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Ukraine-Krieg wirkt sich auch auf Bulgaren in Bessarabien aus

Bulgarische Zeitung „Roden Kraj“ vermittelt Kultur und Traditionen der Bulgaren in Bessarabien

Foto: ua-bg.com

Der Krieg, der seit fast einem halben Jahr in der Ukraine tobt, hat Europa vor eine Reihe von aufgeschobenen Entscheidungen gestellt und das Schicksal von Millionen Menschen auf dem europäischen Kontinent verändert. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks vom Anfang Juni konnten bisher mehr als 7 Millionen Flüchtlinge die Ukraine verlassen. Seit Beginn des Krieges haben etwas mehr als 110.000 von ihnen Aufnahme in unserem Land gefunden; momentan halten sich in Bulgarien 78.289 Ukrainer auf. Es gibt jedoch keine Angaben darüber, wie viele von ihnen bessarabische Bulgaren sind. Laut groben Schätzungen leben in der Ukraine zwischen 250.000 und einer halben Million ethnische Bulgaren. Die bulgarische Gemeinschaft ist von der Ukraine anerkannt, hat Vertreter in der lokalen Regierung sowie ein eigenes Druckerzeugnis - die Zeitung „Roden Kraj“ (zu Deutsch „Heimatscholle“). Man kann die Zeitung abonnieren und so erreicht sie jeden Teil der Ukraine.

„Die Zeitung wird seit 1989 herausgegeben. Von da an bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar dieses Jahres hörte ihre Veröffentlichung nicht auf. Die Finanzierung wurde vollständig von der Ukraine bereitgestellt, aber der Krieg hat alles gestoppt“, sagte uns die Chefredakteurin Dora Kostowa. Wir sprachen mit ihr während ihres ersten Besuches in Bulgarien seit Beginn der Kampfhandlungen. Die letzte Ausgabe der Zeitung wurde am 19. Februar gedruckt und spiegelte die Meinungen in der Öffentlichkeit vor dem Zusammenstoß sowie Ereignisse aus dem Kulturleben der bulgarischen Gemeinschaft in der Ukraine wider.

Dora Kostowa

„Es war schon zu vermuten, dass es einen Krieg geben könnte, aber wir haben bis zum Schluss nicht daran geglaubt. In mehreren Schulen wurden Veranstaltungen organisiert, die zum Frieden aufriefen. Mit einem besonderen Artikel feierten wir auch den Internationalen Tag der Muttersprache, der am 21. Februar in der Ukraine begangen wird. Wir kamen auch auf den Kirchen- und Folklorefeiertag des heiligen Trifon zu sprechen.

Fest zum Tag des Heiligen Trifon in Bolgrad

Auch haben wir die Geschichte über Peter Gabe erzählt – einem Juden, der aus der Ukraine nach Bulgarien eingewandert ist und dort zu einer aktiven Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, einem Publizisten und Vater der Dichterin Dora Gabe wurde.“

Die Familie Gabe. In der Mitte: Peter und Ekaterina Gabe; von links nach rechts: Bojan Penew, Dora Gabe, Senja Gabe, Bela Gabe und Spiridon Kasandschiew

Obwohl die Zeitung nicht mehr erscheint, hilft Dora Kostowa weiterhin bedürftigen Bulgaren und Ukrainern. Sie wenden sich an sie im Zusammenhang mit den Möglichkeiten, nach Bulgarien und in andere europäische Länder auszuwandern.

Die Redaktion der Zeitung in Odessa ist zu einer Sozialhilfestelle geworden. Mein persönliches Telefon ist weiterhin eine „Hotline“ für Fragen im Zusammenhang mit der Evakuierung und den Verfahren in den einzelnen Ländern zur Aufnahme von Flüchtlingen. Wir leisteten und leisten weiterhin psychologische Hilfe für alle, die uns vor Ort aufsuchen oder sich telefonisch mit uns in Verbindung setzen.“

Und das wird so lange so sein, bis die Situation in der Ukraine es dem Team von Dora Kostowa erlauben wird, die Zeitung „Roden Kraj“ wieder herauszugeben. In der Zwischenzeit wurde die Ausgabe in einer Sonderausstellung im bulgarischen Parlament präsentiert, die den bulgarischen Medien im Ausland gewidmet ist. Nach Angaben der bulgarischen Nachrichtenagentur BTA sind derzeit 45 bulgarische Medien in 22 Ländern aktiv.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: ua-bg.com, Privatarchiv, Regionalbibliothek "Dora Gabe"




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