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Politisches Chaos und schleppende Reformen - warum unsere Schüler in europäischen Rankings das Schlusslicht bilden

Foto: pixabay

Bulgarische Schüler bleiben stark hinter ihren europäischen Altersgenossen zurück, geht aus einer externen Studie hervor. Laut dem jüngsten Bericht der Europäischen Kommission über die allgemeine und berufliche Bildung in den EU-Ländern verfügen in Bulgarien fast 50 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren nicht über  grundlegende Kompetenzen, um in einem digitalen Umfeld zurechtzukommen. Das ist eine der niedrigsten Quoten in der EU (69 Prozent im Durchschnitt). Dafür haben aber bulgarische Schüler die wenigsten Unterrichtsstunden im Jahr und die längsten Ferien innerhalb der Europäischen Union.

Mehr noch - die Zahl der Schulabgänger ist nach wie vor höher als im EU-Durchschnitt. Ganz zu schweigen davon, dass nur ein Drittel der Bulgaren zwischen 25 und 34 Jahren einen Hochschulabschluss hat. Auch diesbezüglich liegen wir unter dem EU-Durchschnitt von 41 Prozent.


„Dieser Bericht überrascht uns nicht, denn wir haben die gleichen Schlussfolgerungen schon mehrere Jahre hintereinander gesehen“, sagte Slatka Dimitrowa, Expertin für Bildungspolitik bei der Vereinigung „Bildung Bulgarien 2030“ und ergänzte, dass die alarmierenden Daten durch PISA bestätigt werden. Laut dem Programm zur internationalen Schülerbewertung verfügt fast die Hälfte der bulgarischen Schüler nicht über die grundlegendsten Kompetenzen in den Bereichen Leseverständnis, Mathematik und Naturwissenschaften. „Das bedeutet, dass fast doppelt so viele Kinder in unserem Land bei diesen Indikatoren im Vergleich zum EU-Durchschnitt zurückliegen“, sagte Dimitrowa.

Als ernstes Problem nennt Slatka Dimitrowa den frühen Schulabgang, aber auch die unzureichende Erfassung von Kindern im Vorschulalter und vor allem den Mangel an qualitativ hochwertigem Unterricht und qualitativem Lernen.

„Unabhängig davon, ob unsere Kinder weniger zur Schule gehen oder nicht, erhalten sie jene die Qualität der Bildung, die Kinder in einigen europäischen Ländern erhalten und das spiegelt sich in den Ergebnissen wider“, sagte Slatka Dimitrowa. „Wir haben immer dafür plädiert, dass sich unsere Bildungspolitik auf die Ausbildung der Lehrer selbst, auf ihre Qualifikationen und vor allem auf ihre Vorbereitung an der Universität konzentrieren sollte. Zurzeit ist sie ziemlich konservativ und theoretisch. Wir empfehlen, ihre Ausbildung praxisorientierter zu gestalten, insbesondere in ländlichen Gebieten und in Schulen mit Kindern mit niedrigem sozialem und wirtschaftlichem Status.“

Die Pandemie und die massenhafte Umstellung auf Fernunterricht haben sich laut einer Studie des Instituts für Bildungsforschung negativ auf die Motivation und die Leistungen von fast 50 Prozent der bulgarischen Schüler ausgewirkt. Doch trotz der öffentlichen Debatte, ungeachtet der Berichte und Warnungen aus dem Ausland befindet sich das bulgarische Bildungssystem seit Jahren in einem desolaten Zustand.  Das Wahlspirale, der ständige Regierungswechsel und die mangelnde Bereitschaft, Verantwortung für die Reform im Bildungswesen zu übernehmen, tragen auch ihren Teil dazu bei.


„Genau dieses politische Chaos führt meiner Meinung nach dazu, dass die Reform, die mit der Einführung des neuen Gesetzes über die Vorschul- und Schulbildung eingeleitet wurde, ins Stocken geraten ist. Diese Reform wurde mit Enthusiasmus und der Verabschiedung von Maßnahmen angegangen, die man in all diesen Jahren hätte ausbauen müssen. Vor dem Hintergrund politischer Ungewissheit stellen wir jedoch fest, dass einige Regierungen weder eine Vision haben noch dieselben Reformziele verfolgen. Das ständige Hin und Her, was die Maßnahmen und ihren Fokus angeht, führt zur Stagnation. Ich möchte mich nicht dazu äußern, ob sich dies auf die Ergebnisse unserer Schüler auswirkt, Tatsache aber ist, dass sich die Reformen wesentlich verzögern", so Slatka Dimitrowa abschließend.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: pixabay, BGNES, Archiv



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