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Covid-19 in Bulgarien: Tag 108

Foto: pixabay


Schutzmasken in Innenräumen erneut obligatorisch

Das Tragen einer Einweg- oder Mehrwegschutzmaske oder eines anderen Mittels, das Nase und Mund bedeckt, wie beispielsweise Tuch, Schal, Schutzschirm oder ähnliches ist ab heute in allen öffentlichen Räumen wieder obligatorisch. Eine Ausnahme ist für Kunden in Restaurants und Bars erlaubt. Das wurde vom Gesundheitsminister in der Verordnung Nr. RD-01-354/22.06.2020 festgeschrieben, die die vorübergehenden Epidemie-Maßnahmen auf dem Territorium Bulgariens für den Zeitraum vom 23. bis 30. Juni 2020 regelt. Aus demselben Dokument geht hervor, dass Besuche in medizinischen Einrichtungen verboten sind. 

Epidemie-Maßnahmen könnten nach 30. Juni verlängert werden

Bei dem gegenwärtigen neuen Höhepunkt des Coronavirus konzentrieren sich die Bemühungen darauf, die Umsetzung der gültigen Epidemie-Maßnahmen zu überwachen. Die Kontrolle wird verschärft werden, eine Einführung von neuen Beschränkungen ist jedoch nicht vorgesehen, sagte in einem Interview für das Staatsfernsehen der Hauptgesundheitsinspektor Dozent Angel Kuntschew. Er kommentierte ferner, dass es zu früh sei, zu sagen, ob es eine zweite Welle von Coronaviren gibt. Die signifikante Änderung der Situation mit einem Anstieg der Anzahl der Covid-Patienten im Land im Vergleich zu den letzten zwei Wochen sei aber nicht zu leugnen. Wahrscheinlich sind die Gründe für diesen Sprung komplex, doch das sei kein außergewöhnliches und rein bulgarisches Phänomen.

In Bulgarien hat es keinen Höhepunkt von COVID-19 gegeben

„In der Öffentlichkeit ist der falsche Eindruck entstanden, dass das Virus vor der Tür gestanden hat und wieder verschwunden ist, aber das tun Viren niemals“, sagte die Virologin Prof. Mira Kozhucharowa in einem Interview für den BNR. 
Prof. Kozhucharowa ist der Meinung, dass wir es derzeit mit einer sich allmählich entwickelnden Epidemie zu tun haben, was auch das Ziel der Beschränkungsmaßnahmen gewesen ist, nämlich den Prozess zu verlangsamen. In Bulgarien hat es keinen wirklichen Höhepunkt von Covid-19 gegeben, führte sie weiter aus. Als einen Höhepunkt wären beispielsweise die 9.231 Grippepatienten in der 5. Woche des Jahres zu bezeichnen. Die Situation wurde damals ohne Panik akzeptiert und die vernünftige Menschen haben fast die gleichen Epidemie-Maßnahmen befolgt wie diese von heute, unterstrich Prof. Kozhucharowa.

Außenministerium empfiehlt für Reisen in EU Direktflüge zu nutzen

Aufgrund der anhaltenden Reisebeschränkungen empfiehlt das bulgarische Außenministerium bei Reisen aus Bulgarien in EU-Länder und in den Schengen-Raum, keine Transitflüge durch Drittländer zu nutzen. Empfohlen werden Direktverbindungen innerhalb der EU. Auch wenn die Behörden des jeweiligen Drittlandes keine Reisebeschränkungen für bulgarische Staatsbürger auferlegt haben, haben einige Fluggesellschaften zusätzliche Bedingungen festgelegt, den Zweck der Reise durch Drittländer nachzuweisen, heißt es in der Erklärung. Aktuelle Informationen zum Reiseregime in Europa finden Sie auf der Website des bulgarischen Außenministeriums unter der Überschrift "Ich reise nach…". 

Geldstrafe für Premierminister wegen Nichteinhaltung von Maskenpflicht 

Der Premierminister Bojko Borissow und die ihn begleitenden Personen wurden mit einer Geldstrafe von jeweils 150 Euro belegt, weil sie gegen die Anordnung des Gesundheitsministers verstoßen und in geschlossenen öffentlichen Räumen keine Masken getragen haben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Darunter sind Journalisten, Kameraleute, Fotografen und alle, die in der Kirche des Rila-Klosters zugegen waren. Das teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage der Zeitung „Sega“ mit. Borissow hat das Kloster besucht, um die Renovierungsarbeiten am Kloster und an der dorthin führenden Straße zu überprüfen.

Verstärkte Kontrollen von Epidemie-Maßnahmen in öffentlichen Verkehrsmitteln

In den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Hauptstadt Sofia laufen verstärkt Kontrollen zur Einhaltung der Maskenpflicht. Jene Fahrgäste, die gegen diese Verordnung verstoßen, werden mit einem Bußgeld in Höhe von 300 Lewa (ca. 153 Euro) belangt. Die Kontrolleure des öffentlichen Nahverkehrs werden bis Ende des Monats lediglich Fahrscheine verkaufen und Schwarzfahrer nicht bestrafen. Kontrollen über die Einhaltung der epidemiologischen Maßnahmen soll es auch verstärkt an Plätzen geben, an denen sich große Gruppen junger Menschen einfinden.

