Die erste Organisation der Tschechen und Slowaken in Bulgarien blickt auf eine 130-jährige Geschichte zurück. Historischen Aufzeichnungen zufolge lebten in den 1880er Jahren bereits etwa 100 Tschechen in Sofia. Damals hatten sie aber noch keine eigene Organisation, so dass ihre Treffen in der Bierfabrik der Gebrüder Prošek stattfanden. Tschechen und Slowaken beteiligten sich aktiv an dem Ende des 19. Jahrhunderts neu gegründeten Klub „Slawjanska Besseda“ in Sofia. Und im November 1892 gründete die Gemeinde ihren Lese- und Unterhaltungsverein „Tscheche“. Es wurden tschechische Zeitschriften und Bücher nach Sofia geliefert, Musik-, Theater- und Gesangsvereine gegründet und die Notwendigkeit einer tschechischen Schule in Sofia diskutiert.
Die Teilung der Tschechoslowakei im Jahr 1993 in zwei getrennte Staaten hat die tschechische Gemeinschaft in Bulgarien nicht gespalten. Die Vereinigung der Tschechen und Slowaken in Bulgarien funktioniert weiterhin als tschechoslowakischer Klub. Der moderne Nachfolger der Vereinigung „Tscheche“ ist der tschechoslowakische Klub „T.G. Massaryk“. Er hat zum gegenwärtigen Zeitpunkt 209 Mitglieder. Die meisten von ihnen sind Nachkommen von Tschechen und Slowaken, die sich einst in Bulgarien niedergelassen haben. Es handelt sich um Menschen mit unterschiedlichen Berufen, die aber alle hochgebildet sind und ein hohes Ansehen in unserer Gesellschaft genießen.
Anlässlich des 130. Jahrestages der Gründung der Vereinigung der Tschechen und Slowaken in Bulgarien wurde Ende letzten Jahres eine Dokumentationsausstellung organisiert, die wichtige Ereignisse in der Geschichte des Klubs nachzeichnet.
Sie wurde mit Unterstützung des Außenministeriums der Tschechischen Republik organisiert und Gastgeber war das Institut für Ethnologie und Folklorestudien mit Ethnographischem Museum der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.
„Der Tschechoslowakische Klub ist praktisch einer der ältesten Klubs von Tschechen und Slowaken auf der Welt“, sagte sein Präsident, Ing. Emil Todorow und weiter:
„Die ersten Tschechen und Slowaken kamen im 19. Jahrhundert nach Bulgarien, weil unser junger Staat nach der Befreiung qualifizierte und an europäischen Eliteuniversitäten ausgebildete Menschen brauchte. Angetrieben von dem damals sehr stark ausgeprägten slawischen Sinn kamen viele Wissenschaftler, Ingenieure, Industrielle und Landwirte nach Bulgarien. Sie haben eine große Kolonie in unserem Land gegründet. Getrieben von ihrem Bedürfnis, ihre Kontakte, kulturellen Gewohnheiten und Traditionen zu pflegen, gründeten zehn Personen im Jahr 1892 die Organisation „Tscheche“. Dann kam eine Gruppe führender Persönlichkeiten zusammen und beschloss, dass sie ihren eigenen Sitz haben sollten. Zu diesem Zweck spendete jeder nach seinen Möglichkeiten. Ein Gebäude wurde gekauft und 1925, nach einem Umbau, wurde der damalige „Narodni Dom“ eröffnet.
Das Gebäude ist das Werk eines österreichischen Architekten und hat bis heute sein authentisches Aussehen bewahrt. Lediglich das dritte Stockwerk wurde ausgebessert, da es bei der Bombardierung Sofias schwer beschädigt wurde. Im ersten Stock wurde ein Restaurant eingerichtet und im zweiten Stock befindet sich noch immer ein Kinosaal. Dort war bis 1948 auch die Schule untergebracht, es gab einen Theater- und einen Gesangszirkel. Interessant ist auch, dass das dritte Puppentheater der Welt nach Chicago und Belgrad hier seinen Ursprung hat. Man schrieb das Jahr 1943, als das erste Puppentheater in Sofia im Tschechischen Haus seinen Vorhang hob.“
Das Gebäude des Tschechischen Hauses in Sofia, das den Einwohnern unserer Hauptstadt als ein Ort mit einem angenehmen Restaurant und einer reichen Auswahl an tschechischem Bier bekannt ist, hat eine junge Bulgarin inspiriert, die vor kurzem aus dem Ausland zurückgekehrt ist. Boschana Kazarowa hat den heruntergekommenen Festsaal im Tschechoslowakischen Haus in Sofia buchstäblich bis zur Unkenntlichkeit verändert.
„Die Idee dazu kam mir erst letztes Jahr. Ich war gerade aus den USA zurückgekehrt und hier war alles eisbedeckt und unangenehm“, erzählt Boschana Kazarowa. „Da sah ich, dass der Saal im dritten Stockwerk im Tschechoslowakischen Haus zur Miete steht. Ich wusste, dass es in Sofia keinen Platz für einen Interessenclub gab, der nicht nur ein Restaurant oder eine Bar ist, sondern in dem man sich treffen, Gedanken austauschen und neue Leute kennen lernen kann und zwar in einem Ambiente, die einem das Gefühl gibt, nicht in einem grauen Land zu sein. Als Geste des Dankes an den tschechischen Klub, der uns den Saal zur Verfügung gestellt hat, haben wir beschlossen, den alten Namen „Klubovna“ beizubehalten. Wir haben nur die Innenausstattung geändert, aber der Name ist derselbe geblieben. Jetzt, um die Feiertage herum, hatten wir viele Anfragen für private und geschäftliche Veranstaltungen. Unabhängig davon starten wir einen Ausbildungsklub für DJs. Es wird auch Kochkurse geben, die von mir und einem hochqualifizierten Konditor geleitet werden. Natürlich können die Leute jeden Tag bei uns vorbeikommen und sehen, was wir zubereitet haben, sie können etwas trinken und sich in unserem Klub umschauen.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Tschechoslowakischer Klub „T.G. Massaryk“
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