Die schlechten Ergebnisse der landesweiten Tests zur Einschätzung der Leistungen der Schüler stellten erneut das fundamentale Problem mit der Qualität der bulgarischen Bildung auf die Tagesordnung und warfen eine Reihe weiterer Fragen auf. Mit welchem Wissen und Fertigkeiten schließen die bulgarischen Schüler das Abitur ab? Sind sie in der Lage, den Kriterien eines immer anspruchsvolleren und weltweit wettbewerbsintensiven Arbeitsmarktes zu erfüllen? Warum bevorzugen die Fleißigsten unter ihnen westliche Universitäten? Was kann ihnen ihre Heimat bieten, damit sie zurückkehren und das Gelernte hier anwenden?
Auch wenn es paradox klingt, ist Wissen in der modernen Gesellschaft kein unangefochtener Wert mehr, behauptet Prof. Todor Galunow, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Weliko Tarnowo. Seiner Meinung nach ist das einer der Gründe für die schlechten Ergebnisse der bulgarischen Schüler bei den Tests.
„Das Diplom scheint wichtiger geworden zu sein als das Wissen selbst“, sagt der Professor. „Das Wissen wurde von der Bibliothek in den sozialen Netzwerken verlagert. Heute lesen die Kinder zunehmend die Informationen auf Facebook und im Internet. Sie können aber mit dem Wissen nicht so gut umgehen wie die vorangegangenen Generationen, was nicht verwunderlich ist, da sich das Wertesystem stark verändert hat.“
Für Rajana Michajlowa, Lehrerin für bulgarische Sprache und Literatur am Mathematikgymnasium in Widin, gehört das schwindende Interesse am Lesen zu den großen Problemen der Bildung. Diese Meinung wird von allen ihren Kollegen geteilt.
„Das Internet überflutet uns mit einer enormen Menge an leicht zugänglichen Informationen und die Schüler werden somit in die Irre geführt. Sie unterschätzen die Situation. Für sie ist es einfacher abzuschreiben, am Lesen haben sie kein Interesse. Wenn wir eine Umfrage machen würden, wie viele von ihnen in der Bibliothek angemeldet sind, würden die Ergebnisse katastrophal ausfallen. Tiefgründige Literatur finden sie langweilig, bevorzugen Unterhaltung und Aktion.“
Ein weiterer demotivierender Faktor ist, dass eine gute Ausbildung keinen der erworbenen Qualifikation entsprechenden Arbeitsplatz garantiert. „Hochqualifiziertes Personal findet in Bulgarien nur schwer entsprechende Arbeit“, unterstreicht Prof. Todor Galunow.
Die jungen Menschen glauben nicht, dass sie sich mit dem angeeigneten Wissen hier verwirklichen können und deshalb träumen sie vom Westen. Eine von ihnen ist Radina Kirilowa, eine brillante Absolventin des Fremdsprachengymnasiums in Widin, die sich selbst als "Weltbürgerin" bezeichnet.
„Mein großes Dilemma war die Erasmus-Universität in Rotterdam oder die Amerikanische Universität in Blagoewgrad“, sagt sie. „Ich hatte mich so sehr in die Programme der Amerikanische Universität verliebt, dass ich dorthin gegangen wäre, wenn ihr Standort im Ausland wäre. Ich habe mich jedoch für ein Medien- und Kommunikationsstudium in den Niederlanden entschieden, um mich in eine schwierige Lage zu versetzen, Menschen aus der ganzen Welt kennenzulernen und diesen internationalen Standard zu erleben. Auf dem Gymnasium hatte ich viele Projekte, die mich ins Ausland geführt haben, hauptsächlich in westliche Länder. Ja, ich liebe meine Heimat, aber ich fühle mich auch in anderen Ländern sehr wohl, wenn auch auf eine andere Weise.“
Viktoria Simeonowa ist auch eine Absolventin des Fremdsprachengymnasiums in Widin. Im Unterschied zu Radina hat sie sich jedoch für die Fortsetzung ihrer Bildung in Bulgarien entschieden.
„Die Ausbildung im Ausland ist zwar qualitativ etwas besser und die Chancen auf Realisierung größer, aber wenn man will, kann man das auch hier erreichen“, ist Viktoria kategorisch. Sie kennt viele Schwächen der bulgarischen Bildung, die sie im Unterricht erlebt hat. Radina ist überzeugt, dass die bulgarische Bildung einer dringenden „Reparatur“ benötigt, wie sie sich ausdrückt, weil „die in der Schule angewandten Praktiken nicht der Realität entsprechen“.
„Diejenigen, die die Lehrpläne erstellen, kennen die Schüler nicht und wissen nicht, was in den Klassenzimmern passiert. Unsere Abschlussklasse war in einem neuen Programm und die Ergebnisse sind so schlecht, dass beim Staat die rote Lampe leuchten muss, wenn er nicht viele seiner zukünftigen Absolventen verlieren will, die sich dafür entscheiden werden, ihre Ausbildung in einem anderen Land fortzusetzen. Viele meiner leistungsstarken Altersgenossen ziehen es vor, zu gehen, weil dort alles anders ist.“
Es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, dass die hochwertige Bildung ein Sprungbrett für die Prosperität eines Landes ist und ihre Zukunft von ihren Prioritäten abhängt.
Redaktion: Diana Zankowa nach einer Reportage von Wiktoria Topalska von BNR-Widin
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Archiv
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