Die Wettkämpfer, die wir vorstellen, trainieren nicht ihre körperliche Ausdauer und doch verschaffft ihnen der sportliche Geist einen Vorteil im "Rennen", in dem sie einen eindeutigen Erfolg errungen haben – das Finale der World Debating Championship. Manche mögen von der Existenz eines Wettbewerbs in Form eines strukturierten Streitgesprächs, wie die Definition einer Debatte lautet, überrascht sein, doch es gibt ihn tatsächlich und Bulgarien ist einer der erfolgreichen Teilnehmer.
Gastgeber des Forums vom 27. Dezember 2022 bis zum 4. Januar, an dem sich 250 Mannschaften aus der ganzen Welt beteiligten, war die spanische Hauptstadt Madrid. Unter den Teilnehmern waren Nikolaj Angelow und Rumen Marinow, die das Finale erreicht haben. An der Meisterschaft nahmen zwei weitere bulgarische Mannschaften teil – Maria Matschewa und Bisser Angelow erreichten das Viertelfinale und Alek Selweliew und Welina Andonowa das Achtelfinale.
Alle Mannschaften durchlaufen neun Diskussionsrunden. Danach wird eine Rangliste erstellt und es beginnen die Ausscheidungsrunden, erklärte Rumen Marinow in einem Interview für Radio Bulgarien die Details der Meisterschaft, bei der die Teilnehmer eine bestimmte These verteidigen oder widerlegen.
„Zu jedem der Themen gab es zwei Teams, die gegen die jeweilige These plädierten und zwei Teams, die sie verteidigten, wobei jeder Redner sieben Minuten Zeit hatte. Das Thema selbst wurde 15 Minuten vor Beginn der Debatte bekanntgegeben. Nach dem Ende aller Runden werden die Siegerteams nach Stärke gruppiert. Unser Team mit Nikolaj Angelow gehörte zu den Besten. Wir haben es geschafft, die Konkurrenz zu besiegen und uns für die Eliminierungsrunde zu qualifizieren“, erzählt Rumen Marinow stolz.
Im Finale standen Nikolaj und Rumen den Teams aus den Philippinen, Israel und Großbritannien gegenüber und verpassten mit nur wenigen Stimmen den Sieg, denn letztendlich die Mannschaft aus den Philippinen errang.
Die Debatten werden zu einem breiten Spektrum von Themen aus verschiedenen Bereichen geführt – Politik, Geschichte, Philosophie, neue Technologien, künstliche Intelligenz und andere. Es ist interessant, dass man für die Teilnahme an einem solchen Wettbewerb keine fundierten Kenntnisse in einem der Bereiche haben muss, sondern nur die Grundlagen gepaart mit Eloquenz, Schnelligkeit und Kombinationsfähigkeit.
"Das Wichtigste ist, dass der Wettbewerbsteilnehmer in der Lage ist, eine große Menge an Informationen zusammenzufassen, die für die andere Partei leicht „verdaulich“ und verständlich sind“, fügt Rumen Marinow hinzu. „Wichtig ist auch, dass sich der Richter an deine Argumente erinnert. Das erfolgt normalerweise durch den Ton, in dem gesprochen wird und die auf den Richter ausgeübte Wirkung. Auch eine gute Beherrschung der Gestik sowie der Körpersprache ist wichtig, um bei einem solchen Wettbewerb erfolgreich zu sein“, erklärt Rumen Marinow. Auch unter den Richtern hatte Bulgarien eine Vertreterin – Ani Kowatschewa.
„Die Richter/innen werden über ein Programm ausgewählt. Nach der Debatte muss der Juror aufgrund der besser erklärten und strukturierten Argumente zum Thema entscheiden, welches Team welchen Platz in der Rangliste einnimmt. Meist geschieht das im Gespräch mit mehreren anderen Richtern. Das heißt, dass die Entscheidung niemals von einem einzigen Richter gefällt wird. Ani Kowatschewa war Jurorin in allen neun Runden, konnte sich aber nicht für die Eliminierungsrunde qualifizieren, da sie erst seit kurzem diesem Hobby nachgeht", erklärt Rumen Marinow, von Beruf IT-Spezialist.
Die bulgarische Nichtregierungsorganisation „Bulgarische Assoziation für Debatten“ existiert seit 2011 und vereint Debattierklubs aus Schulen und Städten im ganzen Land. Die gegenwärtige Aufgabe der Assoziation ist die Gründung eines nationalen Teams für Debatten. Seine besten Mitglieder sollen Bulgarien künftig bei internationalen Wettbewerben vertreten.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Facebook / @debatebg
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