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Iwo Dantschew und seine fantastischen Schembartläufer

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Foto: Iwo Dantschew

Kurz nach der Euphorie zu Weihnachten und Neujahr, ziehen in Felle gekleidete Schembartläufer (Kukeri) mit ihren gruseligen Masken, lautem Prasseln und ohrenbetäubenden Lärm von den an ihren Gürteln hängenden Kuhschellen durch das Land, um böse Geister zu vertreiben. Dieses prächtige, bunte Treiben gehört zu den mystischen Bräuchen in Bulgarien

Der Fotograf Iwo Dantchew, der seit Jahren für National Geographic arbeitet, hat den Schembartläufern ein spezielles Projekt gewidmet, das er „Die Behüter“ genannt hat. Sein künstlerisches Foto von den „Behütern“ aus Raslog schmückt das Cover der Januar-Ausgabe des Magazins.

„Die Maskenspieler und die damit zusammenhängenden Rituale werden in den verschiedenen Teilen des Landes mit verschiedenen Namen genannt“, erklärt Iwo Dantchew. In der Region Pernik heißen die Kukeri Surwa-Läufer, in Raslog und Umgebung Babugeri, abgeleitet von babuger, die „schlaue Oma“. Anderenorts werden sie Tschauschi (bewaffnete türkische Wächter), Metschkari (Bärenhalter), Arapi (Schwarze) oder Derwische genannt.

„Es gibt viele Arten von Kukeri und ich habe fast alle fotografiert“, sagt Iwo voller Stolz. Sein Foto mit den Tschauschi hat bei National Geographic-Lesern für Furore gesorgt. Das Foto selbst hat eine interessante Geschichte. Gemacht wurde es im Pirin-Gebirge, in der Nähe der Karstspitze „Kontscheto“ (das Pferdchen) auf einer Höhe von 2.810 m ü.M. und des Wichren-Gipfels (2.914 m).

„Ich wollte schon immer etwas anderes machen und hatte lange geplant, die Tschauschi hoch oben im Gebirge zu fotografieren. Vor dem ersten Schnee hatten wir nur wenige Tage und so mussten wir uns schnell organisieren“, erinnert sich der Fotograf, der zusammen mit sechs Freunden als Sherpa die Felle und Masken der Tschauschi hochgetragen hat. "Das Foto stammt genau von dort oben", erzählt Iwo und gibt zu, dass ihn die Kukeri mit ihrer Primitivität und Energie schon immer fasziniert haben. Das ist der Grund für sein Projekt „Die Behüter“.

„Lange Zeit wusste ich nicht, wo ich anfangen und wie ich sie fotografieren sollte. Ich wollte nicht einfach einen Kukeri-Umzug auf der Straße einer Stadt wiedergeben, den alle schon lange kennen“, erzählt der Fotograf, für den die Natur schon immer ein wichtiges Motiv in seinen Fotografien war. Deshalb war es selbstverständlich, dass er seine Kukeri in der wilden Natur fotografiert, weil  gerade sie die Inspiration für die Masken der Kukeri ist.

“Ich wollte diese Gestalten dorthin zurückführen, wo sie herkommen, nach verschiedenen Orten und Handlungen suchen, die ein Gefühl von einer märchenhaften, magischen Welt erzeugen. Ich wollte nicht einfach nur eine alte Tradition dokumentieren", erklärt Iwo.

Das Projekt „Die Behüter“ hat der Fotograf vor zwei Jahren gestartet. Er reist durch ganz Bulgarien, um zu fotografieren und hat inzwischen Dutzende einzigartige Aufnahmen.

Iwo Dantschew beabsichtigt, ein Buch mit Porträts von bizarren Schembartläufern herauszugeben. Geschichten zu erzählen, war ihm schon immer wichtig. Die Gesichter seiner Protagonisten sind von Sonne und Wind gezeichnet.

„Mich haben schon immer Menschen interessiert, die mit der Natur verbunden sind", sagt Iwo und erklärt damit, warum er so leidenschaftlich an seinem Projekt arbeitet.

„Die Kukeri sind die Hüter einer alten Tradition. Ich versuche, die Geschichten der Menschen zu verfolgen, die sich hinter diesen gruseligen Masken verstecken. Mein Projekt hat also zwei Seiten – die menschliche und die magische."


Fotos: Iwo Dantschew

Übersetzung: Georgetta Janewa



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