmila Sugarewa von BNR-Plowdiw.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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