Rathaus bleibt geöffnet

Das Hauptgebäude des Sofioter Rathauses soll, trotz der mit Covid-19 infizierten Stadträte, nicht geschlossen werden, erklärte der stellvertretende Bürgermeister Dontcho Barbalow gegenüber dem BNR. Er versicherte, dass das Gebäude jeden Tag alle 4 Stunden desinfiziert werde. Die Kontakte zu den infizierten Beratern werden geprüft. 
Auf Covid-19 werde das Personal der Kindergärten in Sofia, der Sozialversorgung für Senioren sowie der medizinischen Einrichtungen getestet. Im geringsten Zweifel werden PCR-Tests an Mitarbeitern in der Stadtverwaltung durchgeführt, versicherte Barbalow. 
Die Polizei gab bekannt, dass sie die Streifen, die das Tragen von Mundschutz kontrollieren, verdoppelt, nachdem in geschlossenen öffentlichen Räumen wieder vorgeschrieben ist, Masken zu tragen. 

Ärzteverband: Staat muss für ein sicheres Gesundheitssystem sorgen

„Es gehört zu den Pflichten des Staates, für ein sicheres Gesundheitssystem zu sorgen“, sagte in einem Interview für den BNR Dr. Iwan Madscharow, Vorsitzender des Bulgarischen Ärzteverbandes. Der Verband hatte in einem offenen Schreiben gegen die Absicht des Gesundheitsministeriums protestiert, jene Krankenhäuser mit einem Bußgeld zu belangen, die von den Patienten vor ihrer Aufnahme einen Covid-19-Test verlangt haben. Laut Dr. Madscharow dürfen diese Tests nicht von den Patienten bezahlt werden, die Ausgaben dafür sind aber auch nicht in den medizinischen Dienstleistungspaketen vorgesehen, die von der Krankenkasse getragen werden. „Im Kampf gegen das Coronavius hat der Staat keinen einzigen Lew aus dem Staatshaushalt für die Gesundheitsfürsorge ausgegeben. Die Gelder, die für den Kampf gegen das Coronavirus verwendet werden, stammen einerseits aus europäischen Projekten und andererseits von der Krankenkasse“, betonte Dr. Madscharow.

2.776 Tests mit 79 neuen Corona-Fällen

In den vergangenen 24 Stunden wurden 2.776 Corona-Tests durchgeführt und dabei 79 Neuinfektionen registriert. Die meisten Fälle (23) wurden in Sofia diagnostiziert. Das weisen die Angaben des Nationalen Informationssystems über die Ausbreitung von Covid-19 aus.
Seit Beginn der Seuche wurden in Bulgarien insgesamt 3.984 Fälle ermittelt; davon sind 1.606 aktiv. An den Folgen von Covid-19 sind bislang 207 Menschen gestorben, 8 in den vergangenen 24 Stunden. Stationär behandelt werden 341 Patienten, 11 darunter auf Intensivstationen. Als genesen konnten 2.171 Patienten entlassen werden, 97 in den vergangenen 24 Stunden.

Corona-Tests an Sofioter Universität

Rund 200 Jurastudenten, Angestellte und Lehrkräfte der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid“ wurden auf Covid-19 getestet. Sie hatten Kontakt mit Janaki Stoilow von der Leitung der Bulgarischen Sozialistischen Partei (BSP), bei dem eine Corona-Infektion diagnostiziert wurde. Die Testergebnisse sollen demnächst bekanntgegeben werden. Alle Räumlichkeiten der Juristischen Fakultät, in denen Stoilow unterrichtet hat, wurden desinfiziert.
Auch in der Zentrale der BSP wurden Tests durchgeführt. Bisher wurden 4 Infektionen entdeckt, obwohl bei den betreffenden Personen keine Symptome einer Erkrankung vorliegen.

WHO hält Aufhebung gleichzeitig vieler Maßnahmen für Fehler

„Das gleichzeitige Aufheben einer Reihe von Epidemie-Maßnahmen in Bulgarien ist eine Herangehensweise, die den Praktiken in der Welt widerspricht. Es hat dazu geführt, dass wir nicht ermitteln können, die Lockerung welcher Maßnahme zum erneuten Auflodern der Seuche geführt hat“, sagte in einem Interview für das Bulgarische Nationale Fernsehen Dr. Michail Okolijski, Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Bulgarien. Er unterstrich gleichzeitig, dass die Einrichtung von Kontrollpunkten an Orten mit höheren Infektionszahlen nicht zu den effektivsten Maßnahmen gehöre. 

Bildungsministerium empfiehlt Vertagung von Abiturbällen 

Aufgrund der erhöhten Anzahl der an Covid-19 Erkrankten hat das Bildungsministerium empfohlen, die Abschlussbälle der Abiturienten nach dem 30. Juni zu verlegen, wenn die epidemiologische Notsituation aufgehoben wird. Das Ministerium erklärte gegenüber dem BNR, dass die Durchführung der Abiturbälle eine Entscheidung von Abiturienten und Schulen sei. Da sie außerhalb der Schulstunden und Schulen stattfinden, sei es nicht befugt, diese zu kontrollieren. Es sei wichtig, dass die Schüler ihren Abschluss feiern, aber am wichtigsten sei ihre Gesundheit. Daher sei es vernünftig, zurückhaltend zu sein und weiterhin den Empfehlungen und Vorschriften zu folgen, heißt es im Statement des Bildungsministeriums.

Weitere wichtige Informationen zu Covid-19 in bulgarischer Sprache und in 9 Fremdsprachen finden auf der Internetseite von Radio Bulgarien in unserer Spezialrubrik COVID-19.

Zusammengestellt: Elena Karkalanowa und die Nachrichtenredaktion
Übersetzung: Wladimir Wladimirow und Georgetta Janewa



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