Bulgarische Gemeinschaften gibt es auf der ganzen Welt. Während die einen emigriert sind, weil sie vom herrschenden Regime dazu gezwungen wurden, oder weil sie nach der Wende 1989 keine Perspektive im Land sahen, liegen die Gründe für Auswanderungswellen älteren Datums länger in der Geschichte zurück. Viele der bessarabischen Bulgaren kennen ihre Urheimat nur aus den Überlieferungen und Erzählungen ihrer Vorfahren. Trotzdem pflegen sie mit Eifer die ihnen vererbten Traditionen und Bräuche auf eine natürliche Weise, ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen oder sie zur Schau zu stellen.
Der 29. Oktober wurde zum Tag der Gemeinschaft der bessarabischen Bulgaren erklärt, die seit 1820 auf dem Territorium des heutigen Moldawien und der Ukraine leben. An diesem Tag wurde im Jahr 1838 in der ukrainischen Stadt Bolgrad die Kathedrale „Heilige Verklärung Christi“ eingeweiht. 10.000 Bulgaren haben dazu beigetragen, dass die Kirche innerhalb von 5 Jahren errichtet wird. 100 Jahre später, 1938, wurde auf Initiative von Dimiter Todorow, Sekretär der patriotischen Bewegung „Vater Paisij“, der 29. Oktober offiziell zum Festtag der Bulgaren aus Bessarabien erklärt.
Der Tag der bessarabischen Bulgaren steht in diesem Jahr unter dem Zeichen von zwei Jubiläen – 180 Jahre Kathedrale „Heilige Verklärung Christi“ und 160 Jahre Gymnasium „Georgi Rakowski“ in Bolgrad.
Der Tag der bessarabischen Bulgaren wird auch in Bulgarien gebührend begangen. Eine der Initiativen aus diesem Anlass ist die im Ethnografischen Museum in Sofia eröffnete Fotoausstellung „Bessarabien – Quelle der Schönheit und Vaterlandsliebe“, die bis zum 5. November zu sehen ist.
In 30 bemerkenswerten Aufnahmen hat der Fotograf Assen Welikow winzige und spezifische Details seiner Fotomotive eingefangen. Beeindruckend sind die Gesichtsausdrücke und die Kleidung seiner Fotomodelle. Jede Fotografie zeichnet somit ein eigenwilliges Bild und das Besondere ist, dass es zu jedem Bild ein Gedicht in bulgarischer Sprache gibt, das von einem bessarabischen Poeten geschrieben wurde. Die Auswahl der Gedichte traf die Dichterin Tanja Atanassowa, deren Wurzeln in Bessarabien liegen, jener Region, die heute unter zwei Staaten aufgeteilt ist.
Der Fotograf Assen Welikow ist von den bessarabischen Bulgaren und seinen Besuchen auf Volksfesten dieser bulgarischen Minderheit in Moldawien und der Ukraine beeindruckt und berührt.
„Ich habe dort längst vergessene Dinge aus meiner Kindheit gesehen“, staunt der Fotograf und erzählt, dass dort eine besondere bulgarische Sprache von vor 200 Jahren gesprochen wird und dass die bessarabischen Bulgaren besondere Wörter für Mutter, Vater und Mensch benutzen. „Die Mehrheit der dorthin ausgewanderten Bulgaren stammt aus der Region Sliwen und Jambol. Aus der Strandscha-Gegend hat es auch eine Auswanderungswelle gegeben. Doch diese Emigranten haben sich auf der Krim niedergelassen“, berichtet der Fotograf.
Beeindruckt haben ihn die Nostalgie zur Heimat, in der sie nicht geboren wurden, die sie aber im Herzen tragen und die Lebensweise. „Die Tatsache, dass sich diese Menschen als Bulgaren bestimmen, sollte uns mit Stolz erfüllen, uns veranlassen, mehr Verantwortung für sie zu übernehmen und offener ihnen gegenüber zu sein.“
Zweifellos müssen die bulgarischen Behörden den Auslandsbulgaren mehr Aufmerksamkeit schenken. Es sollten nicht nur die Gründe für die Auswanderung analysiert werden. Vielmehr sollten bessere Bedingungen in Bulgarien selbst geschaffen werden, damit sich die Menschen realisieren können. Eine vereinfachte Prozedur für den Erhalt der bulgarischen Staatsbürgerschaft wäre eine große Hilfe. Die bessarabischen Bulgaren könnten dadurch die Möglichkeit erhalten, unkompliziert ihre Urheimat kennenzulernen und warum auch nicht sich hier niederzulassen und ein neues Leben zu beginnen. Dieses menschliche Kapital ist nicht zu unterschätzen und der Staat sollte alles daran setzen, es zu halten und für die Entwicklung des Landes einzusetzen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Assen Welikow
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