Das nordostbulgarische Alfatar blickt auf eine lange Geschichte zurück, auch wenn der Ort in den Chroniken zu ersten Mal Ende des 16. Jahrhunderts als Dorf erwähnt wird und erst 1974 zur Stadt ausgerufen wurde. Ein Teil seines kulturellen und historischen Erbes ist bis heute erhalten und Denkmäler aus verschiedenen Epochen ziehen die Aufmerksamkeit von Forschern und neugierigen Touristen auf sich.
In der Nähe der heutigen Stadt Alfatar befinden sich vier römisch-byzantinische und zwei mittelalterliche bulgarische Festungen. In der Nähe des Dorfes Zar Assen wurde während des Ersten Bulgarischen Königreichs (681-1018) die fünftgrößte Festung errichtet. Das erfahren wir aus einem Gespräch von Nesabrawka Kirowa, BNR-Korrespondentin in Silistra, mit Professor Georgi Atanassow. Ihm zufolge dehnte sich die Festung in der Nähe des Dorfes Zar Assen auf mehr als 4,5 Hektar aus und hatte eine städtische Infrastruktur, 4 Kirchen und eine Zitadelle.
„Dort wurde ein bemerkenswertes Denkmal mit einer glagolitischen Inschrift des Mönches Manasius aufgefunden. Es wurden auch zahlreiche Nekropolen und Siedlungen aus der Römerzeit und dem Mittelalter entdeckt. Besucher können ferner das thrakisch-römische Felsenheiligtum neben dem Dorf Kutlowitza sehen. Zwei Flüsse, die nicht das ganze Jahr über Wasser führen, fließen durch die Gemeinde Alfatar - Kanagjol und Malak Kanagjol oder Taban. Dort, in der Nähe außergewöhnlicher Naturphänomene, befindet sich über dem Dorf Kutlowitza ein altes Heiligtum. Es setzte den Anfang einer großen thrakisch-römischen Kultstätte, die Zalmoxis gewidmet war.“
Entlang des Kanagjol kann man rund 50 Felsenklöster zählen, die auf das Ende des 9. und Anfang des 10. Jahrhunderts datieren. Sie wurden im 11. Jahrhundert aufgegeben, erfahren wir weiter von Prof. Atanassow, der hinzufügt:
„Nicht weit von Alfatar entfernt befinden sich im Gebiet „Trockener Fluss“ zwei Felsenklöster, die besichtigt werden können. Eine der Kirchen ist sehr groß und unvollendet, weil anscheinend während der Invasionen der Petschenegen die Mönche sowie die Bewohner der benachbarten Festung dieses Gebiet verlassen haben. Die Besucher können ein originales, authentisches Interieur und Exterieur des 10. Jahrhunderts bewundern. Sie können auch Dutzende von Zeichnungen, Symbolen und Graffiti aus jener Zeit sehen. Es existierten auch zahlreiche Felsenklöstern in der Nähe des Dorfes Zar Assen.“
In der Zeit des Russisch-türkischen Krieges (Astrachan-Feldzug) hat ein Teil der Bevölkerung die Region verlassen und nun leben ihre Nachfahren in der Ukraine, erfahren wir von Prof. Atanassow. Ein Wahrzeichen der heutigen Stadt Alfatar ist ihre Dreifaltigkeits-Kirche.
„Sie ist bemerkenswert! Das Bauwerk wurde von den Baumeistern der Drjanowo-Schule errichtet. Unter ihnen war Genjo Beltschew, bei dem Nikola Fitschew gelernt hat. Beide gemeinsam haben das Drjanowo-Kloster gebaut. Die Dreifaltigkeits-Kirche ist übrigens eine der ersten hohen Kirchen der Dobrudscha, in Nordostbulgarien. Sie wurde 1846 vollendet und geweiht.“
Die unruhigen Zeiten des Krimkrieges und die wütende Pest veranlassten die Bewohner, ihr Dorf zu stärken.
„An den vier Ecken von Alfatar stellten sie große Steinkreuze auf, um damit Krankheiten abzuwehren. Das Dorf wurde von einem Wall mit Dornengestrüpp umgeben, und davor befand sich ein Graben, damit die Pest nicht eindringen konnte. Die Kreuze werden auch heute noch gepflegt, Besucher können weiterhin Teile des Walls sehen“, so Prof. Atanassow.
Einigen Heimatforschern zufolge bedeute der Name Alfatar „Goldenes Tor“ oder „Tor der Dobrudscha“ zum Inneren des Osmanischen Reiches. Prof. Atanassow glaubt, dass die zweite Auslegung am wahrscheinlichsten sei, weil aufgrund der Kämpfe zwischen den osmanischen Garnisonen und dem Woiwoden des Fürstentums Walachei, Vlad III. Dracula, die Bewohner der Donau-Dörfer Wetren, Srebarna und Popina gezwungen waren, in den südlichen Teil der Region umzuziehen, wo sich heute Alfatar befindet.
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