„Der Künstler muss in die Zukunft schauen, im Chaos neue Welten sehen“, soll Giuseppe Verdi gesagt haben, einer der einflussreichsten italienischen Komponisten des 19. Jahrhunderts.
Je höhere Ziele sich Musiker und Opernkünstler gesteckt haben, desto mehr sind sie auch von aktuellen Themen berührt. Die Oper von Stara Sagora ist dem Schicksal ihrer Kollegen in der Ukraine gegenüber nicht gleichgültig geblieben und so hat ihr Intendant, Maestro Ognjan Draganow, persönlich eine Einladung an die ukrainischen Opernkünstler gerichtet, ihre Laufbahn in Stara Sagora fortzusetzen.
Der Einladung folgte die Sopranistin Tamara Kalinkina, eine der jungen Stars der Kiewer Oper, die, von der Sorge um ihr kleines Kind getragen, nach Bulgarien aufbrach, obwohl sie am Kriegsanfang ihre Heimat nicht verlassen wollte.
Inzwischen ist Tamara in Stara Zagora und probt intensiv für ihren ersten Auftritt. In der Rolle der Mimi in La Boheme von Puccini wird sie ihr Debüt mit dem Opernteam von Stara Sagora am 31. März geben.
Ein erstes Treffen mit dem bulgarischen Publikum wird die Operndiva jedoch schon heute Abend im Nationalen Theater „Iwan Wasow“ in Sofia beim Wohltätigkeitskonzert „Zusammen für die Ukraine“ haben.
„Meine Stärke und meine Waffe ist die Musik. Ich appellierte, den Krieg und das Blutvergießen zu stoppen“, erklärt Kalinkina in einem Interview für BNR-Stara Sagora. Ihre Verbindung zu Bulgarien stellte der nordmazedonische Opernregisseur Trajko Jordanovski her, der sie zu Bulgarien und den konkreten Personen lenkte, erklärte Sijka Lapatschka von der Oper in Stara Sagora.„Zuvor war Tamara Kalinkina noch nie in Bulgarien. Sie war von dem herzlichen Empfang fasziniert, brauchte aber eine Weile, um sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, etwas Abstand von dem zu gewinnen, was in ihrer Heimat passiert, was sie erlebt und mit eigenen Augen gesehen hat“, erzählt Sijka Lapatschka und weist darauf hin, dass sich die Oper von Stara Sagora durch ihren außergewöhnlichen multinationalen Geist auszeichnet. Unter den Opernkünstlern, in der Balletttruppe und im Orchester gibt es Künstler aus England, Italien, Polen, Serbien und Japan.
„Wir Bulgaren haben seit Beginn der Kriegshandlungen unser Mitgefühl und Solidarität mit den Ukrainern bekundet. Am ersten Kriegstag hat der Intendant der Oper in Stara Sagora den Tenor Mihailo Malafi angerufen“, erzählt Sijka Lapatschka weiter und fügt hinzu, dass dieser sehr talentierte Tenor dem bulgarischen Publikum bekannt ist, weil er Schüler des bulgarischen Opernstars Kaludi Kaludow war.
Außerdem hat die Kariere von Mihailo Malafi in Stara Sagora mit der Teilnahme an den Aufführungen von „La Traviata“ und „La Boheme“ begonnen. Später ging sie dann steil aufwärts mit Auftritten auf vielen prestigeträchtigen Bühnen in Ungarn, Frankreich und Israel. Mihailo Malafi und seine Familie haben vom Opernintendanten persönlich eine Einladung bekommen, nach Bulgarien zu kommen. Doch so wie viele ukrainische Männer im Alter bis zu 60 Jahren, kämpft auch Mihailo Malafi nun für seine Heimat anstatt auf der Bühne zu stehen. Wie er selbst bekannt gab, habe niemand von seinen Kollegen in der Oper in Lwiw die Ukraine verlassen.
Es bleibt die Hoffnung, dass es bald Frieden geben wird.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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