„Wir alle haben darauf gewartet, dass irgendwelche Menschen vor die Öffentlichkeit treten und etwas sagen. Sie aber wollen nicht, weil die Wahlergebnisse nicht sicher seien…und wir erwarten von genau diesen Menschen, dass sie Verantwortung tragen. Ich bin sicher wieder sehr naiv“, schreibt ein junges Mädchen in seinem Profil in den sozialen Netzwerken. In einem Kommentar unter dem Post ist zu lesen: „Selbst, wenn sie etwas sagen, sind diese Worte inhaltsleer“. Solche und ähnliche Aussagen sind am heutigen ersten Tag nach der Wahl keine Ausnahme. Es scheint, als werde die Stimme der Wähler nach dieser Wahlnacht immer leiser und einsamer. Die große Erwartung für eine stabile reguläre Regierung der Gesprächspartner von Radio Bulgarien von Sonntag, rückt in weiter Ferne.
Eine Erwartung, hinter der die Hoffnungen der Bulgaren für eine klare außenpolitische Position, Rückgang der Inflation, eine stabile Wirtschaft, ernsthafte Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption, Reformen im Gesundheitswesen und im Bildungswesen stehen, Hoffnung auf ein besseres Leben.
"Im Moment sind wir sehr angespannt, fühlen uns gedemütigt und niedergemacht, aber trotzdem sind wir nicht verzweifelt. Es gibt einen Drang nach Fortschritt. Die jungen Menschen müssen uns nach vorn ziehen und sagen, wie es weitergehen soll", sagt eine ältere Frau aus Sofia.
„Wir brauchen nicht mit denen rechnen, die dem Volk nicht das gegeben haben, was es erwartet hat. Sie sind den Fluss hinabgeflossen, ihre Zeit ist um“, ergänzt eine Mitbürgerin.
„Wir kommen gerade aus dem Laden, haben nichts gekauft und 50 Lewa (ca. 25 Euro) dort gelassen. Ein irritierendes Gefühl“, sagt eine andere Sofioterin.
Die Wahlen sind vorbei, der Kampf um das tägliche Brot ist geblieben, ebenso wie die Hoffnung auf ein Osterwunder im demokratischen Bulgarien.
„Ich liebe Bulgarien und fühle mich als Bulgarin, auch wenn ich im Ausland lebe“, sagte Raliza Stojtchewa dem BNR-Korrespondenten in Lowetch, Plamen Hristow, gegenüber. Raliza lebt seit Jahren in London, hat aber gestern ihre Stimme in einem Wahllokal in ihrer Heimatstadt Lowetsch abgegeben.
„Das, was ich mir wünsche, ist, dass mehr an das einfache Volk gedacht wird, aus dem der Staat eigentlich besteht. Es muss für die Nation, die so lange überlebt hat, aber nicht genügend geeint ist, einen Sinn geben. Bulgarien besteht jetzt schon hauptsächlich aus älteren Menschen, um die sich jemand kümmern muss. Meinen Eltern nach zu urteilen erkenne ich nicht, dass sich jemand kümmert. Wenn meine Hilfe aus dem Ausland nicht wäre, wüsste ich nicht, wie sie hier überleben können."
Weniger Korruption, weniger finanzielle Interessen auf Kosten der bürgerlichen und nationalen und mehr Kultur im Volk sind Realitäten, die Raliza zurück in die Heimat bringen würden. Sie ist der Auffassung, dass die bulgarischen Politiker in gewisser Weise unsere Landsleute ins Ausland vertrieben haben, „weil es hier nicht so tolle Perspektiven und so viele Möglichkeiten gibt“. Doch auch im Ausland zu leben, ist gar nicht so einfach“, räumt die Frau ein.
„Die Menschen fühlen sich von den Politikern vergessen“, resümiert unser Kollege Plamen Hristow. Nach allem, was er am Wahltag gehört und gesehen hat, glaubt er, dass die Menschen aus den kleinen Ortschaften in Bulgarien, die Bulgaren im Ausland und unsere Mitbürger, die ein schwieriges Leben haben, das Gefühl haben, allein gelassen zu sein.
Oft sind die Wünsche simpel. Ein BNR-Team war gestern in einem der Wahllokale in Istanbul in der Türkei. Vor Mira Stefanowa fassten die Wähler im Stadtbezirk Avdzhalar ihre Erwartungen an das Leben nach dem 2. April wie folgt zusammen.
„Ich habe für eine Regierung gestimmt, das Wichtigste. Ich erwarte dieses Mal, dass eine gebildet wird. Es soll auch mehr Arbeit für die Menschen geben“, sagte ein älterer Herr.
„Es muss eine Regierung geben, damit das Leben wie in den westlichen Ländern fließt“.
„Die Gehälter sollten erhöht werden, damit die Menschen ruhig leben können. Wir haben dafür gestimmt, dass den jüngeren Vorrang gegeben wird“, sagte ein Bulgare aus Istanbul.
„Wir Bulgaren sind eine widerstandsfähige Nation und jeder hat irgendwie einen Weg gefunden, um über die Runden zu kommen. Das hat uns bewahrt –bulgarischer Einfallsreichtum gepaart mit Sparsamkeit und manchmal auch Kreativität“, sagt eine Bürgerin in der BNR-Umfrage.
Das Leben nimmt auch nach dieser Wahl seinen Lauf vor dem Hintergrund der politischen Stille und dem bewölkten Montag.
Text: Wessela Krastewa unter Verwendung von Interviews von Natalia Gantschowska und Mira Stefanowa, BNR, Programm „Horizont“; Radka Pektowa vom BNR-Kardzhali und Plamen Hristow, BNR-Korrespondent in Lowetsch.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: BGNES, BTA, BNR
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