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Über das Heilige Kreuz und seinen Festtag

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Den Tag der Kreuzerhöhung, der im Volksmund als Kreuztag bekannt ist, gilt als einer der größten Kirchenfeiertage. Begangen wird er am 14. September.

Das Kreuz, auch "Zeichen aller Zeichen" genannt, ist ein altes Symbol, das in den Kulturen vieler Völker der Welt anzutreffen ist. In der Regel ist es mit der Sonne und dem Feuer verbunden oder wird als Äquivalent des Weltenbaumes verstanden. Vermutlich ist es so auch in der traditionellen bulgarischen Stickerei präsent, wo es als eines der meist bevorzugten und verbreiteten Motive Anwendung findet. Aufgrund des Kreuzesopfers Jesu Christi, der die Sünde und den Tod besiegt, wird das Kreuz zum universellen Symbol des Christentums. Gleichzeitig hat der erste Buchstabe des Namens Jesu Christi im griechischen und kyrillischen Alphabet die Form eines geneigten Kreuzes, was eine solche Auslegung zusätzlich stützt.


Auch ist das Kreuz in der Architektur sowie in der Ausgestaltung der Kirchen präsent und bei grundlegenden Kirchenritualen allgegenwärtig. Bei der Taufe erhält das Kind von seinem Taufpaten ein Medaillon in Form eines Kreuzes - als Zeichen für seine Zugehörigkeit zum Christentum. In der Vergangenheit herrschte in diversen Regionen unseres Landes der Brauch, jungen Mädchen ein Kreuz auf die Stirn zu tätowieren, um sie so vor Entführungen durch Muslime zu schützen.

Das Bekreuzigen hat für den Christen eine besondere Bedeutung. Für die Theologen ist das das kürzeste Glaubenssymbol, ohne Worte und allen verständlich. Traditionell bekreuzigt man sich, wenn man die Kirche betritt, bevor man sich an die Tafel setzt und Wein trinkt, bevor man eine Reise antritt oder eine Tätigkeit zu verrichten beginnt. Das Bekreuzigen soll jegliche Dämonen und Unglück verscheuchen, weswegen es bei Begegnungen mit Feen, bösen Geistern und Werwölfen ratsam ist, sich zu bekreuzigen. Auch trägt man das Kreuz als Amulett gegen Magien, Unglück und negative Energien und nutzt es in der Volksmedizin. Böse Blicke heilt man, in dem der Betroffene Wasser aus einem Gefäß mit einem Kreuz darin trinkt. Gegen Schrecken trägt man am Hals an einem roten Band ein Kreuz vom Grabe Jesu, gegen Fehlgeburten bestellt man beim Schmied ein Kreuz aus Silbermünzen aus sieben Häusern, das die Schwangere bis zur Geburt trägt."

Das Kreuz wird viermal im Jahr verehrt, wobei der 14. September das größte Fest ist. Es ist mit dem nahenden Herbst verbunden. Auch nimmt man an, dass sich dann Tag und Nacht kreuzen, sich angleichen und die Sonne ihre Bahn gen Winter einschlägt. Dieser Tag verzeichnet den Beginn der Traubenlese sowie der Walnussernte. Auch beginnen das Herbstpflügen und die Herbstaussaat. An diesem Tag wird im Zeichen der Verehrung des Heiligen Kreuzes streng gefastet. In vielen Regionen des Landes deutet man den Sinn dieses Tages jedoch verkehrt: Man nimmt an, dass dieser gegen die Schmerzen im Rücken - also im Kreuz - steht. Der Pastor geht von Haus zu Haus und von Tenne zu Tenne und segnet diese mit Weihwasser. Traditionell kommen Banitza mit Porree, Weintrauben, gebackener Kürbis und spezielle, mit einem Kreuz verzierte Ritualbrote auf den Tisch. Namenstag feiern alle, die die Namen Krastjo, Krastana, Krastina und Stawri tragen.

Seit einigen Jahren wird der Tag der Kreuzerhöhung und die Verehrung des Heiligen Kreuzes zudem mit einem der heiligsten Orte bei uns in Zusammenhang gebracht - mit der Gegend namens Kreuzwald in den mittleren Rhodopen. Man glaubt, dass das Gebirge an diesem Ort die Form eines Kreuzes hat und irgendwo in seinen Tiefen ein Teil des Heiligen Kreuzes bewahrt. Die dortigen Ausgrabungen belegen, dass es hier einst ein altes Kloster gab, das vermutlich unter den Osmanen zerstört wurde. In den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts kommt Bruder Jordantscho an diesen Ort - ein gerechter Mensch, der für sein frommes Leben und seine hellseherischen Fähigkeiten bekannt ist. In einer Erscheinung wird ihm offenbart, dass dieser Ort wundertätig ist, da dieser einen Teil des Heiligen Kreuzes bewahrt, an dem Jesu Christi gekreuzigt wurde. Der Erzählung des heiligen Mannes nach soll das Fragment des Kreuzes einst in die Hände des Sultans gelangt sein und ihm zum Sieg seiner Streitkräfte und der Macht seines Imperiums verholfen haben. Allerdings erlangte der russische Zar Kenntnis von diesem Heiligtum, machte sich an der Spitze von Abgesandten auf und brachte dieses mit einer List in seinen Besitz. Als die Mutter des Sultans, eine Christin, dieser Tatsache gewahr wurde, eröffnete sie ihrem Sohn zugleich, welche Kostbarkeit ihm verloren gegangen sei. Der Sultan schickte zugleich einen Verfolgertrupp los. Die Russen jedoch wichen vom Weg ab und fanden sich im Kloster im Kreuzwald wieder, wo sie die Reliquie zur Aufbewahrung ließen. Kurze Zeit später wurde das Kloster von den osmanischen Eroberern geplündert und die Mönche grausam ermordet. Zuvor war es ihnen jedoch gelungen, das Kreuz an einem geheimen Ort zu verstecken, wo es bis heute liegt und der Zeit harrt, in der es sich den Gläubigen offenbaren wird.


Diese Legende wird bis heute von Mund zu Mund weitergegeben und zieht viele Pilger an diesen heiligen Ort. Unter den Kommunisten war der Zutritt zu dieser Gegend verboten, weswegen die Gläubigen heimlich hierher kamen, um sich vor dieser Reliquie zu verneigen und Gottes Hilfe zu suchen. Traditionell übernachten die Gläubigen hier in der Nacht zum Samstag, vor allem aber zum Tag der Kreuzerhöhung - dem Festtag des Heiligtums. Zahlreich sind die Erzählungen über erhörte Gebete, geheilte Leiden, wundertätige Erscheinungen und Träume.

Einst feierte man am Tag der Kreuzerhöhung Hochzeiten und Verlobungen. Die Brautwerber zogen durch die Dörfer, beladen mit hölzernen Weinflaschen voller schäumendem Wein... Die Feiern nahmen ihren Anfang als auch die Vorbereitung auf eines der wichtigsten Ereignisse im Leben der patriarchalischen Gemeinschaft.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Archiv



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