Verlassene Gebäude, vergessene Tunnel, Bunker oder entvölkerte Dörfer und Städte, die allmählich verkommen. Hier geht es nicht etwa um das Sujet eines Horrorfilms, sondern um eine in Bulgarien nur wenige verbreitete Art von Tourismus - die s.g. Urban Exploration, auch Urbex genannt. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet private Erforschung von Einrichtungen des städtischen Raums. Die Erkundung von schwer zugänglichen Orten, von alten Schlössern oder verlassenen Industrieruinen hat überall auf der Welt Anhänger. Derartige Enthusiasten sind seit kurzem auch in Bulgarien unterwegs. Darunter der Fotograf Radoslaw Parwanow, der viel Zeit investiert, um solche Orte aufzuspüren und festzuhalten.
"Das Interessante dabei ist, dass jeder dieser Orte irgendeine Geschichte hat, dass irgend etwas passiert ist oder irgend jemand dort gelebt hat", schwärmt Radoslaw Parwanow. "Man ist sich bewusst, dass es den entsprechenden Ort künftig nicht mehr geben könnte, dass in diesem Gebäude niemand mehr wohnen wird. Das zieht einen magisch an. Beim Fotografieren stelle ich mir vor, wie es wohl vor 10-20 oder 30 Jahren dort gewesen sei, was sehr interessante Einstellungen hervorbringt. Obwohl diese verlassenen Gebäude dem Verfall preisgegeben sind, haben sie ihren ureigenen Charme. Zu meinen Lieblingsplätzen zählen das Busludscha-Denkmal, die Villa von Pentscho Semow in Gabrowo mit ihrer einzigartigen Architektur, Fabriken, Bunker..."
Namentlich mit seinem Foto vom Busludscha-Denkmal hoch oben auf dem Berggipfel sorgte Radoslaw dafür, dass das sozialistische Monument aufgrund seines maroden Zustands für Besucher gesperrt wurde. An dieses Foto wird er sich noch lange erinnern. Aufgenommen hat er es im Winter, weil bei schlechtem Wetter die Lebensgefahr noch größer sei. Eine Klettertour von 70 Metern, nur um einen dieser Momente festzuhalten, in denen man wahrlich den Atem anhält.
Was hält ein junger Mensch, der nicht im Kommunismus geboren wurde, von diesem Abschnitt der Geschichte, wollten .wir vom 23-jährigen Fotografen wissen.
"Generell bilde ich mir meine eigene Meinung", meint Radoslaw. "Geschichte wird unterschiedlich interpretiert. Für mich persönlich war das eine Zeit, in der das Leben einfacher war. Bildung und Arbeit waren gesichert, es gab eine entwickelte Industrie. Kunst und Architektur waren im Aufschwung, viele Künstlerpersönlichkeiten wurden geboren. Das damalige Regierungssystem und die begrenzten Freiheiten sind jedoch nicht nach meinem Geschmack. Solche Fotos hätte ich beispielsweise damals nicht machen können."
Radoslaw hat in Deutschland einen Fotografiekurs belegt. Das dort angeeignete Wissen ist ihm heute sehr hilfreich. Er betrachtet die Dinge stets aus einer anderen Perspektive. Welches Geheimrezept einen erfolgreichen Fotografen ausmache, wollten wir weiter von ihm wissen.
"Das Auge macht den Unterschied", ist Radoslaw Parwanow überzeugt. "Diese Fähigkeiten sind ein Ergebnis beharrlicher Arbeit. Meiner Ansicht nach braucht man dazu auch Begabung. Ein eigener Stil, das erforderliche theoretische und praktische Rüstzeug sowie Erfahrungen befähigen einen, sich von der Masse abzusetzen. Die sozialen Netzwerke sind für jeden zugänglich, d.h. jeder, der sich als Fotograf versteht, kann hier seine eigene Seite einrichten. Das führt unweigerlich zu der Auffassung, dass man lediglich eine Kamera braucht und schon ist man Fotograf. Im Grunde genommen sind diese Leute jedoch nur im Besitz einer Kamera."
Derzeit stellt Radoslaw seine bevorstehende Ausstellung zusammen. Mit 30 Aufnahmen will er verschiedene Ecken seiner Geburtsstadt Gabrowo offenbaren. Zu sehen ist sie ab dem 13. September in der Kunstgalerie in der Donaustadt Russe.
Darüber hinaus dazu hat er sich der Schönheit der bulgarischen Tracht und der zeitgenössischen Bulgarinnen in Trachten verschrieben. Stets ist er darum bemüht, den wahren Augenblick der Schönheit zu erhaschen, da ein Foto mitunter mehr sage als tausend Worte.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Radoslaw Parwanow
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