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Wird "Poseidon" die begrabene South-Stream-Pipeline wiederbeleben?

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Foto: BGNES

Dieser Tage wurde bekannt, dass Russland trotz allem am gescheiterten South-Stream-Projekt festhält. Die Pipeline sollte Erdgas von Russland über das Schwarze Meer nach Bulgarien befördern und von da aus weiter nach Mittel- und Westeuropa. Staatspräsident Waldimir Putin hatte am 1. Dezember 2014 höchstpersönlich verkündet, das Projekt sei gestorben. Die Schuld für die gescheiterten Pläne schob er Bulgarien und Brüssel zu.

Der russische Staatsmonopolist und Gasgigant Gazprom hat sich offenbar noch nicht endgültig vom Südlichen Gaskorridor verabschiedet. Dieser schien, nachdem auch das Turkish-Stream-Projekt gescheitert ist, endgültig gestorben. Da die Ausbaupläne für den Norden des Alten Kontinents seitens einer Reihe europäischer Staaten auf heftigen Widerstand stoßen, braucht Russland unbedingt eine Gaspipeline im Süden Europas.

Vor diesem geopolitischen Wirrwarr hat Gazprom dieser Tage mit dem italienischen Energieversorger Edison und der griechischen DEPA eine Absichtserklärung über Gaslieferungen unterzeichnet. Das russische Gas soll über eine Schwarzmeerpipeline über Drittstaaten nach Griechenland und von Griechenland weiter nach Italien gepumpt werden. Russische Wirtschaftsbeobachter kamen einhellig zu dem Schluss, dass damit in der Praxis das South-Stream-Projekt wiederbelebt werde. Denn die Leitung auf dem Grund des Schwarzen Meeres müsste irgendwo in Bulgarien an Land gehen. Dann würde das Gas durch die Poseidon-Pipeline über den geplanten Balkan-Hub nach Griechenland und von dort aus weiter nach Italien gepumpt werden. Dass das neue russische Projekt enorm wichtig ist und "bei Einhaltung der Vorschriften der Europäischen Union", wie Moskau ausdrücklich betont, reelle Realisierungschancen hat, wird von der Tatsache untermauert, dass Gazprom-Chef Alexei Miller Wladimir Putin die Pläne persönlich präsentierte und von diesem dafür grünes Licht bekam.

In Bulgarien hält man sich derzeit mit Kommentaren zu diesem Thema zurück. Es ist bekannt, dass die Regierung an ihren Plänen festhält, unser Land zu einem Gasdrehkreuz für Süd- und Mitteleuropa zu machen. Das an der Schwarzmeerküste geplante Gasdrehkreuz hat sogar schon einen offiziellen Namen – Balkan-Hub. Bisher wusste man zwar noch nicht genau, was über dieses Drehkreuz eigentlich verteilt werden soll, jetzt scheint die Sache jedoch Konturen anzunehmen. Vor dem Hintergrund der bitteren Erfahrung mit dem aus rein politischen und geostrategischen Gründen gescheiterten South-Stream-Projekt ist das Schweigen der bulgarischen Regierung zu diesem frühen Zeitpunkt nur allzu verständlich. Sie hat offenbar die richtige Schlussfolgerung gezogen: die Pfanne sollte erst auf den Herd, wenn der Fisch im Netz ist.

Es besteht jedoch kein Zweifel, dass "Poseidon" kombiniert mit "South Stream 2" ganz im Interesse unseres Landes wäre. Sowohl, was die Verringerung der Gasabhängigkeit Bulgariens betrifft, als auch unter regionalem Aspekt. Denn Mehreinnahmen aus dem Gastransit und mehr Einfluss in Europa lehnt niemand so ohne weiteres ab.

Übersetzung: Christine Christov



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