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Radio Bulgarien unter den Bulgaren in Albanien

Bulgaren in Gora bewahren ihre Sprache und Kultur, brauchen aber Unterstützung – 2. Teil

Besuch des Dorfes Cërnalevë

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Foto: Krassimir Martinow

Mirian Dauti ist einer der jüngeren Lehrer in der Schule des Dorfes Cërnalevë, das in der historisch-geographischen Region Gora im Nordosten Albaniens liegt, wo die Mehrheit der Bevölkerung bulgarischer Herkunft ist. Mirian erzählte dem Team von „Radio Bulgarien", dass er bereits in Bulgarien gewesen sei, seine Pläne aber einen erneuten Besuch vorsähen – für einen Master-Abschluss in bulgarischer Sprache. Dadurch glaubt er, dass er seinen Mitbürgern in Cërnalevë, die an ihren bulgarischen Wurzeln festhalten, von größerem Nutzen sein wird.

Mirjan Dauti

„Ich war 2020 für zwei Wochen in Blagoewgrad. Ich habe Bulgarisch gelernt und mich mit der bulgarischen Kultur vertraut gemacht. Jetzt unterrichte ich Kinder der ersten und dritten Klasse – Mathematik, Аlbanisch, Mensch und Natur.“
 

Im Kindergarten, der im ersten Stock der Schule in Cërnalevë untergebracht ist, treffen wir eine lächelnde Frau, die sich so vorstellt:

„Ich bin Missia Chaidari. Ich arbeite als Kindergärtnerin. Ich betreue 11 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Es sind Kinder aus unserem Dorf, aber auch von weiter entfernten Orten. Im Dorf und in den Heimen sprechen die Kinder „unsere Sprache“, und im Kindergarten und in der Schule –Albanisch. Wir hatten 35 Kinder im Kindergarten, aber es werden immer weniger. Das Dorf ist isoliert und die Verbindung zur Stadt ist sehr schwierig. Die Menschen fliehen in die Städte oder ins Ausland.

Missia Chaidari
Einer von jenen, die jedoch nach Cërnalevë zurückkehrten, ist Seladin Xhaferaj. Acht Jahre lang war er Direktor der Schule im Dorf, dann ging er nach Tirana und jetzt ist er als Lehrer von Schülern der 1. bis zur 4. Klasse nach Gora zurückgekehrt. Seladin ist ein Mann, der sich für die Sprache seiner Urheimat interessiert.

Er sagt, dass es gut wäre, Bulgarisch in der Schule zu lernen, damit junge Menschen bulgarischer Herkunft in Albanien auch modernes Bulgarisch sprechen könnten, nicht nur den in Gora erhaltenen Dialekt.

Seladin Xhaferaj

„Wir verstehen alles. Jetzt sind viele Wörter aus dem Westen in die Sprache eingedrungen, und es ist gut, unsere slawische Sprache zu bewahren. Es gibt mehr als 300 Millionen Slawen in Europa. Sollte unsere Sprache untergehen? Sollte sie nicht!“

Lyabdrin Enishai

Der Direktor der Schule in Cërnalevë ist seit Oktober 2022 Lyabdrin Enishai. Auf die Frage, warum er im Dorf geblieben sei, antwortete er wie folgt:

„Viele Leute haben das Dorf verlassen. Aber ich glaube nicht, dass es gut ist, wegzugehen. Das ist meine Heimat. Wenn ich das tue, wer wird dann bleiben?! Wenn der Staat uns hilft, sowohl der albanische als auch der bulgarische, werden die Menschen, die weggegangen sind, zurückkehren. Und das Leben wird besser werden. Danke, dass Sie zu uns gekommen sind. Wir sind Ihre Minderheit. Zu Hause sprechen wir in unserer Sprache, auf Bulgarisch, in der Schule auf Albanisch, aber die Menschen hier haben Interesse daran, auch Bulgarisch zu lernen.“



Die vom Direktor der Schule in Cërnalevë geforderte Hilfe ist bereits eingetroffen. Im Dezember wurden die Fenster und Türen ausgetauscht, es gibt auch neue Heizgeräte, dank der Bemühungen unserer Botschaft und der bulgarischen Gesellschaft „Bulgaren in Albanien“.

Lyabdrin Enishai mit dem bulgarischen Botschafter Iwajlo Kirow

Ab Herbst 2023 hat die Gemeinde Kukës, zu der auch die bulgarischen Dörfer in Gora gehören, einen neuen Bürgermeister – Albert Halilaj. Der bulgarische Botschafter in Tirana, Iwajlo Kirow, traf sich mit ihm und erhielt die Zusicherung, dass die Gemeinde in enger Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Staat daran arbeiten werde, die Lebensbedingungen der Bürger von Region Gora zu verbessern.

Der Bürgermeister der Gemeinde Kukës bestätigte gegenüber „Radio Bulgarien“, dass er gemeinsam mit seinem Team versuchen werde, den Wandel für die Bulgaren greifbarer und so schnell wie möglich zu machen.

„Wir wissen um die Probleme mit der Infrastruktur, mit der Gesundheitsversorgung, den Zuständen in Grundschulen. Gemeinsam mit der Botschaft haben wir einen Maßnahmenplan ausgearbeitet, um diese schrittweise zu überwinden. Das garantiere ich: Nach dem Wiederaufbau des Kulturpalastes in Kukës werden wir einen Pavillon eröffnen, um die Kultur, die Traditionen, die typischen Gerichte und die traditionelle Kleidung der bulgarischen Gemeinschaft zu präsentieren.“

Albert Halilaj

Vom guten Willen, die Probleme der bulgarischen Minderheit in der Gora Region zu lösen, zeugt auch die Tatsache, dass Agron Nuredinaj aus dem Dorf Oreshkë, der seine Ausbildung in Bulgarien abgeschlossen hat, zum stellvertretenden Bürgermeister der neuen Verwaltung von Kukës ernannt wurde.



In der Überzeugung, dass die Probleme so bald wie möglich gelöst werden und die Menschen in ihrer Heimat bleiben, verlassen wir Gora, um die nächste Region Albaniens zu besuchen, in der  Vertreter der bulgarischen nationalen Minderheit leben.


Fotos:  Die Autoren

Übersetzung: Tichomira Krastewa
Redaktion: Rossiza Radulowa


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