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Kirche „Hl. 40 Märtyrer“ – ein Kleinod bulgarischer Geschichte

Ein Kirchenbau in Angedenken an einen emblematischen Sieg

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Foto: Regionales Geschichtsmuseum Weliko Tarnowo

Das Datum 9. März 1230 ist in der bulgarischen Geschichte mit der Schlacht bei Klokotnitza verbunden, bei der der bulgarische Zar Iwan Assen II. den eingedrungenen Herrscher von Epirus, Theodoros I. Angelos Komnenos, schlug und samt seiner Gefolgschaft und Familie in Gefangenschaft nahm. Iwan-Assen II. erlaubte ihm, frei in Tarnowo zu leben und ließ ihn erst, als er immer wieder neue Ränke schmiedete, blenden. Nach der Schlacht von Klokotnitza geschah etwas bis dahin nie Dagewesenes: Iwan-Assen II. ließ alle gefangenen Soldaten von Komnenos frei, gab ihnen genügend Nahrung, um nach Hause zu ziehen, was sie dann auch (laut den alten Chroniken) singend taten.

Aus Anlass des großen Sieges ließ Iwan Assen II. in der Reichshauptstadt Tarnowo die Kirche „Heilige 40 Märtyrer“ bauen.

Die Kirche der heiligen 40 Märtyrer ist ein wertvolles Zeugnis mittelalterlicher bulgarischer Geschichte und Kultur. Zar Iwan Assen II. (1190-1241) hinterließ an einer der Säulen nicht nur eine interessante Inschrift, die von seinem glorreichen Sieg kündete, sondern ordnete die Verwendung einer anderen Säule mit einer Herrscherinschrift an – die des Khans Omurtag (815–831), in der es u.a. heißt: „Selbst wenn ein Mensch gut lebt, stirbt er und ein anderer wird geboren. Möge der nach ihm Geborene, wenn er diese Inschrift liest, sich dessen erinnern, von dem sie stammt.“

Während der archäologischen Untersuchungen der Kirche wurde das Grab von Zar Kalojan (1197-1207) entdeckt, wie auch Reste der Beisetzungen von Zar Iwan Assen II. und seiner Gattin Anna Maria. „Iwan Assen II. war einer der bedeutendsten bulgarischen Herrscher, weil Bulgarien zu seiner Zeit an drei Meere grenzte und ein großes Imperium auf dem Balkan war“, sagte Dr. Iwan Tsarow, Direktor des regionalen Geschichtsmuseums von Weliko Tarnowo. Als der Zar vom siegreichen Krieg zurückkehrte, entschied er, dass die heiligen 40 Märtyrer tatsächlich auf seiner Seite gewesen waren und seine Armee unterstützt hatten. „Aus diesem Grund wurde sie zur Hauptkirche der Hauptstadt Tarnowo, während natürlich die Patriarchalkirche auf dem Zarewetz-Hügel die „Mutter des Christentums“ in Bulgarien blieb“, erzählte uns der Historiker. Mitte des 13. Jahrhunderts entstand an der Kirche der heiligen 40 Märtyrer ein ganzes Zaren-Kloster

„Die Kirche existierte als Klosterkirche bis zum 15. Jahrhundert, als sie (von den osmanischen Eroberern) in eine Moschee umgebaut wurde. Als solche wurde sie bis Anfang des 19. Jahrhunderts genutzt. Das Interessanteste ist, dass die Kirche dem Geschlecht der Asseniden als Gruftkirche diente; darin wurden alle Mitglieder der Familie beigesetzt, einschließlich der Zarinnen und naher Verwandter. Leider wurden fast alle diese Gräber zerstört, als die Kirche in eine Moschee umgewandelt wurde. Bis heute sind relativ wenige Artefakte erhalten. Am interessantesten ist das Grab des bulgarischen Zaren Kalojan, in dem sein goldener Siegelring entdeckt wurde. Das ist das einzige Herrschergrab aus dem Mittelalter, das bis heute erhalten ist. Das andere erhaltene Grab eines mittelalterlichen bulgarischen Herrschers befindet sich auf der Insel Hl. Achilles in Griechenland. Dort wurde Zar Samuil beigesetzt, aber diese Grabanlage liegt heute außerhalb Bulgariens“, sagt Dr. Iwan Tsarow.

Das schwere Erdbebens von 1327 zerstörte die Kirche bis fast auf die Grundmauern. Noch im 14. Jahrhundert wurde das Gotteshaus jedoch wiedererrichtet und anschließend mehrmals umgebaut. Trotz der Unbill der Geschichte hat die Kirche „Hl. 40 Märtyrer“ wertvolle Zeugnisse der Kunstschule von Tarnowo aufbewahrt, die bis in das 17. Jahrhundert einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der bulgarischen religiösen Malerei ausübten. Einige Fragmente der einstigen Ausmalung des Innenraums können bis heute bewundert werden; sie stammen höchstwahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Die Kirche der heiligen 40 Märtyrer steht auch mit einem weiteren bedeutenden Ereignis in der bulgarischen Geschichte in Verbindung. Am 22. September 1908 verlas Fürst Ferdinand auf dem Kirchhof ein Manifest, mit dem er die Unabhängigkeit Bulgariens nach fünf Jahrhunderten osmanischer Herrschaft erklärte.

 

„Die Kirche wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts grundlegend restauriert und teilweise rekonstruiert“, erklärt Dr. Tsarow, „Seit 2005 steht sie nach 30-jährigen Arbeiten wieder für Besucher offen. Jedes Jahr beginnt das Stadtfest von Weliko Tarnowo (22. März) an dieser Kirche und setzt sich auf dem Zarewetz-Hügel fort. Es werden auch viele christliche Rituale vollführt; überhaupt ein sehr interessanter und gern besuchter Ort.“

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Regionales Geschichtsmuseum Weliko Tarnowo


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