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Städteplaner: Die nach 2000 gebauten Gebäude sind am sichersten bei Erdbeben

Bei guter Instandhaltung sind Plattenbauten erdbebensicher

Foto: BGNES

Furchteinflößende Bilder von eingestürzten Gebäuden und zerklüfteter Infrastruktur nach den Erdbeben in der Türkei und in Syrien haben die Frage nach dem Zustand des Wohnungsbestands in Bulgarien auf die Tagesordnung gesetzt. Die in mehrstöckigen Gebäuden lebenden Bulgaren fragen sich, ob ihr Wohnhaus bei einer unvorhersehbaren Naturkatastrophe standhalten würde. Die Frage, welche Erdbebenstärke die am meisten verbreiteten Wohngebäude in den Städten überstehen würden, spaltete, wie viele andere gesellschaftlich relevante Themen, die Experten in zwei Lager. Die einen behaupten, dass beim Neubau diverse Ersparnisse und Kompromisse hinsichtlich der Qualität und Sicherheit der Gebäude zugelassen werden. Stadtplaner Emil Hristow vom Verein „Sofia Team“ sieht im Katastrophenfall gerade bei Neubauten die geringsten Risiken in Bezug auf die Sicherheit.

Am gefährlichsten sind Gebäude, die vor 1960 gebaut wurden, als es noch keine ernsthaften Anforderungen und Normen bezüglich der Bauweise und der Erdbebensicherheit gab. Eine Analyse der Weltbank zeigt, dass 50 % der Opfer durch den Einsturz solcher Gebäude entstehen würden", erklärt Emil Hristow und sagt über die in den 1970er Jahren entstandenen Bauwerke, dass es schon strengere Vorschriften und Kontrollen hinsichtlich der Sicherheit gab.


Plattenbauten, die vor 1975 gebaut wurden, erfüllen etwas geringere Anforderungen, aber im Allgemeinen sind die Plattenkonstruktionen verformbarer und können gut auf ein Erdbeben reagieren. Hier stellt sich jedoch die Frage, wie stark die Verbindungen zwischen den einzelnen Paneelen sind und ob das Gebäude gewartet wurde.

Die Instandhaltung ist für jede bewegliche oder unbewegliche Immobilie wichtig, aber wenn es um ein Wohngebäude geht, liegt die Verantwortung, dass das Leben der Bewohner nicht gefährdet wird, beim Gewissen der Eigentümer. Ein Problem in Sofia und mit Sicherheit auch in den anderen bulgarischen Städten sind die verfügbaren Informationen über die Art und den Zustand des Gebäudebestands.

„Weder wir noch sonst jemand verfügt über solche Angaben“, erklärt Emil Hristow vom Verein "Sofia Team". Das Kartografieren und die Suche nach zuverlässigen Informationen ist sehr schwierig. Unsere Empfehlungen, die sowohl im Bericht der Weltbank von 2020 als auch im integrierten Entwicklungsplan der Sofioter Stadtgemeinde festgehalten wurden, beinhalten eine detaillierte Analyse des Gebäudebestands in der Stadt. Alle Bauten sollten einen Gebäudepass haben, damit klar ist, in welchem ​​Zustand sie sich befinden, um gegebenenfalls einen angemessenen Eingriff zu planen. Selbst in den Archiven fehlen Daten zu den älteren Gebäuden. Sie gelten als verschollen."

Nach Ansicht von Emil Hristow speichern Institutionen wie die Direktion für nationale Baukontrolle (DNSK) solche Unterlagen, aber erst ab einem bestimmten Zeitraum, und es sei äußerst schwierig, Informationen für Gebäude zu finden, die vor 1990 gebaut wurden.

Der Architekt versucht, die Befürchtungen der Menschen aus dem Weg zu räumen, dass im Zuge der derzeit laufenden Zertifizierung der Gebäude in Bulgarien im Zusammenhang mit dem Programm für Energieeffizienz einige der Häuser als unbewohnbar erklärt werden könnten.

„Es werden Analysen durchgeführt, die sich auf die Konstruktion und die Energieeffizienz des Gebäudes beziehen, deren Absicherung ein Engagement der darin lebenden Menschen sind. Ich habe Informationen von Unternehmen, die solche Untersuchungen durchführen. Laut ihrer Schlussfolgerung erhalten in 90 % der Fälle die Gebäude eine positive Bewertung mit gewissen Anmerkungen, die jedoch nicht mit der Unbewohnbarkeit zusammenhängen. Negativ bewertet werden unter dem Gesichtspunkt der Erdbebengefahr Gebäude, die vor 1960 gebaut, ein gemauertes Tragwerk und Balkenkonstruktion aufweisen“, sagt der Experte, der ausschließt, dass die Zahl der Gebäude, die nach einer solchen Bewertung einer ernsthaften Sanierung bedürfen, sehr groß ist.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: BGNES




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