Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

An der Schwelle zum Neuen Jahr

БНР Новини

Silvester gehört seit jeher zu den wichtigen Momenten in der bulgarischen Tradition. Es ist nicht nur ein Wechsel im Kalender, sondern eine Grenze, die mit Hilfe bestimmter Bräuche und Rituale überschritten werden muss. Die Rituale und Bräuche fangen Anfang Dezember an und enden in den letzten tagen des Januar. Es ist eine Zeit, die als ein Übergang von der Dunkelheit zum Licht, vom Chaos zur neuen Ordnung aufgefasst wird.

Am 31. Dezember findet das letzte beweihräucherte Abendmahl statt. Im Unterschied zum Ignatiustag oder Heiligabend, an denen nur fleischlose Gerichte serviert werden, muss am 31. Dezember unbedingt ein Schweinekopf oder eine andere aus dem Fleisch des Weihnachtsschweins zubereitete Speise aufgetischt werden. In ländlichen Gegenden wird eigens für die Feiertage zu Weihnachten und Silvester ein Schwein geschlachtet. Die übrigen Speisen sind die gleichen wie am Heiligabend – Krautwickel, gefüllte Paprika, Ost, Nüsse, gekochter Weizen. Es wird fest daran geglaubt, dass je reicher die Tafel gedeckt ist, desto ertragreicher auch das neue Jahr sein wird.

Die traditionelle Baniza mit den Glücksbringern wird in den ersten Stunden des neuen Jahres aufgeschnitten. In früheren Zeiten haben die Frauen für jedes Mitglied der Familie Knospen der Kornelkirsche in die Banitza eingearbeitet mit Wünschen nach Gesundheit, Liebe, Heirat.




Am 1. Januar ist das Kirchenfest, das dem heiligen Basilius gewidmet ist, das im Volksmund Wassil-Tag genannt wird. An diesem Tag wird mit Vorliebe orakelt. Die jungen Frauen im heiratsfähigen Alter wollen dann unbedingt herausfinden, ob und wen sie im neuen Jahr heiraten. In einem Gefäß wird am Vorabend des Wassil-Tages ein an einem kleinen Strauß Geranium angebundener Ring ins stille Wasser fallen gelassen.

Am nächsten Morgen werden die Sträuße dann aus dem Wasser geholt und bestimmte Lieder gesungen, in denen es um verschiedene Handwerke und Berufe geht. Wenn zum Beispiel beim Herausholen des Straußes über ein weißes Heft und schwarze Tinte gesungen wird, bedeut das, dass der künftige Gatte des Mädchens, dem der Strauß gehört, Lehrer von Beruf ist. Sollte es aber um klingenden Schmuck gehen, dann wird es ein Goldschmied sein. Dieses Ritual, genannt „Laduwane“, ist in vielen bulgarischen Dörfern immer noch lebendig und wird gepflegt, natürlich aus Spaß und der alten Tradition willen.




Das beständigste Ritual, das nie aufgehört hat zu existieren, sind die leichten Schläge mit der Wünschelrute auf dem Rücken in den ersten Stunden des Neuen Jahres. Die Wünschelruten, genannt Surwatschki, werden obligatorisch aus den Zweigen der Kornelkirsche gefertigt, denn das ist der Baum, der zum ersten Mal im neuen Jahr blüht, ein Symbol für Gesundheit und Stabilität.

Heute kann man problemlos Wünschelruten auf dem Markt kaufen, doch viele Frauen und Großmütter ziehen es vor, sie selbst zu gestalten. Zu diesem Zweck werden verschiedenfarbige Wollfäden gebraucht. Ein roter Faden darf nicht fehlen. Die Wünschelrute wird mit den bunten Fäden, getrocknetes Obst und Popcorn geschmückt.




Zu Silvester versammeln sich die Jungen aus dem Dorf im Alter zwischen 4 und 14 Jahren und gehen von Haus zu Haus, um mit den Wünschelruten jedem Glück und Gesundheit zu wünschen. Dabei werden verschiedene Ferse aufgesagt, um Wohlstand, Glück, Gesundheit und eine reiche Ernte heraufzubeschwören.




Übersetzung: Georgetta Janewa



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Ensembles aus den Balkanländern versammeln sich in Goze Deltschew zum Welttag des Tanzes

Bulgarische, nordmazedonische, türkische und griechische Folkloregruppen werden in der Stadt Goze Deltschew im Pirin-Gebirge bei der 14. Ausgabe des Welttags des Tanzes auftreten. Das Programm startet heute Nachmittag um 17.00 Uhr mit dem..

veröffentlicht am 29.04.23 um 09:05

Die bessarabische Ethnografin Galina Manolowa lässt ein in Vergessenheit geratenes „Eierspiel“ wieder aufleben

Als Galina Manolowa, eine Bulgarin in sechster Generation, die im moldawischen Dorf Cairaclia geboren wurde, die Geschichte über ein Osterspiel aus ihrer Kindheit veröffentlichte, ahnte sie nicht einmal, welch große Resonanz sie bei den in der..

veröffentlicht am 17.04.23 um 09:45
Nachstellung des Brauchs Kumitschene in Kojnare 2022. 
Foto: Stiftung „Die lebendigen bulgarischen Wurzeln“

Zum Brauch Kumitschene in Kojnare

Das dritte Jahr in Folge wird die Gruppe für authentische Folklore am Volkskulturhaus „Christo Botew 1889“ in Kojnare bei Plewen einen der schönsten und populärsten Bräuche, Kumitschene genannt, nachstellen, der für den Nordwesten Bulgariens..

veröffentlicht am 08.04.23 um 11:45