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Die Ballettkunst beteiligt sich an der Debatte über Ethik und Ästhetik

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Foto: Privatarchiv

Kann heutzutage die Ballettkunst noch für Überraschungen sorgen? Die Tänzerinnen und Tänzer erzählen keine Folklore-Märchen und Legenden über längst vergessene Zeiten mehr. Der Kampf zwischen Gut und Böse spielt in unseren Tagen und jeder im Publikum hat die Chance, sich selbst für eine der beiden Seiten zu entscheiden… Der junge Regisseur und Choreograph Schiwko Scheljaskow möchte mit den Ausdrucksmitteln des Tanzes zum Nachdenken anregen. Seine neueste Inszenierung nennt sich „SINNER“ und ist dem Publikum und der Kritik gleichermaßen aufgefallen.

Nicht zufällig wurde das Stück für den diesjährigen Preis des Bulgarischen Künstlerverbandes „Ikarus“ nominiert. Die Inszenierung selbst wirft auf provokative und originelle Weise ein altes Problem auf, das trotz des technischen Fortschritts bis in unsere Tage ungelöst geblieben ist. Auf der Bühne des „Derida Dance Center“, das die Aufführung realisiert, wird die Aufmerksamkeit auf die menschliche Eitelkeit gelenkt, die zuweilen keine Grenzen kennt. Um sie zu befriedigen sind die Menschen zuweilen dazu bereit, Tausende Tiere zu töten, nur um sich mit ihrem Fell schmücken zu können. Über diese ungerechte Grausamkeit hat sich Schiwko Scheljaskow Gedanken gemacht:

СнимкаDas Thema, auf das ich in meiner Inszenierung die Aufmerksamkeit lenke, betrifft eine uralte Handlungsweise, nämlich den Raubbau an der Natur, ohne dass sich die Menschen Gedanken darüber machen, was sie anderen Lebewesen antun“, sagt der Regisseur und Choreograph. „In den meisten Fällen ist unsere Eitelkeit die Triebfeder. In der Tanzaufführung geht es unsere Beziehung zu den Tieren und ihren Häuten, die wir ihnen abziehen. Angesichts der heutigen Technologien, könnten wir unseren Bedarf an diesem Material vollständig mit modernen Werkstoffen decken. Meiner Ansicht nach besteht das Problem darin, dass das nötige Gleichgewicht fehlt. Es ist nichts schlechtes daran, dass der Mensch eitel ist – er muss es aber mit Maß sein! Wenn ich beispielsweise zwei Paar Schuhe aus Naturleder habe, die mich im Winter wärmen, dann ist das in Ordnung; wenn ich aber einen ganzen Schrank mit Schuhen und Leder- und Pelzsachen habe, mit denen ich wichtig erscheinen möchte, ist das schon eine andere Sache. In dem Stück werden die Menschen nicht angeklagt; wir versuchen vielmehr an ihren Verstand und ihre Gefühle zu appellieren – sie sollen sich über das gesunde Gleichgewicht Gedanken machen und sich die Frage stellen, ob sie nicht schon die Grenze überschritten haben. Die Beziehung zu den Tieren und die Natur ist wichtig. Sie kennzeichnet auch unsere Beziehungen zu den Menschen selbst.

Schiwko Scheljaskow geht in seinen Gedanken von der übersättigten Konsumgesellschaft aus und knüpft eine Verbindung zu einer anderen verletzten Norm – nämlich die Toleranz unter den Menschen. „Ohne Toleranz können wir nicht frei und gelassen leben und unsere Gedanken und Gefühle, die uns bewegen, ungehindert zum Ausdruck bringen“, ist der Regisseur und Choreograph überzeugt. Als seinen größten Beitrag in Unterstützung der Vielfalt und der Toleranz sieht er die Schaffung des „Derida Dance Center“. Es bietet jungen Künstlern mit neuen Herangehensweisen in der Tanzkunst eine geeignete Bühne. Im vergangenen Jahr erhielten Schiwko Scheljaskow und sein Team eine Auszeichnung der Europäischen Kommission als eines der drei erfolgreichsten europäischen Modelle des Managements im Kulturbereich.

СнимкаWir lenken den Brennpunkt auf das Soziale und ziehen Menschen heran, die der modernen Kunst und speziell der Tanzkunst offen gegenüber stehen, die sich als Neuerer sehen und die Welt schöpferisch umsetzen“, sagt Schiwko Scheljaskow. „Mit den Jahren hat sich unsere Bühne als ein Ort etabliert, der auf die Schaffung einer neuen Art von Tanzinszenierungen ausgerichtet ist. Wir sind weltoffen – jährlich bekommen an die 20 ausländische Choreographen die Möglichkeit, bei uns zu arbeiten. Bei uns setzen sie ihre Gedanken mit bulgarischen Tänzerinnen und Tänzern um, was auch für uns eine Chance ist. Jeder kann hier sein Talent entfalten. Zu uns kommen Choreographen aus den USA, Taiwan, Afrika und aus verschiedenen europäischen Ländern. Sie stellen die neuesten Tendenzen in der Bühnenkunst vor.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv



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