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Farsangi im Dorf Bardarski Geran

Traditioneller Karnevalsumzug der Banat-Bulgaren

Foto: Volkskulturhaus "Saedinenie", Bardarski Geran

Das größte Frühlingsfest, das die Banat-Bulgaren in ihre Heimatorte in Rumänien, Serbien und dem bulgarischen Dorf Bardarski Geran zurückbringt, wird Farsangi genanntDer Name wurde abgeleitet vom ungarischen Wort Farsang und dem deutschen Fasching und bedeutet "Karneval". Es ist ein drei Tage wehrender Faschingsspaß von Montag bis Mittwoch, bevor für die Katholiken die große Fastenzeit vor Ostern beginnt.



In dieser typischen Banat-Tradition fehlen die bekannten Kukeri mit ihren gruseligen Tiermasken, die uns aus heidnischen Zeiten hinterlassen wurden. Die Karnevalsextravaganz der Banat-Bulgaren stützt sich auf dem "Theater der vertauschten Rollen", bei dem der Mann die Rolle der Frau und die Frau die des Mannes übernimmt, der König zum Bettler und der Bettler zum König wird. Es ist eine Zeit des Chaos und der Fröhlichkeit, des Erlebens von Unbekanntem und des Nervenkitzels vom Unerwarteten. So beschreiben die Einwohner des Dorfs Bardarski Geran ihr Fest, das sich von dem der anderen Banat-Bulgaren unterscheidet.



Die Tradition wurde jedoch für mehr als 40 Jahre unterbrochen, da sie während des Sozialismus von den Machthabern unerwünscht war und verboten wurde. Das Buch "Traditionelles Leben und Kultur der Banat-Bulgaren" bezeugt, dass Jung und Alt, Arm und Reich bis 1944 am Farschangi teilgenommen haben. Darin wird beschrieben, dass am Montag vor Beginn der Fastenzeit alles für die Karnevalsumzüge vorbereitet wurde. Die Älteren versammelten sich in ihren Häusern oder in Kneipen, tranken heißen Schnaps und Glühwein. Einige bereiteten sogar vor ihren Häusern heißen Schnaps, um die Passanten zu bewirten und ihnen mit dem traditionellen Gruß "Srećnu Faršangji" zuzuprosten.



Umzüge aus Junggesellen und unverheirateten Mädchen zogen einst durch die Straßen der Siedlung und blieben hier und da in Grüppchen stehen, um zu plaudern. An den Karnevalsumzügen beteiligten sich aber auch ältere Männer und Frauen, die verkleidet und maskiert in Gruppen durch die Straßen zogen. Sie wurden und werden auch heute noch "Moschule" genannt, so viel wie „umgestaltet“. 



In der Regel sind die Männer in Frauenkleidern und die Frauen in Männerkleidern verkleidet. Jeder versucht lustig auszusehen und fröhlich zu sein. Die Türen von allen Häusern stehen für alle offen. Auf den Feuerstellen brutzeln Leckereien aus Schweinefleisch. 
In diesem Jahr findet das Fest am 10. und 11. Februar statt und die Banat-Bulgaren werden in Bardarski Geran wieder viele Gäste begrüßen. 



Auch die achtzigjährige Maria Watchkowa Ronkowa stammt aus Bardarski Geran. Sie fiebert diesem Fest mit großer Spannung entgegen, denn es ist ein Symbol der Wiedervereinigung für alle Banat-Bulgaren.



"Zum Farsangi wird ein Schwein geschlachtet. Man nennt es „Töten“. Das Schwein muss so geschlachtet werden, dass sein Blut entnommen werden kann. Damit werden verschiedene Spezialitäten zubereitet. Aus dem Schweinefleisch werden Schinken, Würste und andere Delikatessen gemacht. Außer die Banat-Bulgaren kommen auch viele andere Gäste, die einfach etwas von dem Fleisch kaufen wollen“, erzählt Maria und fügt hinzu, dass sich am Farsangi die Frauen als Männer und die Männer als Frauen verkleiden, mit Puder und Lippenstift schminken und zusammen die bösen Geister vertreiben.  Am letzten Tag vor dem großen Osterfasten müssen alle sich in Demut üben, sagt sie. 



Neben dieser Verkleidung gibt es noch einen weiteren Brauch, der für diesen Tag typisch ist. Daran nehmen obligatorisch die Kinder  teil. Sie müssen aus einem tiefen Teller voller Wasser Münzen mit dem Mund herausfischen.
„Als Kind hat uns das großen Spaß gemacht und wir waren glücklich, wenn wir einige Münzen erhaschen konnten“, erzählt Maria weiter und fügt hinzu, dass dieser Brauch heute vor dem Ethnogarfischen Museum des Dorfs veranstaltet wird. „Er wird vom Rathaus organisiert. An diesem Tag fühlen sich die Menschen aus Bardarski Geran als echte Palkener und Banat-Bulgaren."



Bemerkenswert ist, dass sich heute nicht nur die Katholiken aus Nordbulgarien, sondern auch die orthodoxen Christen aus dieser Region in Bardarski Geran versammeln. Gemeinsam nehmen sie an den Feierlichkeiten teil, verkleiden sich und ziehen mit dem Karnevalsumzug los. Dieser Kontakt mit einer anderen Kultur dient dem gegenseitigen Kennenlernen, der Kommunikation und dem besseren Verständnis füreinander. Das Fest in Bardarski Geran steht allen offen, die daran teilnehmen möchten.




Übersetzung: Georgetta Janewa



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