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Botew lebt in den Herzen Tausender Bulgaren weiter

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"Der 2. Juni ist ein trauriger Tag für unser Land, denn vor 140 Jahren haben wir einen der größten Bulgaren verloren. Einen Helden, der uns mit seiner Männlichkeit, mit seiner Geisteskraft und seiner Heimatliebe in Erinnerung bleibt, mit einer Liebe, für welche man bereit ist zu sterben. Der Tod von Botew hat uns wachgerüttelt und dazu beigetragen, uns zu erheben und uns vom türkischen Joch zu befreien." Das sind die Worte von Kalin Kamenow, dem Bürgermeister von Wratza, wo man alljährlich am 2. Juni festlich des großen Dichters und Revolutionärs Hristo Botew und all jener gedenkt, die für die Freiheit Bulgariens gefallen sind. Das erste offizielle Angedenken fand Ende des 19. Jahrhunderts statt. In Friedens- und in Kriegszeiten, bei Regen und Sturm – stets verneigte sich das Volk vor seinem Dichter, welche Regierung auch immer an der Macht war.

Botew ist das Idol von Tausenden Bulgaren der Gegenwart. Sie kennen seine feurigen Gedichte auswendig: Sie sind fasziniert von Botews Ideen und glauben daran, dass sie dazu beitragen werden, dass unser Volk alle Schwierigkeiten überdauert. Ein ergebener Anhänger von Botew ist der Lehrer Filip Filipow aus Wratza. Seine Mitbürger finden, dass er seinem Idol sehr ähnlich ist, weswegen er in Filmen auch häufig in die Rolle von Botew schlüpft.

Снимка"Tief in meinem Herzen wurde ich von klein an im patriotischen Geist erzogen", erzählt der Lehrer und Botew-Anhänger Filip Filipow. "Mein Ururgroßvater, ein bulgarischer Lehrer und Geistlicher, war zudem ein Kämpfer. Während des Aprilaufstands sammelte er Aufständische für die Freischar von Hristo Botew. Als Kind habe ich mit meinen Freunden stets wetteifert, wer am höchsten springen kann und am schnellsten ist. Schon damals wollte ich immer der Erste sein, seitdem ist der Wojwode mein Vorbild. Schon als Schüler habe ich auf der Bühne des Jugendtheaters in Wratza gestanden und Botew-Rollen bevorzugt. Wegen seiner ungestümen Art, wegen seines feurigen Charakters steht er mir sehr nahe. Dieser geniale Bulgare, der vor über 140 Jahren seine Werke geschrieben hat, ist auch heute noch brandaktuell. Besonders sein Elegie-Gedicht – sein feurigstes demaskierendes Werk über alles Banale, Niederträchtige und Unreine."

In diesem Jahr gedenken wir des 140. Jahrestags des Aprilaufstands. Auch der Fußmarsch "auf den Spuren von Botews Freischar", der am 27. Mai vom Donauufer in Koslodui startet und am 2. Juni im Wratza-Balkan endet, feiert in diesem Jahr sein Jubiläum. Filip Filipow ist jedes Jahr ganz vorn dabei – in einer Aufstandsuniform.

"Ehrlich gesagt, ist der Fußmarsch "auf den Spuren Botews" sehr sinnvoll", meint der Lehrer Filip Filipow. "Im Vorjahr waren 700 Kinder dabei, in diesem Jahr – 1.400. Sie können sich nicht vorstellen, welcher Enthusiasmus aufkommt, wenn ich in die Wojwodenrolle von Botew schlüpfe. Die Leute schreien, weinen, Jung und Alt kommen, um mir die Hand zu küssen, was mir sehr unangenehm ist. Der jüngste diesjährige Teilnehmer ist drei Jahre als, der älteste – Großvater Arun – ist 82. Er und seine Frau gehen stets an meiner Seite, als ob sie jung wären, mit ihren schweren Rucksäcken auf dem Rücken, wobei sie jede Hilfe ablehnen. Das ist ein Beispiel für den patriotischen Geist des Bulgaren. Nach so vielen Lügen und Heuchelei seitens der Regierungen und Verwalter hat sich der Bulgare in sich verschlossen. Um ihn aus seinem Loch zu locken, muss man die Geschichte zu Wort kommen lassen und an emblematische Persönlichkeiten wie Lewski und Botew erinnern, jedoch im Klartext, ohne Erdichtungen und Ideologie. Dann öffnet der Bulgare seine Seele, kehrt zurück in seine Kindheit und fühlt erneut den Stolz und die Achtung vor der Erhabenheit und den Heldentaten. Wenn man dann eine aufrichtige Botschaft sendet, wird sie dem Volk Bulgariens, das viel durchgemacht hat, Optimismus verleihen. Nur der Geist belebt uns wieder, das Fleisch ist vergänglich."

Übersetzung: Christine Christov



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