Wegen der erschwerten epidemiologischen Lage im ganzen Land haben die Organisatoren der Antiregierungsproteste in Sofia, genannt „Giftiges Trio“, die Einstellung der allabendlichen Protestaktionen angekündigt. Das geschehe aus Achtung gegenüber den Medizinern, die in vorderster Front gegen die Seuche ankämpfen. Diese Entscheidung wurde am gestrigen, 116. Protestabend bekanntgegeben.
„Wir müssen die Fähigkeit der bulgarischen Ärzte und Krankenschwestern bewahren, mit der Welle von Corona-Kranken klar zu kommen. Wir unternehmen diesen Schritt aus Respekt vor unseren Rettern in weißen Kitteln und mit Ekel gegenüber der Regierung der Mafia. Wir halten es für scheinheilig, das zerstörte Gesundheitssystem zu kritisieren und gleichzeitig das Risiko zu schaffen, auch nur einen von Ihnen zu infizieren! Die Regierung hat Angst, diese Verantwortung zu übernehmen, weil sie politische Anschuldigungen erhalten und noch mehr an Zustimmung verlieren wird. Deshalb werden wir die Verantwortung übernehmen“, sagte Anwalt Nikolaj Hadschigenow vom sogenannten "Giftigen Trio", das hinter der Organisation der Proteste steht.
„Die öffentliche Meinung wurde geweckt und niemand hatte im März davon geträumt“, kommentierte in einem Interview mit dem BNR der Schriftsteller Zahari Karabaschliew, der unter den Unterzeichnern eines offenen Briefes war, in dem der Rücktritt des Ministerpräsidenten Bojko Borissow, des Generalstaatsanwalts Iwan Geschew, des BNT-Intendanten Emil Koschlukow, des Vorsitzenden des Parlamentsausschusses für Kultur Weschdi Raschidow und derParlamentspräsidentin Zweta Karajantschewa gefordert wurde. Laut Zahari Karabaschliew ist bereits klar, dass es keine vorgezogenen Wahlen geben wird:
„Für mich endeten die Proteste am 2. Oktober und es ist gut so... Alle müssen jetzt nach Hause gehen und sich auf die Wahlen vorbereiten, um am Wahltag wach zu sein. Es besteht keine Notwendigkeit mehr von Protesten. Es besteht keine Notwendigkeit von Menschen auf den Straßen, die sich erkälten und gegenseitig infizieren. Es stellte sich heraus, dass die Regierung stabiler ist als die spontan organisierten Proteste“, sagte der Schriftsteller und gab zu, dass er die vorgezogenen Wahlen zu Beginn der Proteste für unvermeidlich hielt.
„Parlamentswahlen im März ist das logischste Szenario“, sagte der Fernsehjournalist Sascho Dikow gegenüber BNR, fügte jedoch hinzu, dass er die Möglichkeit für einen vorzeitigen Rücktritt von Premierminister Bojko Borissow nicht ausschließt. „Jahrelang half ihm das Super-Charisma und die Geschicklichkeit eines Mannes aus dem Volk, Sympathien zu gewinnen, aber die neuesten Audioaufnahmen zeigten das hässliche Bild von Bojko Borissow“, analysierte Dikow in der BNR-Sendung "Politisch UNkorrekt". „Wenn wir eine Staatsanwaltschaft hätten, wäre dieser Mann schon lange kein Politiker mehr, sondern ein Sträfling. Aber er hat Glück, dass wir keine Staatsanwaltschaft haben... Sein zweites großes Glück ist, dass keine Oppositionskräfte auftreten können, die vom Volk als Opposition zu Bojko Borissow anerkannt werden." Der Journalist schließt jedoch nicht aus, dass Bojko Borissow die Wahlen erneut gewinnen wird.
„Egal ob durch reguläre oder vorgezogene Wahlen, eins ist klar – die Ära Borissow ist vorbei“, kommentierte der Co-Vorsitzende der außerparlamentarischen Oppositionspartei "Demokratisches Bulgarien", Gen. Atanas Atanassow, die aktuelle Situation gegenüber BNR. Ihm zufolge seien die großen Korruptionsskandale während der Regierungszeiten von GERB über 70 an der Zahl. „Und die Institutionen im Land sind fehl am Platz. Damit bestimmte Maßnahmen umgesetzt werden können, müssen die Menschen Vertrauen in die Regierung haben ... Welche Maßnahmen können sie ergreifen, wenn das Volk ihnen nicht vertraut?", fragt rhetorisch Atanas Atanassow und fügt hinzu: „Die Corona-Krise ist eine Bedrohung für die nationale Sicherheit, da das Leben der bulgarischen Bürger gefährdet ist. Die angemessene Reaktion des Staates muss wie im Falle einer Bedrohung für die nationale Sicherheit sein, aber ich sehe diese Elemente überhaupt nicht.“
Redaktion: Elena Karkalanowa
Übersetzung: Mihail Dimitrov
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